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900 Jahre Merkstein: Festprogramm mit Open-Air, Fußballturnier, Mittelalterspektakel und Abfeiern

900 Jahre Merkstein : Festprogramm mit Open-Air, Fußballturnier, Mittelalterspektakel und Abfeiern

Da es junge Leute sind, die sich bei der Planung ganz besonders eingebracht haben, dürfte klar sein, dass das Festprogramm zum 900-Jährigen in Merkstein alles andere ist als angestaubt.

„Die Pfarrei wird sicher noch älter sein“, vermutet Pastor Heinz Intrau sicher zu Recht. Aber es ist halt der erste schriftliche Beleg, der zählt. Und der ist in den Annales Rodenses, den Klosterrather Jahrbüchern, zu finden, jener mittelalterlichen Chronik der Abtei Rolduc, in der einst nicht nur die Geschehnisse hinter den Klostermauern, sondern auch wichtige regionale und überregionale Ereignisse der Zeit niedergeschrieben wurden.

In einem knappen Zweizeiler ist da für das Jahr 1123 unter anderem verzeichnet, dass der Kirche in Merkstein ein Stück Land überlassen wurde. Mehr nicht. Aber 900 Jahre später ist genau das ein triftiger Grund zum Feiern. Was, wie der Pastor in erfrischender Weise weiter berichtet, eigentlich irgendwie pfarrintern über die Bühne gehen solle. Doch der vom Pastor mit der Ausrichtung betraute Pastoralreferent Klaus Aldenhoven hat das offenbar etwas weitergehender gedeutet und damit eine wahre Lawine in Bewegung gesetzt: Nun ist der ganze Ort dabei.

Allen voran sind junge Erwachsene für einen Großteil des drei Tage umfassenden Programms zum historischen Jubiläum verantwortlich: Schülerinnen und Schüler des Q1-Projektkurses der Europaschule. „Wir sind eine Kulturschule“, für die es Tradition sei, sich auf diese Weise einzubringen, sagt Gesamtschuldirektor Michael Schmitt bei der Vorstellung des Happenings, die passgenau in die kulturell bedeutsame Keimzelle des Ortes, die Pfarrkirche St. Willibrord, platziert worden ist. Unter den prächtigen, die göttliche Dreifaltigkeit symbolisierenden Hochaltar, dessen Retabel um 1788 geschaffen wurde.

Für die Schülerinnen und Schüler war es das erste große Gemeinschaftsprojekt nach der Pandemie-Auszeit. Ein Projekt, das bei weitem nicht nur durch die überaus erfolgreiche Akquise von Sponsoren in der örtlichen Unternehmerschaft punktet. So ist das Festprogramm auch zum Potpourri aus Kunst, Historie, Information, Musik, Festival, Wettbewerb, Attraktion und Abfeiern geworden.

Dabei haben die jungen Leute neben inhaltlichen Planungen und umfangreichen Recherchen zur Ortsgeschichte auch ordentlich Orga-Stress erlebt, wie sie berichten. Mit ungezählten Anfragen, Freude über Zusagen und Frust über kurzfristige Absagen. Zwischenzeitlich, so bekennt die 18-jährige Karina Guth, sei die Motivation durchaus am Boden gewesen. Bis die Zusage der Herzogenrather Ritterschaft kam und die Projektidee, im Festreigen auch das Mittelalter aufleben zu lassen, wieder Auftrieb bekam. „Das hat uns schon sehr gefreut! Und sie bringen die Stolberger Ritter gleich mit!“ So wird es am kommenden Sonntag, 7. Mai, von 14 bis 19 Uhr ein wahrhaft großartiges – und an den Familientag der Städteregion gekoppeltes – „Spectaculum“ auf dem Gelände des Grube-Adolf-Parks geben. Nach dem Platzkonzert des Instrumentalvereins Herbach, das von 12 bis 13 Uhr am Pfarrheim St. Willibrord gegeben wird, sowie der Eröffnung der Ausstellung „Histörchen“ in der KÖB.

Erinnerungsbild unter dem Hochaltar: Organisatoren und Sponsoren versammeln sich in Vorfreude auf das große Fest am Wochenende.
Erinnerungsbild unter dem Hochaltar: Organisatoren und Sponsoren versammeln sich in Vorfreude auf das große Fest am Wochenende. Foto: MHA/Beatrix Oprée

Vorausgegangen ist dann ab 10 Uhr bereits der Festgottesdienst mit Bischof Helmut Dieser in der Pfarrkirche. Mit anschließendem Umtrunk und Besichtigung des Entdeckermobils zur anstehenden Aachener Heiligtumsfahrt.

Aber halt: Eigentlicher Auftakt der drei Feiertage in Merkstein ist das Fußballturnier „Kick it!“, das am Freitag um 9 Uhr im Grube-Adolf-Park beginnt. Ab 16 Uhr steht das einstige Grubengelände hinter der Floeßer Straße dann im Zeichen eines Open-Air-Festivals mit Acts von The Goat Riders, Sunlane LTD, Sally and the Dodgers, Nighthawker und Urban Project. Eintritt frei.

Informativ und ein wenig sportlich zugleich wird es am Samstag, wenn ab 13 Uhr auf dem August-Schmidt-Platz von den Schülerinnen und Schülern organisierte Fahrradtouren zu den Merksteiner Denkmälern starten. In Zusammenarbeit mit dem Heimathistoriker Dr. Joachim Helbig und unterstützt durch Kartenmaterial, das durch die Stadt zur Verfügung gestellt wurde, haben die Jugendlichen Wissenswertes um die einzelnen Standorte zusammengetragen. Was auch später noch mittels laminierter QR-Codes in deutscher und englischer Sprache nachvollzogen werden kann. Vom Pferdedenkmal über die Ritzerfelder Kapelle, St. Willibrord, St. Johannes-Baptist, die Grube Adolf bis zum Obelisken aus napoleonischer Zeit führt der Weg. „Kleine Kinder sollen auch mitfahren können“, war der Orga-Gruppe wichtig.

Besichtigungen und Führungen durch die Moschee am Boscheler Berg sind von 15 bis 18 Uhr am Samstag möglich. Dazu werden Köstlichkeiten aus der türkischen Küche und Tanzaufführungen versprochen. Und zum Abschluss des Tages wird von 19 bis 21 Uhr in die Pfarrkirche zum Candlelight-Konzert mit der Klezmerband „Dance of Joy“ geladen.