1. Lokales
  2. Nordkreis
  3. Herzogenrath

Verein „Help for Strays“: Hilfe aus Herzogenrath für serbische Streuner

Verein „Help for Strays“ : Hilfe aus Herzogenrath für serbische Streuner

Von Kohlscheid aus setzt sich Tierrechtlerin Alexandra Ruland für Straßenhunde in Belgrad ein. Die Vorweihnachtszeit spielt für ihren Verein „Help for Strays“ eine wichtige Rolle.

Ihr Herz für Tiere entdeckte Alexandra Ruland, Gründerin und Leiterin der Tierrechtsorganisation „Help for Strays“, schon als Kind. „Mit acht Jahren habe ich meinen ersten Kater geschenkt bekommen, er war meine große Liebe“ erzählt sie.

Mittlerweile teilt die 50-Jährige ihr Haus in Herzogenrath-Kohlscheid nicht nur mit ihrem Mann Niklas, sondern auch mit Hündin Dana und sieben Katzen. Alle ihre Tiere stammen aus dem Tierschutz, der Großteil aus Serbien. Dort liegt auch das Tierheim Riska von Milan Ćalić, das Alexandra Ruland mit „Help for Strays“ schon seit Jahren mit viel Engagement unterstützt.

Die Nähe zu Serbien ergibt sich aus Alexandra Rulands Biografie: Ihre Mutter stammte aus dem Balkanland. Nicht immer einfach, das mit Rulands Einsatz für Tiere in Einklang zu bringen.

So auch als sie mit 15 Jahren beschloss, kein Fleisch mehr zu essen: „Die Balkanküche ist sehr fleischlastig, das war natürlich ein kleiner Kampf. Als wir dann den ersten Tofu im Asia-Laden gekauft haben, war das sehr aufregend. Über den Geschmack waren wir dann allerdings eher entsetzt“, lacht sie. Durchgezogen hat sie es trotzdem, mittlerweile lebt sie seit vielen Jahren sogar vegan.

 Im Tierasyl Riska in der serbischen Hauptstadt Belgrad leben aktuell fast 250 herrenlose Hunde.
Im Tierasyl Riska in der serbischen Hauptstadt Belgrad leben aktuell fast 250 herrenlose Hunde. Foto: "Help for Strays e.V."

In ihrer Kindheit verbrachte Alexandra Ruland häufig die Sommerferien in Serbien, spricht die Landessprache bis heute fließend. In dem Balkanstaat hatte sie außerdem ein Schlüsselerlebnis in ihrem Engagement als Tierrechtlerin, wie sie sich selbst bezeichnet: Auf einer Autobahn entdeckte sie vier ausgesetzte Welpen. Von Bauarbeitern erfuhr sie, dass ursprünglich sogar acht Welpen an der Straße ausgesetzt worden waren. Als sie mit einer Transportbox zurückkam, um die Tiere zu retten, waren es nur noch drei. Das erschütterte sie sehr.

Zustände prägen bis heute

Doch auch die Zustände in dem Belgrader Asyl, in das sie die verbleibenden Tiere brachte, prägen Alexandra Ruland bis heute. „Es war bereits Nacht, hunderte Hunde bellten, die Umgebung war ungepflegt und die Welpen in meinem Arm total verängstigt. Das war traumatisch für mich“. Danach begann Alexandra Ruland sich ernsthaft für die Tiere in Serbien einzusetzen.

2013 gründete sie den Verein „Help for Strays“, um „ihre Arbeit auf professionelle Füße zu stellen“, wie sie sagt. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Freundin Julia Cremer, die als zweite Vorsitzende fungiert, sammelt sie Spenden, die dem Verein „Animal Hope“ und dem zugehörigen Asyl Riska in der serbischen Hauptstadt zugutekommen. Dessen Leiter Milan Ćalić kennt Ruland schon seit Jahren. Sie sagt: „Er gibt für die Tiere sein Leben“.

Milan Ćalić und seine drei Mitarbeiter kümmern sich derzeit um 248 Hunde, 23 Katzen und das Schwein Spasa, das aus der Massentierhaltung gerettet wurde. Sie alle müssen gefüttert, kastriert und verarztet werden, die Hunde brauchen zudem Auslauf. „Manchmal geht Milan mit 35 Hunden gleichzeitig Gassi“, erzählt Ruland.

Und immer wieder landen neue Tiere in dem überfüllten Heim, etwa weil Milan Ćalić sie rettet, aber vor allem weil viele sie einfach vor dem Tor absetzen oder nachts über den Zaun werfen, berichtet Ruland: „Allein in den letzten sechs Monaten sind so zehn Welpen hinzugekommen“.

Vor Corona fuhr Ruland selbst ein- bis zweimal im Jahr nach Serbien, um die Tierschützer vor Ort zu unterstützen. Denn dort gibt es nach wie vor viel Tierleid, sechs- bis siebentausend Hunde leben allein auf den Straßen Belgrads. Das große Problem ist, so Ruland, dass sich die unkastrierten Tiere auf der Straße unkontrolliert fortpflanzen. Deshalb sagt sie auch: „Das wichtigste ist es, die Leute aufzuklären.“

Das gilt im Übrigen nicht nur für die Menschen in Serbien, auch in Deutschland gibt es Aufklärungsbedarf: Denn einerseits gibt es auch hier viel mehr Straßentiere als man denkt, gerade auf dem Land wo Bauernhofkatzen oft unbeaufsichtigt immer neuen Nachwuchs produzieren.

Andererseits sind Alexandra Ruland sogenannte Hobbyzuchten ein echter Dorn im Auge: „Bei diesem Wort kriege ich wirklich zu viel, was ist das denn für ein Hobby?“. Wenn man Haustiere bei sich aufnimmt, sollte man die Menschen unterstützen, die Tiere von der Straße retten und nicht die Züchter, „und vor allem nicht solche, die Welpen oder Kätzchen auf Internetplattformen anbieten“, sagt Ruland, denn das fördere die Vermehrung und schlussendlich das Tierleid. Auch gegen das Verschenken von Tieren zu Weihnachten spricht sich die Tierrechtlerin aus: „Tiere sind keine Ware, sondern Lebewesen und Familienmitglieder“.

Für ihren Verein ist die Vorweihnachtszeit trotzdem sehr wichtig, denn um die vielen hungrigen Mäuler im Belgrader Asyl zu stopfen, nimmt „Help for Strays e.V.“ traditionell am Futterspendenmarathon der Vereinigung europäischer Tierschutzorganisationen (VETO) teil.

Mehr Platz für die Tiere

Durch die Spendenaktion kann Riska seine Tiere in der Regel etwa zehn Monate mit hochwertigem Trockenfutter versorgen. Das lindert auch die finanzielle Last des Tierheims enorm. Nur so ist es möglich, dass der Verein sein Geld in andere notwendige Maßnahmen und Projekte investieren kann. Zuletzt konnte etwa das Nachbargrundstück des Asyls erworben und das Tierheim um wertvolle Räumlichkeiten erweitert werden.

Nun hofft Alexandra Ruland, getreu ihrem Vereinsmotto „Viele Tropfen bilden ein Meer“, dass auch in diesem Jahr wieder viele Spenden beim Spendenmarathon zusammenkommen – für VETO, für „Help for Strays“, aber vor allem für die Hunde und Katzen in Serbien.