Brandstiftung wahrscheinlich : Kriminalpolizei ermittelt nach Kellerbrand
Alsdorf Ein Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus am Englerthring löst in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen Großeinsatz aus. Neben der Alsdorfer Feuerwehr werden auch Rettungskräfte aus Nachbarkommunen alarmiert.
Einige Bewohner muss die Feuerwehr per Leiter aus ihren Wohnungen befreien. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen. Das Bild, das sich der Feuerwehr in der Nacht bei Eintreffen am Einsatzort bietet, ist dramatisch: dichter Qualm dringt aus dem Treppenhaus durch die Eingangstür, an etlichen Fenstern sowohl an der Vorder- als auch der Rückseite des Hauses machen Menschen auf sich aufmerksam, die durch die massive Rauchentwicklung nicht mehr durch das Treppenhaus flüchten können.
Nachdem um 1.22 Uhr der Alarm in der Leitstelle eingegangen war und eine Prüfung ergab, dass 48 Personen in dem betroffenen Wohnblock gemeldet sind, packt die Wehr das große Besteck aus. Neben der Alsdorfer Feuerwehr eilen die Drehleiter aus Würselen und der Gerätewagen Atemschutz der Städteregion neben mehreren Rettungswagen an den Einsatzort. Auch der Leitende Notarzt und der organisatorische Leiter Rettungsdienst „Nord“ und „Süd“ werden alarmiert.
Vom Vordach gesprungen
Während mehrere Angriffstrupps unter Atemschutz im Keller gegen die Flammen kämpfen, kümmern sich Kollegen um die Rettung und Versorgung der Menschen. Bewohner in stark verrauchten Wohnungen werden mit Dreh- und Steckleitern gerettet, Bewohner in weniger verrauchten Wohnungen weisen die Einsatzkräfte an, die Türen zum Korridor abzudichten und an einem Fenster zu warten. Im hinteren Bereich des Gebäudes kann die Feuerwehr insgesamt 13 Menschen aus dem zweiten und dritten Stock befreien, elf von ihnen versammelt sie in einer Wohnung und rettet sie von dort aus mit der Drehleiter – unter ihnen eine junge Familie mit zwei Kindern und einem Kleinkind sowie eine 84-jährige Frau.
Die menschlichen Bewohner des Hauses der Vivawest kommen alle mit dem Leben davon. Drei Personen werden mit Rauchgasvergiftungen in umliegende Krankenhäuser gebracht. Noch bevor überhaupt eine Leiter in Stellung gebracht werden kann, ist ein Jugendlicher vom Vordach des ersten Geschosses gesprungen, der sich dabei jedoch glücklicherweise nicht erheblich verletzt. Weniger Glück hat eine Katze, die die Feuerwehr im rückwärtigen Bereich des Hauses gemeinsam mit zwei Personen über eine Steckleiter rettet. Im Freien kollabiert das Tier und stirbt noch an der Einsatzstelle. Besonders hebt die Feuerwehr nach dem Einsatz das Verhalten eines jungen Familienvaters hervor. Nachdem seine betagte Nachbarin auf Klopfzeichen nicht reagiert hatte, verschaffte er sich gewaltsam Zugang zur Wohnung und kümmerte sich um die Dame.
Die Feuerwehrleute, die mit dem Löschen des Brandes beschäftigt sind, stellen unterdessen fest, dass es nicht nur an einer Stelle brennt. Auch an einer zweiten gibt es einen Brandherd. Außerdem ist die Hauptwasserleitung des Gebäudes geborsten, erhebliche Mengen Wasser strömen aus. Noch in der Nacht beginnt ein Bauunternehmen damit, den beschädigten Hausanschluss freizulegen.
Aufgrund der Beschädigung, weil Teile der Stromversorgung ausgefallen und Treppenhaus und Korridore stark verraucht sind, entscheidet die Feuerwehr um Einsatzleiter Andreas Hodenius, die Bewohner zumindest in dieser Nacht an anderen Orten unterzubringen. Während der Einsatz läuft, steht ein Linienbus zur Verfügung und für die Nacht eine in der Gesamtschule vom DRK eingerichtete Betreuungsstelle – für jene, die nicht bei Verwandten oder Freunden übernachten können. Einige Bewohner kehren dennoch in ihre Wohnungen zurück.
Um 5.46 Uhr beenden die Einsatzkräfte der Hauptwache und der drei Löschzüge den Einsatz. Kritik üben die Einsatzkräfte im Nachgang an teilweise aggressivem und abweisendem Verhalten einiger Bewohner, die sich weigerten, ihre Wohnung zu verlassen und der Aufforderung erst auf Anweisung der hinzugerufenen Polizeibeamten nachkamen.
Das Kriminalkommissariat 11 im Aachener Polizeipräsidium hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Die Feuerwehr hält – aufgrund der beiden räumlich getrennten Brandherde – Brandstiftung für wahrscheinlich.