Zur Debatte um Rodas Innenstadt : Überspitzt, aber genau deswegen anregend
Meinung Herzogenrath Durchaus vehementen Einspruch gab es aus der Herzogenrather Verwaltung bezüglich unserer Überschrift „Trotz Millioneninvestition: ,Herzogenrath-Mitte ist tot’“. Eine Einordnung.
Darf man unbequeme Wahrheiten beim Namen nennen? Ja, man muss das sogar. Und junge Menschen können da erfrischend unverblümt sein. Natürlich ist Herzogenraths Innenstadt nicht tot, wie da jetzt aus jugendlichem Munde geurteilt wurde. Es gibt Geschäfte, die sich aufgrund guten Angebots regen Zulaufs erfreuen können. Der Wochenmarkt ist bestens bestückt und deshalb gerne angenommener Treffpunkt. Die bislang hässlich-graue Bahnbrücke an der Kleikstraße fügt sich seit Kurzem dank wunderbarer Illusionsmalerei gefällig ins Stadtbild ein.
Die Pfarrkirche hat durch die Öffnung ihres Umfelds und nicht zuletzt geschickte Beleuchtung neue Erhabenheit erlangt. Und die ehemalige Supermarkt-Immobilie am Ferdinand-Schmetz-Platz ist einem modernen Wohnkomplex gewichen. Von dem, was im Zuge des InHK bewegt worden ist, träumt man in vergleichbaren Städten. Das Wetter wird bald wieder zulassen, dass man das alles und mehr, nämlich was sich zum Beispiel im bislang vakanten Bockreiter-Zentrum noch tun wird, von einer der schicken neuen Bänke Modell „Vera“ aus beobachten kann.
So weit so gut. Junge Menschen aber werden in der City offenbar nicht weit hinter dem Ofen hervorgelockt. Es ist ja noch nicht alles umgesetzt, was mit unbezahlbarem Engagement und viel Fachwissen in ein Maßnahmenpaket zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt geschnürt wurde, mag man mit Recht sagen. Doch einen Blick auf das zu werfen, was womöglich dabei vergessen worden ist, sollte man auch. Und dabei sind pointierte Aussagen junger Menschen besonders wichtig: Ihnen gehört die Zukunft der Stadt. Herzogenrath kann sich freuen, dass die Handelnden auch das erkannt und ein ergänzendes Quartiersprojekt ins Leben gerufen haben, bei dem es genau um die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner geht.
Überspitzte schnelle Urteile mögen zunächst wehtun. Aber sie wecken in verlässlicher Manier Aufmerksamkeit. Und bergen das Potenzial, eine Debatte auszulösen. In diesem Fall kann man sagen: gelungen! Bleibt zu hoffen, dass sich dies positiv auf die Beteiligung an #Mitten in Herzogenrath auswirkt. Und dass sich die jugendlichen Kritiker nun auch konstruktiv in den Prozess einbinden. Die Einladung steht. Auf dass sich auch für Herzogenrath in sagen wir mal zwei Jahren das alte Sprichwort bewahrheitet: Totgesagte leben länger!