„The Voice Kids“ : 14-jährige Kohlscheiderin auf großer TV-Bühne
Herzogenrath In der ersten Runde von „The Voice Kids“ hat Nejla Jakupovic aus Herzogenrath mit ihrem souveränen Auftritt alle Juroren überzeugt. Und das, obwohl sie im Alltag eher ängstlich ist.
„Eigentlich ist Nejla eher schüchtern“, sagt Funda Jakupovic über ihre Tochter. „Wenn ich sie einkaufen schicke, sagt sie oft: ,Nee, Mama, mach du lieber.‘“ Diese Schüchternheit war Nejla bei ihrem ersten Auftritt bei The Voice Kids, der zuletzt bei Sat.1 ausgestrahlt wurde, aber nicht anzumerken. Im Gegenteil.
Mit viel Selbstbewusstsein performte die zu dem Zeitpunkt noch 14-jährige Kohlscheiderin vor einem Millionenpublikum und den Coaches Lena Meyer-Landruth, Wincent Weiss, Fanta 4 und Alvaro Soler – und überzeugte mit ihrer Version von „Iris“ von den Goo-Goo-Dolls auf Anhieb alle Juroren. „Das hat sich unwirklich angefühlt. Ich dachte, ich singe meinen Song und gehe dann wieder nach Hause“, berichtet Nejla im heimischen Wohnzimmer in Kohlscheid.
Doch weit gefehlt, sie war eine Runde weiter. Und durfte sogar noch eine Zugabe geben. Mit ihrem selbstgeschriebenen Song, den sie erst zwei Tage zuvor in ihrem Hotelzimmer verfasst hatte, begeisterte sie die Jury abermals. Und als sie sich für das Team um Wincent Weiss entscheidet, verspricht sie den verbleibenden Coaches einen selbstgeschriebenen Song über Verlust. Von Schüchternheit keine Spur. „Beim Singen ist das etwas anderes als beim Einkaufen. Wenn ich auf der Bühne stehe, dann weiß ich, was ich tue. Da habe ich keine Angst, etwas falsch zu machen“, erklärt Nejla.
Zur Musik gekommen ist Nejla im Grundschulalter, wie sie berichtet. In der ersten Klasse nahm sie zum ersten Mal Gitarrenunterricht. Doch die Stunden langweilten sie bald. „Dann ist die Gitarre erst mal wieder eingestaubt“, sagt Nejla grinsend. Mit elf Jahren entdeckte sie Youtube für sich. Mithilfe von Videoanleitungen auf der Internetplattform brachte sie sich das Gitarrespielen bei. Ihre Eltern schenkten ihr außerdem ein Keyboard. „Von Aldi“, grinst Nejla. Und lenkt direkt ein: „Das war ein guter Einstieg.“

Über das Musizieren kam Nejla schließlich zum Singen. Beim Gitarrespielen begleitete sich die Schülerin mit Gesang. Denn: „Nur Akkorde spielen ist ja langweilig.“ Außerdem begann sie, eigene Songs zu schreiben. Auf Englisch, mithilfe von Internetübersetzungen. Gesangsunterricht nimmt sie erst seit einigen Monaten. Und: „Noten lesen kann ich bis heute nicht“, gibt die 15-jährige zu.
Trotzdem reifte in ihr irgendwann der Entschluss, sich bei „The Voice Kids“ zu bewerben. Sie wollte einfach wissen, ob sich auch für sie ein Stuhl drehen würde, sagt sie. Da Nejla zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Jahre alt ist – das maximale Alter für eine Teilnehme bei „The Voice Kids“ –, war klar: jetzt oder nie. Sie entschied sich für jetzt. Ihrer Familie verriet sie davon zunächst nichts. Irgendwann weihte sie ihren Vater Denis doch ein – notgedrungen: „Ich brauchte seine E-Mail-Adresse für die Bewerbungsunterlagen.“
Als Mutter Funda schließlich auch von den Plänen ihrer Tochter erfährt, hat Nejla die Einladung zum ersten Vorcasting schon in der Tasche. „Ich war überrascht, aber ich habe mich sehr sehr sehr für sie gefreut.“ Insgesamt drei Vorcastings in Köln und Berlin musste Nejla aber erst noch überstehen, um überhaupt auf der großen Bühne performen zu dürfen. „Ich bin immer mit der Überzeugung reingegangen, dass ich heute nach Hause fahre.“ Doch stattdessen kam sie immer wieder eine Runde weiter. Bis sie plötzlich in den Blind Auditions und auf der großen Fernsehbühne stand.
Das blieb natürlich in ihrer Schule nicht unbemerkt. Die Reaktionen nach der Fernsehausstrahlung waren durchweg positiv, wie die Achtklässlerin berichtet: „Meine Klassenkameraden finden es megacool und sogar Lehrer, die mich eigentlich nicht mögen, sprechen mich auf meinen Auftritt an.“
Und Nejlas Reise bei „The Voice Kids“ ist noch nicht zu Ende. Mindestens einmal wird sie noch zu sehen sein; in den Battles, die ab dem 15. April ausgestrahlt werden. Wie es für Nejla danach weitergeht und ob sie die Show vielleicht sogar gewinnt, darf die Familie vor der Ausstrahlung noch nicht verraten. Aber wie auch immer es am Ende ausgeht, umsonst war die Teilnahme für Nejla in keinem Fall: „Es war eine tolle Erfahrung und hat mir viel gebracht – auch was meine Persönlichkeit und mein Selbstbewusstsein angeht.“