Würselen : Maskenzüge und Gänsereiten im Fokus des neuen Heimatmagazins
Würselen Volles Haus im Kulturzentrum: Als der Leiter des Kulturarchivs, Heinz Josef Küppers, das Publikum zur Vorstellung des neuen Würselener Heimatmagazins „Schlaglichter“ im ehemaligen Ratssaal begrüßte, waren nur wenige Stühle unbesetzt.
Küppers freute sich, dass man nun schon das fünfte Heft vorstellen könne, diesmal mit Geschichten zum Karneval im 19. Jahrhundert und einer kuriosen Geschichte über aufständische Würselener. Ins Detail gingen die Autoren Achim Großmann und Norbert Lynen.
Überraschendes Ergebnis
Großmann hatte mangels anderer Quellen die Tageszeitungen von rund sieben Jahrzehnten bis zur Jahrhundertwende um 1900 zur Fastnachtszeit durchgesehen. Zwar wurde der Karneval im Textteil der Zeitungen nicht behandelt, Großmann fand aber mehrere hundert Anzeigen über Veranstaltungen zur Fastnachtszeit. Das Ergebnis ist ein überraschend vielfältiges Zeugnis des damaligen Karnevalsgeschehens in der Stadt.
Eine der frühesten Anzeigen ziert das Titelblatt, eine Einladung des Scherberger Karnevalsvereins „Scherberger Florresei“ zu einem „glänzenden Ball“ und „großen Maskenzug“ im Jahr 1852. Aber nicht nur darüber erfährt man mehr im Heft.
Berichtet wird zum Beispiel auch über einen Karnevalszug durch Linden-Neusen und die Schwesterstädte, den die Lindener und Neusener Karnevalsfreunde 1884 annoncierten oder über ein kurioses Fastnachtsbrauchtum in Euchen, das sogenannte Gänsereiten beziehungsweise Gänsejagen. Bemerkenswert ist überdies die reiche Dokumentation des Vereinskarnevals der Theater-, Musik-, Sport-, Schützen- und Gesangvereine, die Träger des Volkskarnevals zu dieser Zeit waren.
Norbert Lynen hat zu dem neuen Heft eine wunderbare aktenkundige Geschichte aus dem Jahr 1614 über aufständische Würselener beigetragen, die sich dagegen wehrten, dass nach dem Tod von Pfarrer Peter Bondt der bisherige Haarener Pastor Johannes Braun neuer Pfarrer in Würselen werden sollte.
Es ist dokumentiert, dass mehrere hundert Würselener sich deshalb versammelten und den Abgesandten des Domstifts zu Köln den Zugang zur Kirche mit Gewehren, Spießen, Mistgabeln, Beilen und anderen bedrohlichen Gegenständen verwehrten.
Gerd Welper gab schließlich noch einen Einblick in seine Arbeit über das Thema Wirtschaftsraum Wurmtal. In einem der nächsten Hefte soll dann mehr über den frühen Bergbau und die Mühlen in diesem Tal berichtet werden. Das neue „Schlaglichter“-Magazin überzeugt auch diesmal wieder mit gut erzählten und reich illustrierten Artikeln zu bislang unbekannten Aspekten der Würselener Heimatgeschichte.
Kein Wunder, dass nach der Veranstaltung jeder das neue Heft haben wollte. Ab sofort ist das 28-seitige Heft in Würselen in den Buchhandlungen sowie den Filialen der VR Bank und Sparkasse aller Ortsteile erhältlich, natürlich auch im Kulturarchiv der Stadt Würselen. Das findet man im Alten Rathaus (Kaiserstr. 36), geöffnet ist das Archiv mittwochs von 15 bis 18 Uhr.