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Grube-Adolf-Preis: Franz-Josef Kempen, der „Theologe mit Kohle“

Grube-Adolf-Preis : Franz-Josef Kempen, der „Theologe mit Kohle“

Der Verein Bergbaudenkmal Grube Adolf hat Franz-Josef Kempen in Merkstein ausgezeichnet. Dort hat sich der Diakon bis 2020 besonders verdient gemacht.

In diesem Jahr brauchten die Verantwortlichen des Vereins Bergbaudenkmal Grube Adolf nicht auf eine liebgewonnene Tradition verzichten: die „Metten Schicht“ in der evangelischen Martin-Luther Kirche Merkstein. Im Vorjahr musste man wegen der damaligen Corona-Regeln die ganze Veranstaltung absagen. Nur etwas fehlte diesmal: der anschließende Empfang mit Gesprächen und Bergmannsschnaps. Denn die Verleihung an Franz-Josef Kempen wurde zum ersten Mal in der Kirche vorgenommen.

Die evangelische Pfarrerin Renate-Fischer-Bausch, die seit vielen Jahren diese liebgewonnene Tradition unterstützt, begrüßte besonders ehemalige Sänger des Knappenchores Sankt Barbara Alsdorf mit der Chorleiterin Verna Schipke. Die Orgel spielte Chordirektor Heinz Dickmeis, für die stimmungsvollen Adventslieder und das Bergmannslied sorgte der Martin-Luther-Chor. Zur Förderung und Bewahrung der Bergbautradition in der Region vergibt der Verein alljährlich den „Adolf Preis“. Seit dem Jahre 1994 findet die öffentliche Preisübergabe statt; seit 1998 wird die von dem Merksteiner Bildhauer Robert Simon geschaffene Adolfplastik vergeben. Sechsmal war dies eine circa 25 Zentimeter große Holzschnitzarbeit. Seit 2006 wird der „Adolf“ – in einen Glaskubus gelasert – als Preis ausgehändigt.

Auch in diesem Jahr hat der Vorstand des Vereins Bergbaudenkmal Grube Adolf mit Franz-Josef Kempen wieder einen würdigen Adolfpreisträger gefunden, der sich „um die Erhaltung der Bergbautradition verdient gemacht hat“, leitete der Vorsitzender Franz-Josef Küppers die Preisübergabe ein. Zunächst schmückte Küppers aber den großen Weihnachtsbaum in der Kirche mit einem Bergmannssymbol.

 Ein Bergmannssymbol aus echter Kohle schmückt jetzt den großen Weihnachtsbaum in der evangelischen Kirche in Merkstein.
Ein Bergmannssymbol aus echter Kohle schmückt jetzt den großen Weihnachtsbaum in der evangelischen Kirche in Merkstein. Foto: Wolfgang Sevenich

Der Preisträger Kempen, verheiratet, fünf Kinder, zog vom Umsiedlungsort Neu-Lohn nach Niederbardenberg. Er engagierte sich aktiv in der Maigesellschaft der Niederbardenberger Maijungen, organisierte Hoffeste, sammelte Spenden für eine Rutschbahn auf dem Spielpatz, kurz um: Man sagt, „er gehört zum Dorf“. Beruflich lief auch alles nach Plan. Nach Schule und erfolgreichem Studium zum Diplom-Theologen wurden Religionslehrer an der Bergbauberufsschule Zollverein gesucht, dort trat Kempen die Stelle an. Die Anstellung brachte es dann auch mit sich, dass er einen wahren Eindruck von „unter Tage“ erlangen konnte. Ein Besuch auf der Schachtanlage Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort, eine Zeche der RAG, stand an und bleibt unvergessen.

Im Bistum Aachen standen in der 80er Jahren folgenschwere Umbrüche an. Die Stilllegung von Anna und Emil Mayrisch bahnte sich an. Gesucht wurde ein „Theologe mit Kohle“ der sich diesen Herausforderungen in den Gemeinden seelsorgerisch stellen wollte. Wen wundert es, das der Preisträger als sachkundig und sehr geeignet empfunden wurde, und so kam er in das Bistum Aachen. 2010 erreichte Franz-Josef Kempen die Pfarrei St. Willibrord in Merkstein und wirkte dort bis 2020 als Diakon. Er war der kirchliche Ansprechpartner des Vereins beim Euregionalen Knappentag 2013 und inizierte jedes Jahr die Barbaramesse in St. Thekla.

Der Vorstand ist davon überzeugt, dass Franz-Josef Kempen sein Wirken, beruflich und ehrenamtlich, dem Bergbau und seiner Problematiken gewidmet hat und der Tradition und Kultur des Bergmanns, ganz besonders während der Pandemie, gedient hat und weiterhin dienen wird.