Würselen : Ein Weltstar spielt im „Würselener Dom“
Würselen Stimmen, Hunderte von Stimmen mischen sich zu einem Grundgeräusch, das laut und leise zugleich ist. Die Luft wirkt wie von Erwartung elektrisch aufgeladen — eine Atmosphäre, wie sie vor vielen wirklich wichtigen Kultureignissen herrscht, Kulturereignissen, die die Menschen herbeisehen. Ein Event solchen Kalibers fand am Freitagabend im „Würselener Dom“ St. Sebastian statt.
Auf der neuen Eule-Orgel des neubarocken Gotteshauses am Markt ließ sich mit der Münchenerin Barbara Dennerlein eine Künstlerin von Weltrang vernehmen.
Übertragung auf Leinwand
Die schlanke Frau tat das Ihre, um das Publikum in ihre Kunst zu verstricken — nicht nur, weil sie ein Star ist, und auch nicht, weil sie auf den Klaviaturen und den Pedalen dieser „Königin der Instrumente“ schon einige ganz erstaunliche Dinge anstellen kann. Damit die Zuhörer auch zu Zuschauern werden können, hat die vom „Förderkreis Kirchenmusik“ in die Düvelstadt geholte Virtuosin vertragsgemäß für ein ganz besonderes Extra gesorgt: Im Altarbereich wurden Leinwände aufgestellt, damit die Fans auf den Kirchenbänken und den zusätzlich von rührigen Ehrenamtlern aufgestellten Stühlen dem Star des Abends auf Finger und Füße sehen konnten. Aber auch wenn so deutlich wurde, dass Barbara Dennerleinss Kunst keine Hexerei ist, so konnte ihr das dennoch nicht den Zauber nehmen.
Blues und Bach
Rund eindreiviertel pausenlose Stunden nahm sich die Weltbürgerin (denn neben München ist New York ein Zentrum ihres Lebens) Zeit, die Würselener und eigens Angereisten (einer war sogar aus Oslo gekommen) in ihre Klangwelten zu verstricken.
Viel Blues war dabei, eine musikalische Realität, die die Interpretin mit der Würselener Orgel mit einem rollenden, vibrierenden Bass einen sehr dynamischen Unterbau gab. Aber es gab noch mehr, besonders in den abschließenden „New York Impressions“. Natürlich gab es auch hier eine gehörige Portion Blues, aber auch Zitate aus Bachs d-Moll-Toccata und sehr viel urbane, weite, wehende Großstadttöne.
Durch die Leinwände blieben aber nicht nur diese Melodien, sondern auch die Künstlerin selbst mit ihrem bisweilen in körperlichem Sinne artistischen Zugriff aus das von Organistin Ulrike Botzet „bewachte“ Instrument gegenwärtig.
Ihrem Publikum bot die Prominente dabei nicht nur Gelegenheit zum Swingen und Grooven, sondern mutete ihnen mit schier ins endlose gedehnte, mit großer Kraftanstrengung und maximalem Druck durch Arme und Beine produzierte Clusterklänge etwas zu. Denn Barbara Dennerlein ist mit ihren Zuhörern auch an diesem Abend an der Eule-Orgel in der Pfarrkirche St. Sebastian weit gereist — soweit die Töne tragen.
„Ganz tolle Leute“
Wohl gefühlt hat sich der Stargast in Würselen auf jeden Fall — schon wegen der herzlichen Worte, die ihr Pfarrer Rainer Gattys vor Beginn und Hermann Jörissen, seines Zeichens Erster Vorsitzender des Freundeskreise Kirchenmusik, nach dem Abschluss widmeten. Und Barbara Dennerlein selbst freute sich über „die nette Gastfreundschaft und sehr liebe Betreuung“.
Darüber hinaus lobte sie die Aktiven des Förderkreises als „ganz tolle Leute“, die sie sogar mit Kuchen versorgt hätten. Das machte dieses Konzert zum angenehmen Erlebnis für allem Beteiligten: Jeder konnte für sich etwas Positives mitnehmen, die Zuhörer ebenso wie die Künstlerin und die Veranstalter.