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Herzogenrath: Saint-Gobain baut eigenen Campus in Herzogenrath

Herzogenrath : Saint-Gobain baut eigenen Campus in Herzogenrath

Auf dem Gelände des Automobilzulieferers Saint-Gobain Sekurit in Herzogenrath soll 2019 ein neuer Campus entstehen. Kosten etwa 12 Millionen Euro. Das Projekt umfasst die Modernisierung des Forschungs- und Entwicklungszentrums (HRDC) sowie den Neubau eines Co-Innovation Centers als zentralen Mittelpunkt mit Kantine am Standort.

In diesem sollen Kunden, externe Partner, Hochschulen und Kollegen zum kreativen Austausch zusammenkommen.

Der Campus in Herzogenrath (Konzeptentwurf des neuen Co-Innovation Centers). Grafik: ZVA/Thomas, Foto: Saint-Gobain Sekurit, Dirk Laubner/ Konzeptentwurf: Molestina Architekten, Köln
Der Campus in Herzogenrath (Konzeptentwurf des neuen Co-Innovation Centers). Grafik: ZVA/Thomas, Foto: Saint-Gobain Sekurit, Dirk Laubner/ Konzeptentwurf: Molestina Architekten, Köln

Der Campus entsteht auf einer Fläche von insgesamt 20.000 Quadratmetern. Um Platz für den neuen Bau zu schaffen, werden bereits jetzt erste Gebäude abgerissen.

 Widmet sich dem Thema Digitalisierung und setzt sich für seine Mitarbeiter ein: Stephan Kranz, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Widmet sich dem Thema Digitalisierung und setzt sich für seine Mitarbeiter ein: Stephan Kranz, Vorsitzender der Geschäftsführung. Foto: Fuhrmann

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum soll Platz für 300 Mitarbeiter bieten, sagt Stephan Kranz, Vorsitzender der Geschäftsführung. Weitere Details gibt es noch nicht, die Planungen laufen derzeit, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Klar ist aber auch, dass der Campus nicht der einzige Schritt ist, den Saint-Gobain im Zuge der Digitalisierung gehen möchte. Industrie 4.0, also die vierte industrielle Revolution, ist wie bei vielen anderen Unternehmen das große Thema bei Saint-Gobain Sekurit. Die Frage, wie man in Zeiten des Internets dieses für sich und seine Produktion nutzen kann, steht dabei im Fokus.

Prozesse werden automatisiert

Längst ist bekannt, dass sich in den kommenden Jahren nicht nur die Struktur der Unternehmen verändern wird, sondern auch die Aufgabenfelder der Mitarbeiter. Dort, wo heute noch Menschen Fehler beheben müssen, werden in Zukunft Roboter dem Mensch unter die Arme greifen. Prozesse werden automatisiert. Und irgendwann werden sie dazu fähig sein, Probleme frühzeitig zu erkennen, dem Mitarbeiter Lösungen vorzuschlagen und so vielleicht Fehler zu vermeiden. Das zumindest ist der Plan. Technische Intelligenz nennen das Fachleute. Ob damit Personaleinsparungen einhergehen, lässt Sekurit offen. Bei Saint-Gobain heißt es, dass der Mitarbeiter immer eine wichtige Rolle spielen wird.

Saint-Gobain Sekurit Deutschland soll einerseits auf Produktebene für Sekurit weltweit die Entwicklung der technisch anspruchsvollen Fahrzeugverglasungen übernehmen und auf der anderen Seite für die gesamte Saint-Gobain Gruppe das Thema Digitalisierung in der Fertigung vorantreiben. Das ist der Anspruch des Unternehmens an sich selbst. Konkret bedeutet das:

Zum einen stehen die Automatisierung und Beschleunigung der Prozesse durch neue IT-Lösungen im Vertrieb, aber auch in der Produktion im Fokus. Ein sogenanntes CRM-Kundenmanagementsystem und eine IT-System zur besseren Personalverwaltung sind geplant.

„Technische Änderungen haben immer auch Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Mitarbeiter“, weiß Kranz. Experten gehen sogar davon aus, dass Industrie 4.0 die Arbeitswelt in den kommenden Jahren noch schneller und tiefgreifender verändern wird, als das in den vergangenen zehn Jahren der Fall war.

Digitalisierung vorantreiben

Deswegen investiert das Unternehmen in die betriebliche Erstausbildung. Hinzu kommt die Weiterbildung für Mitarbeiter. Dazu hat das Unternehmen eine eigene Akademie gegründet: Eine Art Trainingszentrum, in dem die eigenen Spezialisten andere Mitarbeiter in Themen rund um Industrie 4.0 schulen. Die Digitalisierung könne man an Modellinstallationen live erleben, erklärt Kranz. Mit der Akademie wolle man allen Mitarbeitern die Grundlage und das spezielle Wissen für die digitale Fertigung geben, offene Fragen klären und Angst gegenüber der Digitalisierung abbauen oder gar nicht erst entstehen lassen. Vor den Sommerferien wurde mit den ersten Schulungen begonnen. Die Akademie soll im Dezember eröffnet werden. Die Kosten hierfür können derzeit noch nicht genau beziffert werden, sagt das Unternehmen.

Zum anderen gibt es seit dem Sommer bei Saint-Gobain Sekurit den Ausbildungsberuf des Mechatronikers. Mechatronik meint in dem Fall die Kombination von Mechanik und Elektrotechnik/Elektronik, ergänzt durch Steuertechnik und Regelungstechnik sowie der Informationstechnik. „Um den Anforderungen einer digitalen Fertigungstechnik gerecht zu werden, benötigen wir in unserem Unternehmen dieses Berufsfeld“, sagt Kranz.

Denn: Unter dem Stichwort „Autoglas 2020“ wird die Einführung neuer Produkte und Technologien für die weltweite Sekurit-Organisation sowie die Digitalisierung der Fertigung angestrebt. Dafür braucht man qualifiziertes Personal. Sekurit will die Mitarbeiter selbst ausbilden. In Zukunft, so erklärt das Unternehmen, könnte die Windschutzscheibe ein großes Display sein, auf dem der Fahrer Filme anschauen könnte und durch Bedienung mit den Fingern (Touch-Display) sämtliche Einstellungen am Auto vornehmen könnte. „Natürlich kann sich der Fahrer dabei entspannt zurücklehnen, denn in der Zukunft fahren die Autos selbst, der Fahrer kann sich also auf die Bedienung konzentrieren“, beschreibt Kranz das Konzept. In Zukunft werde die Scheibe alle möglichen Informationen enthalten, die einfach abzurufen sind.

Für die „Smart Windshields“ (so werden die modernen Scheiben genannt) habe man sich bereits unterschiedliche Systeme patentieren lassen. Zu jeder Scheibe werden im Herstellungsprozess etwa 8000 Informationen gesammelt. Die Daten sind für den Fahrer allerdings nicht abrufbar. Sie dienen eher der Qualitätsüberwachung in der Produktion. Saint-Gobain Sekurit glaubt, in ein paar Jahren so weit mit der Forschung zu sein, dass die Vision, zur Realität wird.