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Prozessauftakt geplatzt: Frau ist wegen versuchten Mordes angeklagt, liegt aber betrunken im Bett

Prozessauftakt geplatzt : Frau ist wegen versuchten Mordes angeklagt, liegt aber betrunken im Bett

Eigentlich hätte Richter Roland Klösgen das Verfahren gegen eine 44-Jährige eröffnen wollen. Aber die Frau ist nicht erschienen. Das erinnert an die Umstände der vorgeworfenen Taten, als sie in einem Merksteiner Grillhaus ein Feuer gelegt hat.

Der Aachener Rechtsanwalt Benedikt Thönnissen blieb an diesem Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr allein an seinem Platz. Eigentlich hätte in Raum A1.002 des Aachener Landgerichts seine Mandantin Sanae S. neben ihm Platz nehmen sollen. Richter Roland Klösgen nannte sodann den Grund, warum die 44-Jährige nicht erschien: „Der Verteidiger hat vom Vater der Angeklagten erfahren, dass sie volltrunken im Bett liegt und nicht in der Lage ist aufzustehen.“ Diese Nachricht erreichte Rechtsanwalt Thönnissen gegen 8.50 Uhr, also zehn Minuten vor Beginn der Verhandlung.

„Ich gehe davon aus, dass die Information zutreffend ist“, fuhr Klösgen fort. „Wir könnten die Angeklagte mit Hilfe der Polizei vorführen lassen, aber dann bräuchte man vermutlich noch einen Krankenwagen – sie wäre nicht vernehmungsfähig, und so kommen wir nicht zu einem vernünftigen Ergebnis.“

Da die Angeklagte bislang noch nicht zu dem Vorwurf des neunfachen versuchten Mordes vernommen worden sei, war die Sitzung am Donnerstagmorgen vorläufig beendet. Richter Klösgens lädt die eingeplanten Zeugen nun um für Montag, 30. Januar. Sanae S. soll in den frühen Stunden des 30. April, einem Samstag, in einem Restaurant am Merksteiner August-Schmidt-Platz randaliert und ein kleines Feuer gelegt haben, das die Feuerwehr schnell löschte. Da neun Menschen zu dem Tatzeitpunkt in den Wohnungen über dem Restaurant schliefen beziehungsweise sich dort aufgehalten haben, lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft auf mehrfachen versuchten Mord.

Sie war bis zwei Monate vor der Tat noch Angestellte in dem griechischen Lokal, sie verlor den Job, weil sie regelmäßig betrunken zum Dienst erschienen sein soll. Als der Chef ihr kündigte, beendete dieser gleichzeitig auch die außereheliche Beziehung zu Sanae S. War Rache das Motiv ihrer Tat Ende April? Und hatte der Alkohol sie zu der Zeit beeinflusst? Die Antworten wird der Prozess liefern. Richter Klösgen verkündete am Donnerstagmorgen zumindest, dass der Haftbefehl vom 2. Mai, der zwischenzeitlich aufgehoben worden war, wieder in Vollzug gesetzt wird.