Großbaustelle : Gebaut wird zwischen Birk und Herzogenrath an drei Stellen gleichzeitig
Würselen/Herzogenrath Schon wieder bimmelt das Handy: „Ich hab‘ nen Platten“, tönt einer der Baggerfahrer aus der Freisprechanlage. „Hattest Du doch neulich erst“, ruft der Polier zurück: „Ok, ich komm gleich gucken!“ Ein Zwischenfall, wie er täglich vorkommen kann auf einer Großbaustelle wie der zwischen Birk und Herzogenrath.
„Aber das ist noch eines der kleineren Probleme“, sagt der Vorarbeiter, der seinen Namen immer noch nicht in der Zeitung lesen will. Und der zurzeit gleich drei Bauabschnitte auf einmal im Blick haben muss. Was er dank Erfahrung und positiver Grundeinstellung aber offenbar problemlos meistert.
Der vierte Bauabschnitt des Um- und Ausbaus der Landesstraße 223 ist in vollem Gange. Links und rechts des neuen Kreisverkehrs an der K 1 haben sich die Bagger durchs Erdreich gewühlt, hat die neue Trasse Richtung Herzogenrath auf der einen und bis zum Ortsbeginn Bardenberg auf der anderen Seite Formen angenommen. Am Rande der bereits planierten künftigen Fahrbahn zwischen den aus dem Trassenaushub geformten Lärmschutzwällen schachtet ein Bagger gerade den Kanal aus, hebt ein Betonrohr nach dem anderen hinein und wirft den zuvor ausgehobenen Dreck wieder drauf. Immer wieder kontrolliert einer der Arbeiter mit einer Messlatte, ob der winzige rote Punkt des Kanallasers auf dem Sand tatsächlich die richtige Nivellierung anzeigt.
Wenige Meter weiter sorgt ein GPS-gesteuerter Bagger für die Feinarbeit auf der Oberfläche, zentimetergenau kann der Baggerführer dank elektronischer Unterstützung erkennen, wo noch etwas abgetragen respektive aufgeschüttet werden muss, um einen planen Untergrund zu erzielen, beim Verfüllen von Schächten und Gräben genauso wie beim Böschungsbau.
„Heute macht das Arbeiten richtig Spaß“, sagt der Polier und zeigt auf den knallblauen Himmel. „Das Wetter passt, die Arbeiten gehen gut voran.“ Auf unvorhergesehene Leitungsquerungen waren die Arbeiter der Strabag auf dem Teilstück hinter dem Herzogenrather Ortsschild gestoßen. „Das hatte zu Verzögerungen geführt, die wir aber aufgeholt haben“, sagt der erfahrene Straßenbauer. In Absprache mit der Stadt und dem Landesbetrieb Straßen NRW habe kurzfristig eine neue Leitungstrasse erstellt werden müssen.
Immer wieder finden sich unbenutzte schwere Stromkabel im Boden, die Stück für Stück mit der Kreissäge durchtrennt und herausgezogen werden müssen. Der Polier zeigt auf ein Karree mit Grabelöchern: „Teilweise müssen wir erst aufwendig von Hand suchen, bevor der Bagger ran kann.“ Handschachtung ist auch überall da angesagt, wo die Versorgungsstränge — Strom, Telefon, Internet — kumulieren, etwa an Häusern entlang, wo die bisherigen Leitungen natürlich erst gekappt werden können, wenn die neuen vollständig verlegt sind. Schließlich soll niemand von der Außenwelt abgeschnitten werden.
So wenig Belästigung wie möglich
Überhaupt sollen die Anwohner durch die komplexen Arbeiten so wenig wie möglich belästigt werden, so will es auch die Stadt. Also sind provisorische Zufahrten aufgeschüttet worden oder dürfen Autos kurzfristig neben der neuen Trasse geparkt werden, wenn es nicht anders geht. Klar, gebe es immer welche, die sich beschweren, sagt der Polier. Aber im Großen und Ganzen seien die Kontakte zu den Anliegern gut. Überhaupt herrscht auf der Baustelle gute Stimmung, „die hoffentlich auch so bleibt“, wünscht sich der Vorarbeiter.
Noch einen Wunsch hat er: dass am Freitag auf der neuen Trasse vor Bardenberg durch den Landesbetrieb die Abnahme des Erdplanums erfolgt, um zügig mit dem Auftragen der Frostschutzschicht, natürlich gebrochenem Gestein, beginnen zu können. Auf dem ersten Teilstück liegt die schon und soll dann als Ganzes abgenommen werden, bevor Feinplanum aufgetragen wird und die Asphaltarbeiten beginnen können. Auch dies so schnell wie möglich, um das Teilstück zügig für den Verkehr freigeben zu können.
Extra abgetragen und aufgeschichtet worden war der Mutterboden, neben den neuen Schutzwällen wartet er darauf, auf diese wieder aufgetragen zu werden, damit es hier schnell wieder grüne und blühe. Begrünt wird auch das neue, mit einer Filterschicht aus Kies und einer „Belebzone“ versehene Versickerungsbecken fürs abfließende Niederschlagswasser. Ein kleineres Becken jenseits der Trasse soll zusätzliche Sicherheit bei Starkregen bieten. Nebenbei für Sicherheit gesorgt wird auch auf den 700 Metern Ausweichweg für Radfahrer und Fußgänger zum Schulzentrum: durch eine provisorischen Beleuchtung für die dunkle Jahreszeit.