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Kohlscheid: Abriss des früheren Kaiser#S-Terrain in vollem Gange

Bau der Osttangente in Kohlscheid : Der Abrissbagger arbeitet sich am Langenberg vor

Die Abrissarbeiten des früheren Supermarkt-Terrains am Langenberg sind in vollem Gange. Als Vorbereitung für Bau der Kohlscheider Markttangente. Der Rest des ehemaligen Schachthauses und das Wohnhaus daneben bleiben stehen.

Langsam senkt sich der mächtige Sortiergreifer über dem Trümmerhaufen und pickt minutiös genau ein viele Meter langes Profilblech heraus. Baggerfahrer Nenad Tasic ist in seinem Element.

Immer wieder hebt und senkt er den Baggerarm, schwenkt ihn nach links und rechts, so lange, bis er das sperrige Teil in seiner verlängerten Klaue in ein kompaktes, containertaugliches Knäuel zusammengefaltet hat. Der Bagger rollt ein paar Meter rückwärts, dreht sich und lässt seine Beute auf einen haushohen Berg voller Metallteile fallen. Schrott, der abtransportiert und im Recyclingunternehmen weiter sortiert werden wird.

Nur Minuten dauert es, bis das Dach der rückwärtigen Verkaufshalle des früheren Supermarkts am Langenberg eingerissen ist. Für Tasic bedarf es dazu lediglich eines gezielten Zugriffs auf eine der metallenen Trägersäulen, die er wie einen Pappstempel herausreißt und nach gezielter Wendung sorgfältig auf dem passenden Haufen ablegt.

Dann bringt er den Raupenbagger wieder in Position, drückt den Greifer genau da auf das Flachdach, wo vorher die Stützsäule stand, und das ganze Konstrukt bricht in sich zusammen.

Teerpappe reißt auseinander, die dicke Styropor-Isolierung platzt heraus, Profilbleche poltern herunter. Wieder packt Tasic zu, zieht einen schweren Metallträger heraus und hievt ihn auf den passenden Abbruchhaufen. Dann ist für den 47-Jährigen erst mal Pause.

 Eine ganze Küchenzeile gehört zu den Hinterlassenschaften.
Eine ganze Küchenzeile gehört zu den Hinterlassenschaften. Foto: Beatrix Oprée

Das Entsorgerteam, das, ausgerüstet mit Schutzanzügen und -masken, bereits die Innenräume weitgehend entkernt hat, ist wieder an der Reihe und übernimmt die Sortierung der vielen Kleinteile. Styropor, Gips, Steinwolle werden aufgesammelt und sortenrein in Säcke verpackt. Die sperrige Dachpappe und die unendlich vielen Meter Stromkabel landen auf stetig wachsenden separaten Haufen.

„Alles wird recycelt und wiederverwertet“, sagt Tasic. Seit 15 Jahren ist er Baggerfahrer, zunächst im Hoch- und Tiefbau, wie er berichtet. Und seit drei Jahren für die Freimuth Abbruch & Recycling GmbH aus Bülkau/Cuxhaven. „Ich selbst komme aus Schalke“, verkündet er, und man merkt es ihm an: Er liebt seinen Job. „Das ist fast schon wie eine Sucht“, antwortet er auf die Frage, wie man sich denn fühlt als Herr über solch einen kräftigen Greifarm. Jeden Morgen freue er sich auf die Baustelle, sagt er. Auch wohl wissend, dass nach jedem Abbruch Neues entsteht.

 Bunte Graffiti an den Wänden zeugen von späteren „Besuchern“.
Bunte Graffiti an den Wänden zeugen von späteren „Besuchern“. Foto: Beatrix Oprée

Doch mit Abbrechen allein ist es bei weitem nicht getan. Grobsortierung, Abtransport, Feinsortierung, Aufbereitung folgen. Und natürlich die fachgerechte Entsorgung von Schadstoffen.

Die Dürener E.I.S. GmbH ist für das alles zuständig. „Wir sind bundesweit der größte Sanierer und Entkerner“ sagt Entsorger Markus Bethlehem. Die Formulare vor ihm zeugen von der gebotenen Sorgfalt. „Jeden Tag müssen wir alle Tätigkeiten genau dokumentieren“, sagt er. Und schildert den beträchtlichen Aufwand, den allein das Abtragen des asbesthaltigen Putzes erfordert hat, der an einigen Wänden gefunden worden war. Auch asbesthaltige Flanschdichtungen aus den Heizungen galt es zu entfernen.

 Ein letzter Blick ins Innere des 1924 errichteten EBV-Bergarbeiterheims, in dem zuletzt ein Kaiser’s-Supermarkt untergebracht war. Energiesparen war den Nutzern offenbar ein Anliegen.
Ein letzter Blick ins Innere des 1924 errichteten EBV-Bergarbeiterheims, in dem zuletzt ein Kaiser’s-Supermarkt untergebracht war. Energiesparen war den Nutzern offenbar ein Anliegen. Foto: Beatrix Oprée

Der betroffene Bereich musste sorgsam mit dicken Folien abgeschottet werden. Eine Vierkammerschleuse mit Zwangsverriegelung samt Abzugsystem mit Vorfilter wurde errichtet, durch die die Arbeiter den „Schwarzbereich“ betreten haben. In Schutzanzügen und mit P3-Atemschutzmasken (höchste Schutzklasse mit Aktivkohlefilter) wurde der Putz mittels Stemmhammer abgetragen. Die Werkzeuge wurden nach jedem Einsatz in Folien verpackt und in der Firma spezialgereinigt, wie Bethlehem erläutert.

Die Arbeiter selbst konnten die Schleuse erst wieder verlassen, nachdem sie zunächst für 90 Sekunden abgeduscht worden waren, dann die Schutzanzüge in der nächsten Kammer ausgezogen und in Spezialsäcken entsorgt hatten. „Erst dann öffnet sich die Verriegelung zum Weißbereich wieder“, erklärt Bethlehem. Der asbesthaltige Putz wurde in 100-prozentig dichte Bigpacks eingepackt. Erst als die Messungen der Luft grünes Licht ergaben, so erklärt der Entsorger aus dem zertifizierten Fachbetrieb, konnten die Sicherheitsmaßnahmen wieder abgebaut werden.