Harmonieverein Baesweiler : Im Jubiläumsjahr mit zwei alten Bekannten am Dirigentenpult
Baesweiler Der Harmonieverein Baesweiler feiert seinen 60. Geburtstag – und gleichzeit kehrt ein Urgestein zurück. Ein Rückblick auf die Historie und ein Blick auf das geplante Programm.
Hans Daichendt ist so etwas wie ein Urgestein des Harmonievereins Baesweiler. Eigentlich aber auch mit seinen über 80 Jahren schon eher im musikalischen Ruhestand. Doch für ihn ist klar: „Wenn ich helfen kann, dann helfe ich.“ Und genau diese Hilfe war gefragt, als sich der Harmonieverein auf die Suche nach einem Nachfolger für den ausgeschiedenen Dirigenten Jürgen Reimann gemacht hat.
„Ich bin mit dem Vorsitzenden Detlef Tylewski schon viele Jahre befreundet, und als er mir von der Dirigentensuche erzählte, habe ich sofort zugesagt, das Amt zu übernehmen“, sagt der Baesweiler Musiker mit Leib und Seele. Doch nicht er allein kam zurück an das Dirigentenpult, sondern ein weiterer langjähriger musikalischer Weggefährte – nämlich Günter Mänz. Beide hatten vor Jürgen Reimann als Leiter die Geschicke des Harmonievereins geprägt, Hans Daichendt über 23 Jahre, Günter Mänz über zehn Jahre. Nach der Absage des Neujahrskonzertes im Jubiläumsjahr „60 Jahre Harmonieverein“ wartet nun auf die beiden die erste Aufgabe eines öffentlichen Auftritts des Vereins, denn am 24. April findet im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums das Frühjahrskonzert statt.
Und danach, so versprechen Daichendt und Mänz, werden sie auch als Dirigenten weitermachen. Mänz als fester Dirigent und Daichendt als dessen Vertreter, wenn dieser zeitlich verhindert ist. Neben dem Stammorchester mit rund 40 Musikerinnen und Musikern tritt beim Konzert ab 16 Uhr auch das Orchester der Musikklasse auf. „Wir alle sind froh, dass es wieder losgeht und jetzt nach zweijähriger Pause wieder ein Konzert stattfinden kann“, blickt Detlef Tylewski der ersten Veranstaltung entgegen. Eine Freude, die den Musikern bei der Probenarbeit anzumerken ist, wenn Hans Daichendt das Motto vorgibt: mit Freude musizieren. Für das Frühjahrskonzert haben sie ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Orchester werden die Besucher unter anderem mit bekannten Musikstücken, wie Florentiner Marsch, Highlights aus „König der Löwen“ und „Starlight Express“ sowie „Music“ und „Lord of the Dance“ unterhalten.
Weitere Veranstaltungen zum Jubiläum sind in Planung. Neben einem Galakonzert im November soll Ende August ein „Tag der Musik“ stattfinden, den der Harmonieverein gemeinsam mit dem Trommler- und Spielverein 1913 Baesweiler, der Blaskapelle 1920 Oidtweiler und der Blasmusikkapelle Siebenbürgen Setterich zu Gunsten der Menschen in der Ukraine gestalten werden. Das zeigt auch den guten Kontakt zu anderen Musikvereinen im Stadtgebiet. Denn vor Corona haben der Harmonieverein, die Blaskapelle Oidtweiler und die Blaskapelle Siebenbürgen Setterich ein „Stadtjugendorchester" gegründet. „Leider mussten die Proben unterbrochen werden. Wir werden voraussichtlich im Mai wieder mit den Proben beginnen“, blickt der Vorsitzende nach vorne.
Während der Zeit seines 60-jährigen Bestehens hat der Harmonieverein nie das Ziel seiner Gründer außer Acht gelassen, durch die Musik die aktiven Mitglieder, besonders die Jugend, zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung anzuhalten und ihr Gemeinschaftsleben zu fördern. Heute hat der Harmonieverein neben dem Stammorchester ein Jugendorchester. „Nachdem wir früher in der Regel erst ab zehn Jahren für unsere Orchester ausgebildet haben, hat sich in den letzten Jahren unser Ausbildungsangebot erweitert. Heute erfolgt die musikalische Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Friedensschule in Form einer Musikklasse schon ab sechs Jahren. Dass die Zusammenarbeit mit der Friedensschule erfolgreich ist, zeigt sich in unserem Jugendorchester, das aus der Musikklasse hervorgegangen ist“, betont Detlef Tylewski.
Blickt man in die Chronik, so ist zu lesen, dass der Harmonieverein St. Petrus Baesweiler ein fester Bestandteil des Baesweiler Vereinsleben ist. Alles begann im Sommer 1962, als der Kaplan der Pfarrgemeinde, Leo Eißen, einige musikbegeisterte Männer fand, die bereit waren, einen Musikverein mit dem Ziel zu gründen, Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Die Gründung erfolgte am 18. Oktober 1962, nachdem sich innerhalb kürzester Zeit 41 Jungen und Mädchen angemeldet hatten. Wie gut das Verhältnis zu den anderen Vereinen schon damals war, zeigte sich dadurch, dass die Ortvereine ein Sommerwiesenfest am 18. und 19. Juli 1964 zugunsten des Harmonievereins veranstalteten. Der Reinerlös von damals beachtlichen 2.000 DM wurde dem Harmonieverein zur Deckung der Schulden zur Verfügung gestellt, die dadurch entstanden waren, dass Kaplan Eißen zur Beschaffung von Instrumenten ein Darlehen aufgenommen hatte. Die Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung des Harmonievereins war damit gelegt.
In kurzer Zeit entwickelte sich das Orchester zu einem der gefragtesten Orchester der Region. Von 1966 bis 1969 war das Jugendorchester „Hofkapelle des Märchenprinzen“ beim Aachener Karneval. Unvergessen ist die damit verbundene Fahrt nach Frankreich im Rahmen der gerade begründeten Städtepartnerschaft zwischen Aachen und Reims sowie der Auftritt im Januar 1968 bei der ersten Fernsehübertragung „Wider den tierischen Ernst“. 1978 nahm der Harmonieverein an den Weltmusikfestspielen in Kerkrade teil. Mit 272,5 Punkten erreichte das Orchester einen zweiten Platz und verfehlte nur um 2,5 Punkte eine Goldmedaille. Der größte Erfolg war aber der erste Rang mit Auszeichnung in der Höchststufe beim Landesmusikfest des Volksmusikerbund NRW am 29. Mai 1983. Ende der 90er Jahre begann dann der Wandel vom Jugendorchester zu einem Symphonischen Blasorchester mit einer gesunden Mischung aus jungen und älteren Musikern und Musikerinnen, was der Harmonieverein bis heute geblieben ist.