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Reaktionen auf Laschet-Kandidatur aus dem Nordkreis: Gemischte Gefühle an der Basis

Reaktionen auf Laschet-Kandidatur aus dem Nordkreis : Gemischte Gefühle an der Basis

Das Votum des CDU-Bundesvorstands zur Kanzlerkandidatur von Armin Laschet hat an der Parteibasis in den Nordkreisstädten nicht nur für Freude gesorgt.

Armin Laschet soll es machen, seit Dienstagmittag steht es fest. Was aus Würselen prompt mit Klartext kommentiert wird: Karl-Jürgen Schmitz, streitbarer CDU-Fraktionsvorsitzender, hatte bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht, Markus Söder für den deutlich geeigneteren Kandidaten zu halten. Und auch nach der Entscheidung der Bundesvorstands pro Laschet machte er keinen Hehl daraus, dies für einen schwerwiegenden Fehler zu halten.

„Es macht mich fassungslos. Ich verstehe nicht, wie eine Partei, die immer eine große Volkspartei war, sich so über die Meinung des überwiegenden Teils der Bevölkerung und vor allen Dingen des überwiegenden Teils unserer Mitglieder hinwegsetzen kann“, erklärte er gegenüber unserer Zeitung. „Ich gehe seit 40 Jahren mit der CDU durch Dick und Dünn, aber daran werde ich erstmal ein paar Tage zu knabbern haben.“

Laschet sei nicht nur im Vergleich zu Söder, sondern sogar im Vergleich zur jüngst bekannt gegebenen Kandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, die schwächere Führungspersönlichkeit. Aus Sicht von Karl-Jürgen Schmitz besteht für den in die Gänge kommenden Wahlkampf nunmehr die Gefahr, dass die Union ihre eigenen Mitglieder nicht hinreichend mobilisieren kann: „Es sind doch die Mitglieder dieser Partei, die die Wahl entscheiden werden. Und zwar indem sie Plakate kleben und indem sie von Tür zu Tür gehen. Wenn die Mitglieder aber unmotiviert sind, wird es schwierig.“

Auch Florian Weyand, Vorsitzender der CDU Alsdorf und Mitglied im Landesvorstand der Jungen Union, hatte vergangene Woche Markus Söder als den an der Basis beliebteren Politiker eingestuft. Dennoch begrüßte er, dass nun eine Entscheidung gefallen ist. „Jetzt können wir loslegen und in den Wahlkampf starten. Armin Laschet ist ein starker Kandidat, der bei der Landtagswahl bewiesen hat, dass man nicht nur nach den Umfragewerten gehen muss. Die können nämlich auch kippen.“

Gegenüber Söder zeichne Armin Laschet als ehemaliger EU-Abgeordneter die größere Erfahrung auf der europäischen Bühne aus. Beim notwendigen Abbau der Bürokratie („eines der größten Probleme in unserem Land“) habe Laschet sich indes auf NRW-Ebene profiliert, namentlich durch das sogenannte Entfesselungsgesetz. „Das brauchen wir auch auf Bundesebene.“

Weitere zentrale Wahlkampfthemen sind für Weyand die Digitalisierung, der Klimawandel und die „Pandemievorsorge“. „Zuerst müssen wir die aktuelle Pandemie beenden. Es wird aber nicht die letzte gewesen sein. Deshalb müssen wir darüber sprechen, wie wir unser Gesundheitssystem verbessern können“, erklärt Weyand.

Weyand hatte vergangene Woche noch mit der verbreiteten Forderung geliebäugelt, dass die Mitglieder der beiden Schwesterparteien CDU und CSU über den gemeinsamen Kanzlerkandidaten entscheiden sollten. Dem wurde zwar nicht entsprochen. Dennoch kann er gut damit leben, dass nun der CDU-Vorstand entschieden hat. „Der Bundesvorstand ist ja kein Hinterzimmer, sondern ein gewähltes Gremium. Wir sollten die Entscheidung akzeptieren.“

Endlich auf eine Klärung der K-Frage hatte Marie-Theres Sobczyk, CDU-Vorsitzende in Herzogenrath, gedrängt, „damit wir geschlossen und überzeugend den eigentlichen Bundestagswahlkampf aufnehmen können, der schon aufgrund der Kanzlerkandidatur einer Grünen historisch werden wird“.

Dass die Union mit Laschet und Söder, „die sich beide bereits mit der erfolgreichen Führung einer Regierung in den einwohnerstärksten Bundesländern bewährt haben, zwei hervorragende Interessenten für die Kanzlerkandidatur vorweisen kann, ist eigentlich eine tolle Sache“, sagt sie. Auch gehöre es zum demokratischen Leben dazu, dass es innerhalb einer politischen Gruppierung wie der CDU/CSU Diskussionen über den besten Weg gebe.

Doch sei in der Wählerschaft und auch an der Parteibasis mittlerweile der Eindruck entstanden, die beiden Kandidatenanwärter und ihre jeweiligen Anhänger würden den Kampf um die Kanzlerkandidatur zu Lasten der notwendigen Auseinandersetzungen mit den gerade in der Pandemie besonders herausfordernden politischen Alltagsproblemen führen. Dass die Entscheidung nun schließlich zugunsten Laschet gefallen ist, goutiert Sobczyk, die mit beiden Kandidaten hätte leben können: „Armin Laschet führt das bevölkerungsreichste Bundesland und stellt damit unter Beweis, dass er fähig ist, Regierungsverantwortung zu tragen.“

Nach dem entscheidenden Söder-Statement am Dienstagmittag sagte der städteregionale CDU-Landtagsabgeordnete Hendrik Schmitz gegenüber unserer Zeitung: „Ich bin froh, dass die Entscheidung gefallen ist, und ich freue mich über ihr Ergebnis. Armin Laschet hat schon oft bewiesen: Er gewinnt Wahlen, gerade wenn die Umstände schwierig sind.“ Und er sei ein exzellenter Regierungschef: „Er hat die Stärke, unser Land zu führen. Und genauso wichtig: Er hat Persönlichkeit und Charakter, Menschen in diesen schwierigen Zeiten zusammenzuführen.“

Unglücklich sei er, so Schmitz, „wie viele andere auch“, über die zurückliegende Woche: „So ein Hickhack darf sich nicht wiederholen. Zu behaupten, dass wir als bürgerliche Partei nicht auf den Charakter achten sollen beim wichtigsten personellen Angebot, das wir unserem Land machen, oder Drohgebärden egal von welcher von Seite aus – das hat niemand gebraucht und der Union als Ganzes sehr geschadet. Das können wir besser.“ Klar sei: Armin Laschet könne sich auf die CDU in der Städteregion verlassen. „Wir werden uns mit viel Herzblut dafür einsetzen, dass einer aus unserer Heimat Kanzler wird.“

Deutlich verhaltener kommentiert das Ganze sein Baesweiler Parteifreund Bruno Mohr, CDU-Stadtverbandsvorsitzender. Ebenfalls froh darüber, „dass die Hängepartie endlich vorbei ist“, hegt er Skepsis ob der Kandidatenentscheidung, denn immerhin habe letztlich doch ein Drittel des Parteivorstands nicht für Laschet gestimmt. „Und wenn man die Basis gefragt hätte, wäre das Verhältnis sicherlich noch knapper ausgefallen.“

Aussagen wie die von Ex-CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz, der von einem klaren Ergebnis für Laschet gesprochen hatte, das, so denke er „auch von allen akzeptiert wird“, kann Mohr nicht nachvollziehen. Auf der Beliebtheitsskala in der Bevölkerung stehe Söder mit deutlichem Abstand vor Laschet, „das ist ein Pfund, das wir jetzt einfach weggeworfen haben“. Laschet sei beschädigt, doch für Söder wäre es sicher auch nicht einfach geworden. Eine Mischung aus beiden wäre ihm der liebste Kandidat gewesen, mit dem ausgleichenden, harmoniebedürftigen Wesen Laschets, gepaart mit dem Machtbewusstsein und der demonstrierten Stärke Söders. „Doch den gibt es nun mal nicht.“

Jetzt gelte es nach vorne zu blicken, hofft Mohr, dass die kleinen Spaltungen innerhalb der Partei, die in den vergangenen Wochen offenbar geworden seien, wieder geschlossen werden: „Wir müssen nun dafür sorgen, dass sich die Partei wieder als Einheit zeigt. Und wir müssen alles dafür tun, dass verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen wird.“