Würselen : Bewegter Abschied: Angela Ortmanns-Dohrmann geht in den Ruhestand
Würselen Von den Leserinnen und Lesern, Kolleginnen und Kollegen, Förderinnen und Förderern, Ratsmitgliedern sowie von allen, die der Stadtbücherei unter ihrer Leitung in den vergangenen 34 Jahren wohlgesonnen waren, hat sich die Ur-Aachenerin Angela Ortmanns-Dohrmann am letzten Ausleihtag des Jahres 2008 in den Ruhestand verabschiedet.
Viele waren ihrer Einladung gefolgt, um mit ihr auf ihr Lebenswerk anzustoßen. Unter ihnen auch Europaabgeordneter Martin Schulz, der ihr einige Jahre als Bürgermeister sowie als Buchhändler beruflich verbunden war.
Ohne Wenn und Aber habe Bibliothekarin Ortmanns-Dohrmann der Stadtbücherei ihren Stempel aufgedrückt, lobte Bürgermeister Werner Breuer, der ihr „alles Gute für den neuen Lebensabschnitt” wünschte. „Die Projekte, die Sie auf den Weg gebracht haben, waren vorbildlich.”
In 22 Stichworten - so viele, wie ihr Vor- und Zuname Buchstaben hat -, skizzierte die Vorsitzende des Fördervereins, Uschi Singer, das Wirken von Angela Ortmanns-Dohrmann, die nach dem Abitur an St. Leonhard in Aachen und Studium an der Uni Köln über Essen und Düren 1974 an die Klosterstraße 110, wo heute die Tafel ihr Domizil aufgeschlagen hat, kam.
Ein besonderes Augenmerk habe sie stets auf die Lese-, Sprach- und Lernförderung junger Leserinnen und Leser gelegt, „weil für sie Lesen Bildungsarbeit ist”. Bei den Kindern unvergessenen geblieben seien die insgesamt 50 langen Lesenächte. Bildungspartnerschaften mit den Schulen habe sie auf den Weg gebracht, und ihre Projekte seien sowohl vom Kreis als auch vom Land NRW mit Preisen bedacht worden. Ortmanns-Dohrmann habe es verstanden, die Menschen für das Lesen zu begeistern und die Zahl der Medienentleihungen auf 90.000 pro Jahr zu steigern.
„Du hast die Messlatte für deinen Nachfolger sehr hoch gelegt”, verabschiedete sich der Vorsitzende des Kulturforums, Günter Kölling, von der „brillanten Rezitatorin bei den literarischen Abenden” mit einem heiteren satirischen Gedicht aus eigener Feder.
Bunt war die Reihe derer, die der Scheidenden zu ihrem Lebenswerk gratulierten. Dazu zählte auch Agnes Hilgers, die mit 88 Jahren älteste Literatin der Stadt: „Lesen ist bis heute meine größte Leidenschaft.” Stefan Mix, der SPD-Fraktionschef, wandelte ein Wort Willy Brandts ab: „Es ist dein Werk”, sagte er Dank.
„Du hast eine neue Stadtbücherei gewagt”, spielten als Repräsentanten der Schulen, Christa Ross und Günther Sonnen, auf die Aufgeschlossenheit der Bibliothekarin für Neuerungen an. Im „Club der aktiv-kreativen Pensionäre” hieß der Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft Burkina Faso/R?o, Reinhard Richter, Angela Ortmanns-Dohrmann willkommen. „Bleib uns treu und verbunden.”
Das Bemühen der Ex-Bücherei-Chefin um Frauen-Integration hob für das Frauenplenum, in dem die Bibliothekarin ebenfalls außerhalb der Bücherei-Mauern tätig war, Silke Tamm-Kanj hervor. Und „dass wir so viele neue Bücher entdecken und so lange lesen durften, bis die Batterien in der Taschenlampe leer waren”, dafür dankte der neunjährige David.
Kritik an Stellenstreichung
Grünen-Fraktionschef Dieter Griemens erinnerte in „Oecher Platt” an Zeiten, als die Bücher in einem Keller an der Bissener Straße ausgeliehen wurden. Damals habe die Stadtbücherei 200 Exemplare besessen, heute zähle sie 20.000 Bücher und Medien. Einen Seitenhieb auf die Mehrheits-Entscheidung im Rat, eine Bücherei-Planstelle zu streichen, ersparte er sich nicht: „Was der Rat sich geleistet hat, das hat die Bücherei nicht verdient!”
Sichtlich bewegt fasste sich die Scheidende kurz. „Haltet weiter zusammen”, betonte sie. Angela Ortmanns-Dohrmann versicherte, Würselen auch künftig verbunden zu bleiben.