Wie wohnt man besser? : Studierende entwickeln Modelle anhand eines Baesweiler Bergmannshauses
Baesweiler Was muss erfüllt sein, um zukunftsfähige Wohnformen in der Stadt darzustellen? Architekturstudenten nehmen das am Beispiel eines alten Vierfamilienhauses in Baesweiler unter die Lupe.
Sandkastenspiele mit Luftschlössern haben durchaus ihren Wert. Aber der beste Lehrmeister ist immer noch die Realität. Deshalb organisiert die Fachhochschule Aachen schon seit Jahren in Zusammenarbeit mit der Sparkassen Immobilien GmbH (S-Immo) Architekturwettbewerbe, die sich auf real existierende Gebäude bzw. Projekte beziehen. Bei dem nun elften Architekturwettbewerb dieser Art ist das Studienobjekt ein altes Vierfamilienhaus aus der Zeit des Steinkohlebergbaus an der Fidelisstraße in Baesweiler, das der Baugenossenschaft Baesweiler gehört. Jetzt fand der Start des Wettbewerbs im Stadtteilbüro „Kreativ“ an der Kückstraße statt. Zwölf Studierende des Bachelor-Jahrgangs nehmen unter der fachlichen Leitung von Prof. Ulrich Eckey daran teil und wurden in die Thematik eingeführt. Für den Geschäftsführer der S-Immo Aachen, Dietmar Röhrig, dessen Unternehmen Objekte vermittelt und entwickelt, ist es wichtig, dass immer mal wieder junge Leute aus einem anderen Blickwinkel Aufgabenstellungen analysieren und Ideen entwickeln. Das komme der eigenen Geschäftstätigkeit zugute. So lobt S-Immo erneut Preisgelder in einer Gesamthöhe von 2500 Euro aus, um die Studierenden zu motivieren und zu belohnen, denn Wettbewerb beflügelt.
Professor Eckey („Ich war noch nie in Baesweiler“) skizzierte Zielsetzung und Ablauf des Wettbewerbs. Unter der Aufgabenstellung „Wie wohnt man besser? – Modelle für Baesweiler“ sollen die Studierenden aufzeigen, wie das Grundstück „im Maßstab der historischen Bergmannssiedlung qualitätsvoll dichter bebaut werden kann“. Im Juli werde sich eine Jury mit den bis dahin entwickelten Konzepten und Modellen befassen.
Die Technische Dezernentin der Stadt Baesweiler, Iris Tomczak-Pestel, die ihr Architekturstudium an der RWTH Aachen absolvierte, lieferte den Studierenden Grundlagen über die örtlichen Gegebenheiten und ermunterte sie, weiterführende Recherchen zu betreiben. Sie zollte dem Nachwuchs bereits vorab ihre Anerkennung: „Ich bin froh, die mit dem Wettbewerb verbundenen maßstabsgerechten Modelle nicht selber bauen zu müssen.“
Prof. Dr. Axel Thomas, kaufmännischer Vorstand der Baugenossenschaft Baesweiler, der das Objekt gehört, gab wichtige Hinweise. So sei das Haus aus den 1950er Jahren aufgrund seines Zuschnitts (schmale Badezimmer und enge Treppenhäuser) „nicht demografiefest“. Mit Blick auf notwendige Barrierefreiheit sei die Einrichtung von Fahrstuhltechnik wirtschaftlich nicht darstellbar. Dies würde sich erst ab zehn Wohneinheiten mit bedarfsgerechtem Zuschnitt rechnen. Das würde das Grundstück hergeben.
Der Platz, den das alte Haus einnimmt, könne also viel besser genutzt werden. Die Baugenossenschaft sei im Umfeld bereits tätig geworden und habe einige Häuser mit jeweils zwölf Wohnungen errichtet. Die Teilnehmer mögen bei ihren nun zu erstellenden Wettbewerbsbeiträgen nicht nur das Umfeld berücksichtigen, sondern auch an drei wichtige „P“ denken: Profit, People, Planet. Die Lösungen müssten sich rechnen, dem Bedarf der Menschen und künftiger Generationen und auch weitergehenden Anforderungen (Umwelt, Nachhaltigkeit etc.) entsprechen. Allerdings wolle er den „Genius“ von (angehenden) Ingenieuren und Architekten nicht zu sehr einengen und freue sich auch auf überraschende und originelle Lösungsvorschläge.
Laut Aufgabenstellung sind Aufwertung und Ergänzung des Bestands, Bestandserhalt und unabhängiger Neubau in Teilen mit Umzug der derzeitigen Mieter in den Neubau und kompletter Neubau zu untersuchende Szenarien.
Die Baugenossenschaft beabsichtigt laut Thomas aus sozialen Gründen bei der Belegung des so entstehenden Wohnraums eine Drittelung – gemessen an den unterschiedlichen Einkommensverhältnissen der Mieter.