Im Gespräch : „Ich sehe es als Privileg an, Kandidat sein zu dürfen“
Herzogenrath Der aus Aachen stammende frisch gekürte SPD-Bürgermeisterkandidat Dr. Benjamin Fadavian ist seit September auch Herzogenrather Bürger. Unsere Zeitung führte ein erstes Gespräch mit ihm.
Ihr Umzug nach Herzogenrath ist sicher nicht zufällig gewesen?
Fadavian: Nein, das war eine klare Entscheidung, die ja auch die Aufgabe meiner politischen Ämter in Aachen beinhaltet hat. Denn man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Ich sehe es als Privileg an, in Herzogenrath Bürgermeisterkandidat sein zu dürfen und möchte diese Aufgabe voll und ganz wahrnehmen. Und auch wenn ich verlieren sollte, ziehe ich nicht gleich wieder weg. Denn ich fühle mich in Herzogenrath gut aufgenommen, habe einen super Eindruck von den Menschen hier, sowohl in der Politik als auch in der Nachbarschaft. Ich fühle mich hier superwohl. Die Stadt hat faszinierende Aspekte, vor allem durch ihre unmittelbare Grenzlage mit der Neustraße/Nieuwstraat und dem Eurode Business Center mitten auf der Grenze. Das und die gemeinsame Geschichte sowie Zusammenarbeit mit Kerkrade ist schon etwas sehr Besonderes.
Schon mit 15 Jahren waren Sie in politischen Gremien aktiv. Zuletzt waren Sie Schriftführer der SPD Aachen und stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Burtscheid, mit 19 Jahren schon Mitglied des Aachener Unterbezirksvorstands. Das Interesse an politischer Arbeit muss also sehr früh geweckt worden sein?
Fadavian: Ja, tatsächlich. Als ich acht Jahre alt war, ging die Ära Kohl zu Ende. Meine Eltern verfolgten die Entwicklungen damals intensiv vor dem Fernseher. Und ich begriff, dass sich da offenbar irgendetwas änderte und begann Fragen zu stellen. Auch ansonsten habe ich mich immer schon verantwortlich gefühlt für Dinge, die sich im meinem Umfeld tun. Auch als Klassensprecher etwa, habe ich immer versucht, die besten Lösungen zu finden.
Lösungen suchen muss auch ein Verwaltungschef. In Herzogenrath findet der kommende Bürgermeister große Fußstapfen vor. In der Zeit von Christoph von den Driesch ist viel in Bewegung gesetzt worden.
Fadavian: Große Fußstapfen spielen dann eine Rolle, wenn man den gleichen Weg gehen will. Ich will aber meinen eigenen Weg gehen. Von daher habe ich mir auch keine entscheidenden Gedanken darüber gemacht, wessen Fußstapfen wo sind und gegen wen man antritt. Ich habe mich im Juli, nur wenige Tage nach dem Sondierungsgespräch mit Robert Savelsberg und Dr. Manfred Fleckenstein, ganz unabhängig davon entschieden.
Sie sind noch sehr jung – und Bürgermeister sein bedeutet neben der großen Verantwortung für eine Kommune unter anderem auch, nur noch ganz wenige freie Wochenenden zu haben ...
Fadavian: Ich bin jetzt schon an Wochenenden sehr engagiert. Aber es geht hier auch darum, das, was man macht, als Berufung zu betrachten. Bürgermeister von Herzogenrath zu werden, ist etwas, was ich sehr will. Wenn man sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen möchte, tut man das ja gerne. Und wenn man Lösungen gefunden hat und merkt, dass sie funktionieren, dass die Menschen etwas davon haben, dann ist das auch sehr befriedigend.
Allerdings kann auch der Gegenwind sehr heftig sein ...
Fadavian: Ich habe trotz meiner 29 Jahre schon relativ viel gesehen und erlebt. Ich fühle mich schon rüttelfest. Und wenn Kritik sachlich und begründet ist, man tatsächlich einen Fehler gemacht hat, muss man sich dem stellen. Unsachliche Anwürfe hingegen darf man nicht persönlich nehmen.