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Herzogenrath: Herzogenrather Integrationspreise verliehen

Herzogenrath : Herzogenrather Integrationspreise verliehen

Am Ende wurde es bei der Verleihung der Integrationspreise der Stadt Herzogenrath am Samstag in der Aula des Schulzentrums doch voller auf der Bühne, als eigentlich geplant. Der Grund dafür lag darin, dass der Einzelpreisträger Manfred Borgs den Preis nur stellvertretend für den Stadtsportverband Herzogenrath entgegennehmen wollte.

„Denn ein Motor läuft nicht einfach so, er gehört in ein Gehäuse“, sagte Borgs, der damit direkt Bezug auf die Laudatio von Bürgermeister Christoph von den Driesch nahm. So sei Borgs nicht nur bei der vorbildlichen Aktion „Sport hilft … nicht nur Dir!“ ein „unermüdlicher Motor, der sich persönlich sehr stark einbringt“. Borgs sei Ansprechpartner für Flüchtlinge und Sportvereine und Vertrauensperson.

Jeder kann etwas ausrichten

„Das Engagement im integrativen Bereich entspricht meiner ganz persönlichen Einstellung“, sagte Borgs dazu, dessen Credo es ist, dass alle Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas Positives ausrichten können. Dabei war sein mittlerweile seit 17 Jahren anhaltender Einsatz für den Stadtsportverband Herzogenrath am Anfang durch einen Zufall geprägt, wie Christoph von den Driesch berichtete.

Borgs sollte eigentlich nur für seinen Heimatverein SVS Merkstein seinen langjährigen Fußballfreund Horst Scharra vertreten. Ein Beinbruch verhinderte, dass Borgs in dieser Zeit aktiv spielen konnte, und so kam er zur Veranstaltung des Stadtsportverbands, wo er gleich als Geschäftsführer vorgeschlagen wurde. Der damalige ehrenamtliche Bürgermeister Gerd Schwarz schaffte es, Borgs nach einer kurzen Bedenkzeit für dieses Amt zu begeistern, dass er bis heute mit großem Engagement ausfüllt.

Neben organisatorischen Fragen und der Funktion als Schnittstelle zur Lokalpolitik, fand Borgs auch bei der Flüchtlingsfrage die passende Antwort. So war es seine Idee, die Flüchtlinge bei Interesse in die Vereine zu bringen und sie auch nach Möglichkeit auszustatten, damit sie im Verein Sport treiben können.

Vorbildliches Engagement zeichnet auch die Preisträger in der Kategorie „Vereine, Gruppen und Institutionen“ aus. Denn der Integrationsverein Herzogenrath mit Sitz am August-Schmidt-Platz in Merkstein stellte mit seinem Vorstand Zeki Bir und Salim Basogul, sowie Sprecher und Geschäftsführer Sezgin Kalyoncu schnell fest, dass es keinen festen Treffpunkt für Menschen aller Nationalitäten in Merkstein gab.

„Die Moschee ist durch ihre dezentrale Lage nicht für jeden erreichbar“, sagte Sezgin Kalyoncu. Nach der Idee folgte schnell die Umsetzung und seit Dezember 2012 konnten durch die Unterstützung von Mustafa Bir und Fehmi Tarasi vom Integrationsrat Räume am August-Schmidt-Platz 15 angemietet werden.

„Seither ist dort ein Ort, an dem die Tür für alle geöffnet ist“, freute sich Bürgermeister von den Driesch. Mittlerweile zählt der Verein 23 Mitglieder, und ist offen für Austausch und Begegnung nicht nur bei einer Tasse Tee, die für alle Gäste immer gratis ist. „Wir sind keine Vertreter für islamische Fragen oder die türkische Regierung“, machte Sezgin Kalyoncu die Grundsätze der Begegnungsstätte klar.

„Wir wollen die Menschen in unserer deutschen Heimat gerne näher kennen lernen und uns mit ihnen austauschen“, schloss er. Auf dieser Basis wächst im Verein auch die Arbeit für Flüchtlinge, die täglich zwischen 14 und 18 Uhr die Möglichkeit haben, sich am August-Schmidt-Platz zu treffen und in den Räumen des Integrationsvereins etwas Abwechslung zu finden. Kurzfristig will der Verein die Öffnungszeiten noch ausdehnen, um noch mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. „Der Integrationspreis stärkt uns in der Vereinsarbeit“, freute sich Zeki Bir abschließend.

Und da die Preisverleihung in die gemeinsame 20-Jahr-Feier von Seniorenbeirat, Behindertenform und Integrationsrat eingebettet war, steuerte auch der Vorsitzende des Integrationsrates, Fehmi Tarasi, ein paar Worte bei. Er erinnerte nicht nur an Paragraph 1 des Grundgesetzes, nach dem die Würde des Menschen unantastbar ist. „Wir leben nach diesem Leitsatz in unserem alltäglichen Handeln, Verhalten und in unseren Einstellungen“, sagte Tarasi.

Zur aktuell empfundenen Flüchtlingsproblematik machte er deutlich, dass Deutschland seit 50 Jahren für die Integration von Menschen aus vielen Ländern stehe. „Darum müssen wir keine Mauern bauen, sondern alles abbauen, was intolerant ist“, sagte er unter dem Beifall der gut 200 Gäste. Denn unterschiedliche Kulturen und Menschen seien „ein großer Schatz dieses Landes“, von dem man nur lernen könne.

Und dass gemeinsames Wirken in der Gruppe die beste Art sei, Willkommenskultur zu zeigen, bewies auch das Bild der Preisträger, die nur stellvertretend für andere ihren Preis entgegennahmen. Manfred Borgs stiftete sein Preisgeld von 100 Euro übrigens gleich an die Flüchtlingsarbeit in der Stadt.

(mabie)