Neues Gesicht für die Einmündung Eygelshovener Straße : Wo einst der Kunstschmied den Hammer schwang
Herzogenrath ... werden bald moderne Wohnungen entstehen. An der Eygelshovener Straße in Herzogenrath-Mitte wächst ein aufwendiges Wohnbauprojekt.
Der Bagger hat im Schatten der Kirche St. Mariä Himmelfahrt schon ganze Arbeit geleistet und frisst sich unermüdlich weiter vor: Die Häuser Nummer 3, 5 und 7 an der Eygelshovener Straße sind schon gewichen und markieren das bauliche Engagement des Aachener Architekturbüros „Linie 4“. Nach aufwendiger Asbestentsorgung auf seinen weiteren Rückbau wartet nun noch das rote Klinkerhaus daneben, das der Pfarrgemeinde St. Gertrud gehört. Auf einer Grundfläche von insgesamt rund 450 Quadratmetern wird in absehbarer Zeit ein neuer, zeitgemäßer Wohnkomplex entstehen.
In dritter Generation
Ursprünglich, so berichtet Diplom-Ingenieur Stephan Preikschat, Mitinhaber von „Linie 4“, standen nur Haus 5 und 7 zum Verkauf. Im Internet hatte der Architekt die beiden alten Immobilien entdeckt, die, wie er sagt, schon seit Jahrzehnten leergestanden hatten. Fasziniert habe ihn der zugewucherte Garten hinter den Gebäuden, für seine Bauzwecke ungünstig seien indes die Grundstückszuschnitte gewesen. So nahm er Kontakt zur Eigentümergemeinschaft von Haus Nummer 3 auf. Auf dem Areal hatte H. Contzen in dritter Generation eine Kunstschmiede betrieben und genoss lebenslanges Wohnrecht.
Nach seinem Tod konnte auch dieses Haus erworben werden. Beim Vermessen, so schildert Preikschat weiter, habe sich herausgestellt, dass auch noch rund drei Quadratmeter des benachbarten Grundstücks auf der anderen Seite zur Verwirklichung der Pläne benötigt würden. Womit die Pfarrgemeinde ins Spiel kam, wie Klaus Puhl, unter anderem Vorsitzender des Ausschusses für Bauwesen in St. Gertrud, ergänzend darlegt. Der langfristige Mietvertrag habe einvernehmlich aufgehoben werden können, und so hat die Gemeinde beschlossen, sich dem Bauprojekt anzuschließen.
Die Kirche wird anstelle des 1954 von Studienrat und Priester Mertens errichteten Klinkergebäudes, das nach dessen Tod als Schenkung an die Pfarre St. Marien fiel, ein Mehrfamilienhaus mit sechs seniorengerechten Mietwohnungen auf vier Etagen – inklusive Mansarden- und Dachgeschoss – errichten. Quasi als Erweiterung des vom Büro „Linie 4“ ursprünglich vorgesehenen dreiteiligen Komplexes mit elf seniorengerechten Wohneinheiten, die als Eigentumswohnungen veräußert werden sollen.
Beide Häuser werden mit Aufzügen ausgestattet, zudem mit Schallschutzverglasung bei hohem energetischen Standard. Die Fläche, an der sich bislang der Ausstellungsraum der alten Kunstschmiede befand, soll weiterhin gewerblich genutzt werden können. „Ob hier Büroräume entstehen oder etwa eine Bäckerei einzieht, ist noch offen“, so Preikschat.
In Reminiszenz an das für viele Bürger noch mit Erinnerungen verbundene alte Häuserensemble soll das rückwärtige Häuschen, in dem sich die eigentliche Schmiede befand, erhalten bleiben, saniert werden und je nach Bedarf etwa als Gemeinschaftsraum für die Bewohner oder Zwecken der Gewerbeeinheit dienen.
Diverse alte Werkzeuge hat der Architekt noch gefunden, sichergestellt wurden zudem die Haustür und die kunstvolle schmiedeeiserne Reklame. Beides soll in die Neubaumaßnahme integriert werden. Überdies möchte Preikschat einen Großteil der alten Klinker in die neue Fassade aufnehmen.
Auch fürs Parken soll gesorgt sein, hinter dem Bauprojekt der Kirche werden vier Garagen und zwei Stellplätze eingerichtet. Und für die künftigen Wohnungseigentümer im Nebenhaus gibt es Stellplätze im rückwärtigen Areal, die von der Kleikstraße aus erschlossen werden. Auf rund sechs Meter Breite wird es einen öffentlichen Durchgang zwischen dem Neubau und dem Eckhaus an der Kleikstraße geben. Um die Grundstücksgrenzen der geplanten rückwärtigen Anlage zu begradigen, sind rund 200 Quadratmeter Fläche von der Stadt dazu gekauft worden. Ins fünfte Jahr geht der Grundstücksarrondierungs-, Planungs- und Vorbereitungsprozess nunmehr, wie Preikschat sagt, der im Übrigen die gute Kooperation mit der Stadtverwaltung lobend hervorhebt. Ende 2020, so die Prognose, soll alles fertig sein.
Als nächster Schritt steht nach dem kompletten Abbruch die Sondierung des Untergrunds durch den Kampfmittelräumdienst an. Dann folgt die Gründung, die wegen des hohen Grundwasserspiegels aufwendig ausfällt: Der Häuserkomplex wird auf einer 80 Zentimeter dicken Bodenplatte errichtet, die wiederum auf zahlreichen 80 bis 90 Zentimeter dicken Bohrpfählen ruht, die acht bis zehn Meter tief in den Boden gerammt sind.
Ein Beleuchtungskonzept soll das Bauprojekt komplettieren. „Und es wäre schön“, so sagt Klaus Puhl, wenn dies im Zuge des integrierten Handlungskonzepts der Stadt auf der Kirchenseite aufgenommen werden könnte.“