Vom Sofa aufs Trampolin : Benjamin Borgwaldt bei „Big Bounce“
Herzogenrath Der Niederbardenberger Benjamin Borgwaldt nimmt bei der zweiten Staffel der Trampolinshow auf RTL teil. Mit ehemaligen Gegnern hat er mittlerweile enge Freundschaften geknüpft. Ein interessanter Einblick in die Welt der TV-Produktionen.
Manche Leute schlafen auf der Couch beim Fernsehen ein, andere schließen untereinander unbedarft Wetten ab – mit weitreichenden Folgen. Als der Niederbardenberger Benjamin Borgwaldt im Januar des vergangenen Jahres zusammen mit seiner Freundin das Finale der ersten Staffel „Big Bounce – die Trampolinshow“ bei RTL sah, entwickelte sich ein kleiner Zwist.
Während Borgwaldt den Finalteilnehmer Simon Brunner im Vorfeld als klaren Sieger sah, setzte seine Freundin auf den Tiroler Lorenz Wetscher. Aus einer Laune heraus wurde gewettet: Der Verlierer würde seine Wettschulden damit begleichen, dass er sich selbst bei „Big Bounce“ bewirbt. Der Rest ist Geschichte. Wetscher holte den Titel und Borgwaldt sich die Bewerbungsunterlagen.
Fleißig kleine Tricks geübt
Der 24-jährige Auszubildende zum Altenpfleger im dritten Lehrjahr ist von Natur aus schon immer ein sportlicher Typ gewesen. Am Anfang stand das große Garten-Trampolin bei der Familie. Sowohl im Schulunterricht als auch in der Freizeit fand Borgwaldt immer größeren Gefallen an dem Sportinstrument, übte fleißig kleinere Tricks.
Mit 16 nutzte er Videoportale wie Youtube, um sich bei den Großen der Branche komplizierte Kniffe abzuschauen. Sportlich probierte sich der „Trampolin-Autodidakt“ auf vielen Feldern aus: Parcourslaufen, Bergsteigen beim Deutschen Alpenverein, Teilnahmen beim Aachener Firmenlauf und Fußballspielen bei Accordia Niederbardenberg hielten seine Fitness auf einem konstant hohen Niveau.
„Bei meinem Beruf ist es enorm wichtig, körperlich fit zu sein. Besonders der Rücken wird enorm beansprucht, aber auch die Beinmuskulatur. Das Training bringt mir also Vorteile und macht zusätzlich unheimlichen Spaß“, erklärt Borgwaldt seine Leidenschaft. Dass er sich als „Amateur“ unter vielen Profis bei „Big Bounce“ bewarb, war für ihn kein Grund pessimistisch zu sein: „Schon in der ersten Staffel gab es einige Überraschungen. Ich wollte es jetzt wissen.“ Bevor RTL die Kandidaten vor die Kamera ließ, musste freilich ein hartes Auswahlverfahren her. Über das Internetportal schickte Borgwaldt seine Bewerbung nebst eigenem Video ab.
In der örtlichen Trampolinhalle hatte er gemeinsam mit einem Freund einige Sprünge aufgezeichnet. Im Mai kam die Antwort – RTL lud den jungen Herzogenrather ein zum Casting nach Hürth. Warten ist bei TV-Produktionen für die Protagonisten ein strapazierendes Thema. Nach einem professionellen Fotoshooting und einem Interview vor laufender Kamera, einem intensiven Aufwärmen und dem Warten auf die zahlreichen Mitbewerber ging es nach gut zwei Stunden das erste Mal endlich ans Gerät. Die Produktionsfirma hatte einen im Vergleich zur TV-Show kleineren Parcours-Prototypen aufgebaut, auf welchem die Bewerber ihre Fertigkeiten zeigen konnten. Borgwaldt überzeugte die Jury in allen Disziplinen und bekam im Juli die Zusage, an der TV-Aufzeichnung teilnehmen zu dürfen. Aus insgesamt über 6000 Bewerbern wurden nur knapp 400 ausgewählt.
Die Vorrunde von „Big Bounce“ gestaltet sich denkbar einfach. Jeder Teilnehmer tritt im Eins-gegen-eins gegen einen etwa gleichwertigen Gegner an. Beide starten zeitgleich in den Parcours, wer als erster den Buzzer am Ziel drückt, hat gewonnen und erreicht die nächste Runde. Der Verlierer ist ausgeschieden. Bevor er voll von Adrenalin für zwei Minuten ins Rampenlicht trat, wartete auf Borgwaldt allerdings ein erneuter Vorbereitungsmarathon. Bereits im Vorfeld musste er sich durch einen Berg an Formularen (Datenschutz, Verschwiegenheitserklärung) kämpfen. Da die Ausstrahlung des Wettbewerbs teilweise erst Monate später stattfindet – in diesem Falle lief sie am vergangenen Freitag – müssen die Wettkämpfer Stillschweigen über den Ausgang des Wettbewerbs bewahren.
Seinen Gegner lernte Borgwaldt erst während des Aufwärmens kennen. Während die Show zur besten Sendezeit freitags um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde, fand sich das Live-Publikum am 10. Oktober vormittags in einer großen Sporthalle im niederländischen Breda wieder. Der Parcours unterschied sich in einigen Punkten massiv von dem der ersten Staffel. Als die beiden Moderatoren Matthias Opdenhövel und Wolff-Christoph Fuß den Herzogenrather ankündigten und sich der zuvor verdunkelte Parcours erhellte, trat der Tunnelblick ein: „Die Aufregung und das Adrenalin waren gewaltig, allerdings war ich auch grenzenlos fokussiert. Auf meinen Gegner habe ich gar nicht geachtet.“
Nach dem Startschuss waren beide Kontrahenten noch gleich auf und nahmen die ersten Hürden ohne Probleme. Große Zeitverluste musste Borgwaldt am „Schaumstoffbecken“ einstecken. Per Sprung vom Trampolin musste eine Plattform inmitten des Beckens erklommen werden. Der Fehlversuch warf ihn zurück. In der Nachbesprechung erfuhr er überhaupt erst, dass er sich bis zur Schlusshürde mit einer überragenden Leistung an seinen Gegner wieder herankämpfte und für einen Augenblick sogar in Führung lag. Die Entscheidung fiel auf den „Schaumstoffpilzen“. Die Sportler mussten über die wackligen, kleinen Plattformen das Ziel erreichen, ohne den Boden zu berühren.
Knapp war es am Ende, jedoch zählt auch in dieser Sportart nur der Sieg. Sein Kontrahent war schneller am Buzzer und zog in die nächste Runde ein. „Bei den Pilzen kam ich an meine körperlichen Grenzen, die Ausdauer hat gefehlt. Kraft alleine ist nicht entscheidend, vielmehr die Kombination von Beinmuskulatur und Kondition“, lautete das Fazit des Geschlagenen. Den „Hochparcours“ in der zweiten Runde durfte Borgwaldt somit nicht mehr erleben, er nahm jedoch trotzdem etwas ganz besonderes aus Breda mit. Vier Kontrahenten lernte er bei der Aufzeichnung kennen, alle fünf stehen weiterhin im Kontakt und haben sich angefreundet.
Für die nächste Ausgabe wird sich das Quintett natürlich wieder bewerben – frei nach dem Motto „Aus Rivalität wurde Freundschaft“. Trotz der Tatsache, dass alle aus den verschiedensten Winkeln der Republik stammen, will man sich im Vorfeld zum gemeinsamen Training verabreden. „Einer der Jungs hat in ein paar Tagen Geburtstag. Wir fahren gemeinsam zu ihm und werden dort in einer Halle auch unsere Bewerbungsvideos gemeinsam drehen“, erzählt Borgwaldt.
Auch eine gemeinsame Bewerbung bei der RTL-Show „Ninja Warrior“ zeichne sich ab. In puncto Training wird er aus den Fehlern während der ersten Teilnahme lernen. Sprungkraft und Ausdauer werden im Trainingsplan noch mehr fokussiert.
Auf die Frage, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn nicht er sondern seine Freundin bei der anfänglichen Wette verloren hätte, antwortete er schmunzelnd: „Ich glaube, ich hätte mich so oder so beworben. Es hat mich einfach zu sehr gereizt. Meine Freundin ist vielleicht auch insgeheim froh, dass sie sich nicht bewerben musste.“