Diebstähle rund um Aachen : EU stuft Edelmetalle aus Autokatalysatoren als „kritisch“ ein
Aachen/Städteregion Was macht die Edelmetalle in Autokatalysatoren so wertvoll, dass sie in Aachen und Umgebung so häufig gestohlen werden? Eine RWTH-Professorin klärt auf.
Da die Diebstähle von Autokatalysatoren 2022 und zu Beginn dieses Jahres nach Angaben der Polizei enorm zugenommen haben, erklärt eine Professorin der RWTH Aachen, was das Bauteil zwischen Motor und Auspuff so wertvoll macht. Elisabeth Clausen leitet an der RWTH Lehrstuhl und Institut für Advanced Mining Technologies, das in Forschung und Lehre für eine sichere, effiziente und verantwortungsvolle Rohstoffversorgung durch die Automatisierung und Digitalisierung von Bergbaumaschinen und -prozessen steht.
Die Diebe von Katalysatoren haben es auf die darin verarbeiteten Edelmetalle Platin (Pt), Palladium (Pd) und Rhodium (Rh) abgesehen. Was macht gerade diese Rohstoffe so wertvoll? Sie gehören zu den sogenannten Platingruppenmetallen (PGM). „Sie sind deshalb so wertvoll, weil sie in wichtigen Produkten Anwendung finden und gleichzeitig besteht bei der Verfügbarkeit ein hohes Versorgungsrisiko. Die Platingruppenmetalle zählen auch, neben anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Wolfram, Tantal, Seltene Erden oder auch Kokskohle, zu den von der EU aktuell als kritisch eingestuften Rohstoffen.“ Deswegen sind die Preise für die Edelmetalle in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches gestiegen.
Platingruppenmetalle lagern unterirdisch vorrangig dort, wo auch Nickel und Kupfer zu finden sind. Abgebaut werden die Rohstoffe sowohl im Tief- als auch im Tagebau. „Das weltweit wichtigste Vorkommen PGM-dominierter Erze stellt der sogenannte Bushveld-Komplex in Südafrika dar. Bei den Nickel-Kupfer-Lagerstätten befinden sich die beiden größten Vorkommen in Kanada und in der Russischen Föderation. Die beiden weltweit wichtigsten Förderländer sind Südafrika und die Russische Föderation, die 2020 knapp 83 Prozent der weltweiten Fördermenge ausmachten“, erklärt Professorin Clausen. Neben der Primärförderung stelle auch die Sekundärproduktion global eine wichtige Angebotsquelle dar. So seien laut Clausen 2020 weltweit etwa 100 Tonnen Palladium und Platin aus Neu- und Altschrott zurückgewonnen – im Vergleich dazu habe die primäre Produktion im Jahr 2020 bei rund 365 Tonnen gelegen.
Abgesehen von der Verarbeitung in Autokatalysatoren ist die Schmuckindustrie ein wichtiger Abnehmer von Platin. Zudem werden die PGM nach Angaben von Elisabeth Clausen in Zukunftstechnologien eingesetzt: etwa in Brennstoffzellen, Solarzellen und in der Medizintechnik, für die Herstellung von Spezialkondensatoren oder Meerwasserentsalzungsanlagen. Weitere Anwendungsbereiche sind die Glasindustrie, Medizin- und Dentaltechnik sowie Messtechnik.