1. Lokales
  2. Nordkreis

Seniorenbeiräte im Nordkreis: In Herzogenrath wählen nur 0,3 Prozent

Seniorenbeiräte im Nordkreis : In Herzogenrath wählen nur 0,3 Prozent

Nur 43 Menschen haben in Herzogenrath bei der Seniorenbeiratswahl ihre Stimme abgegeben. Jetzt will die Politik die Ursachen erforschen lassen.

In Herzogenrath wurde in diesem Jahr zwei Mal gewählt, aber die andere Abstimmung abseits der Bundestagswahl hat im Prinzip niemanden interessiert. Nur 43 Menschen haben im August ihre Stimme für den neuen Seniorenbeirat abgegeben. 19 in Merkstein, 16 in Kohlscheid, acht in Mitte – das sind 0,3 Prozent der Wahlberechtigten. Immerhin leben in Herzogenrath 14.510 Menschen, die älter als 60 Jahre sind und den Seniorenbeirat mitbestimmen oder sich aufstellen können. Seit 15 Jahren existiert das Gremium.

Für CDU-Fraktionssprecher Dieter Gronowski ist diese geringe Wahlbeteiligung „nicht das Gelbe vom Ei“, wie er jüngst in der Ratssitzung sagte. Woran hat’s gelegen? Das würde seine Fraktion gerne wissen. Da es in diesem Jahr eben nicht die einzige Wahl gewesen ist, findet UBL-Fraktionschef Bruno Barth, man habe eine Chance auf mehr Beteiligung vertan, weil die Seniorenbeiratswahl nicht an die für den Bundestag gekoppelt gewesen ist. Die SPD fragt sich auch, ob die Werbung für die Wahl ausreichend und das Verfahren das richtige gewesen sei. „Die Verwaltung muss mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben“, betonte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Göbbels.

Wahl ist bürgernah mit Handzeichen

Diese Forderung spiegelte den Kern sämtlicher Aussagen wider. Herzogenraths Bürgermeister Benjamin Fadavian (SPD) sagte als Reaktion auf die Äußerungen der Politiker kurz und bündig: „Das kann man so unterschreiben.“

 Fester Bestandteil im Sitzungskalender: Der Seniorenbeirat wird in Herzogenrath noch von den Bürgerinnen und Bürgern ab 60 gewählt.
Fester Bestandteil im Sitzungskalender: Der Seniorenbeirat wird in Herzogenrath noch von den Bürgerinnen und Bürgern ab 60 gewählt. Foto: MHA/Screenshot

Damit meinte er wahrscheinlich primär, dass man mit der minimalen Wahlbeteiligung nicht zufrieden sein könne. Denn den Senioren selbst kann man nicht unbedingt den Vorwurf machen, sich in den vergangenen Jahren nicht ausreichend engagiert – wie mit der Anlaufstelle Roda-Senioren (RoSe) – und präsentiert zu haben. Wohl aber hat die Pandemie den Ehrenamtlern viele Begegnungen genommen.

Die Art der Wahl ist genau so bürgernah. Es handelt sich seit Jahren um eine Veranstaltung, bei der die Senioren ihre Vertreter und Vertreterinnen in jedem Stadtteil bei einem Forum per Handzeichen bestimmen können – die Kandidaten können sich am Tag selbst vorstellen. Der politische Wunsch nach Ursachenforschung scheint plausibel.

Im Nordkreis ist Herzogenrath die einzige Kommune, in der der Seniorenbeirat in dieser Form gewählt wird. In Alsdorf bestimmt der Stadtrat die 26 Vertreter und Vertreterinnen; zuletzt ist dies im Dezember 2020 geschehen, als sich der neue Rat nach der Kommunalwahl konstituiert hatte. Das heutige Gremium setzt sich seit 2015 aus dem Seniorenbeirat und dem Beirat für Menschen mit Behinderungen zusammen. „Der Beirat tagt nach Bedarf, aber ansonsten zwei Mal im Jahr“, erklärt Rita Gut aus dem Alsdorfer Sozialamt und Geschäftsführerin des Beirates. Die Vorschläge und Empfehlungen der Mitglieder werden an die entsprechenden Fachausschüsse weitergeleitet und dann politisch beraten.

Ist das Gremium sinnvoll?

Abgeschafft wurde der Seniorenbeirat in Würselen – und zwar schon 2010. Anfang 2019 brachte die Politik eine Renaissance ins Gespräch, die aber nicht zum Abschluss kam, es blieb bei Gedankenspielen. „Fraglich ist nach wie vor, inwiefern der Beirat Sinn macht“, sagt Pressesprecherin Miriam Ameri auf Nachfrage der Redaktion. „Erfreulicherweise konnte inzwischen eine Seniorenfachkraft eingestellt werden, die in enger Abstimmung mit den ehrenamtlichen Beauftragten für Seniorinnen und Senioren arbeitet.“ Die Fachkraft soll die Bedarfe der älteren Generationen ermitteln. Anhand der Ergebnisse soll auch ersichtlich sein, ob „die Einrichtung eines solchen Gremiums sinnvoll“ sei, sagt Ameri.

Ähnlich ist die Situation in Baesweiler. Dort gibt es in Person von Jennifer Strzys eine Seniorenbeauftragte. Die dortige Politik ist der Meinung, die Interessen der Senioren seien angesichts der Altersstruktur im Stadtrat und seiner Gremien sehr gut vertreten.