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Breitbandausbau in Baesweiler: Erfolge und Hindernisse beim schnellen Internet

Breitbandausbau in Baesweiler : Erfolge und Hindernisse beim schnellen Internet

Baesweiler treibt den Breitbandausbau voran, um speziell Schulen mit schnellem Internet zu versorgen. Hierfür werden über 500.000 Euro investiert.

Das Projekt benötigte einen langen Vorlauf. Baesweilers Wirtschaftsförderer Dirk Pfeifferling, zugleich Geschäftsführer des Internationalen Technologie- und Service-Centers (its), hatte im November 2019 im Schulausschuss vorgetragen, dass erst Anfang 2021 der so dringend benötigte Anschluss der Schulen erfolgen kann. So kommt es jetzt auch.

Ursache für den Zeitverlust sind die Finanzen. Vergeblich hatte die Kommune zunächst versucht, über das Breitband-Forum NRW entsprechende Firmen auszumachen, die privatwirtschaftlich aktiv werden könnten. Das Vorhaben erschien diesen offenbar als uninteressant.

Diese schlechte Nachricht war aber zugleich die Grundlage dafür, dass eine beträchtliche öffentliche Förderung möglich wird, um diese „Wirtschaftlichkeitslücke“ im Glasfasernetz zu schließen. Gekoppelt sind die Förderprogramme an Mindeststandards an Übertragungsraten, die mit der geförderten Investition zu erzielen sind, gemessen in Mbit/s, also Megabit pro Sekunde.

Auf Basis der mittlerweile erzielten Einigung über die Finanzierung (Bund 50, Land 40, Baesweiler Eigenanteil 10 Prozent) hat NetAachen die Ausschreibung gewonnen.Förderberechtigt sind dabei alle Schulen in Trägerschaft der Stadt Baeweiler, bis auf die beiden Grundschulen in Beggendorf und Loverich, die bereits mit Glasfaser versorgt sind. Hinzu kommen laut Stadt noch zwei weitere Schulen, die Martinusschule und die Pharmazeutisch-technische Lehranstalt, so dass zehn Schulen von der Förderung profitieren.

Der Vertrag wurde jetzt von NetAachen-Geschäftssführer Andreas Schneider und Bürgermeister Pierre Froesch im Sitzungssaal des Baesweiler Rathauses unterzeichnet, in dem auch Trauungen stattfinden. Die „Ehe“ (Zweckbindungsfrist) zwischen Stadt und Unternehmen beträgt mindestens sieben Jahre, denn neben der Herstellung der Anschlüsse soll NetAachen über diesen Zeitraum den Netzbetrieb gewährleisten. Sollte sich die Beziehung bewähren, ist eine Verlängerung der Geschäftsbeziehung also nicht ausgeschlossen.

Laut Schneider müssen nun rund zwei Kilometer Leitungen gelegt werden. Für den Tiefbau und das Strippenziehen ist Enwor zuständig. Im Juni soll mit den Arbeiten begonnen werden, die rund ein Jahr in Anspruch nehmen. „Wir bringen jetzt die Schulen in den Gigabit-Bereich. Und das ist noch nicht das Ende“, sagte Schneider.

Mehr Tempo an den Schulen

Damit die Schulen aber so richtig „abheben“ können, müssen die dann zur Verfügung stehenden Kapazitäten in den Gebäuden bzw. in den Schulklassen auch adäquat eingesetzt werden können, verwies Pierre Froesch auf den Medienentwicklungsplan, den die Stadt mit den Schulen entwickelt hat. „Wir setzen das über fünf Jahre von 2020 bis 2024 um und treten jetzt in die Beschleunigungsphase ein“, wie Wolfgang Ohler, Leiter des Amts für Schule, Sport, Kultur und Partnerschaft, sagte.

Das bezieht sich auf die Infrastruktur der Schulen, Endgeräte für zu unterstützende Schüler und Touchscreen Plates, die die gute alte Kreidetafeln ablösen. Im Rahmen des Digitalpakts belaufen sich die Kosten auf rund 1,51 Millionen Euro (darin enthalten sind die Endgeräte für Lehrer, für die das Land aufkommt) bei etwa 139.000 Euro Kostenanteil der Kommune.

Und wie sieht es ansonsten mit dem Breitbandausbau im Baesweiler Stadtgebiet aus? In den vergangenen Jahren hat die Kommune bereits zahlreiche Anstrengungen unternommen, um die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet zu verbessern, wird betont.

Das gelte sowohl für einzelne Bereiche des Baesweiler Gewerbegebiets als auch für die kleineren Ortsteile wie Beggendorf, Loverich, Floverich und Puffendorf, die bereits zu großen Teilen mit Glasfaseranschlüssen bis in die Gebäude angebunden seien, die „perspektivisch Bandbreiten bis zu 1000 Mbit pro Sekunde ermöglichen“. Eine Kooperation zwischen NetAachen und der Enwor als Subunternehmen liefere die nachhaltige Breitbandlösung für die verbleibenden drei größeren Stadtteile Oidtweiler, Setterich und Baesweiler.

Weitere Förderung in 2023?

Bedeutet also, dass der Ausbau noch nicht abgeschlossen ist.

Wirtschaftsförderer Pfeifferling schlägt zum Sachstand im Gigabit-Atlas NRW nach. Dort wird eine 47-prozentige Abdeckung im Übertragungsbereich von 400 bis 1000 Mbit/s ausgewiesen. Über 100 Mbit/s verfügen demnach 97 Prozent der (möglichen) Anschlüsse. Bei der Messlatte unter 50 Mbit/s komme man nicht einmal auf ein Prozent. Insgesamt gebe es in Baesweiler 15.000 Haushalte.

Option und Nutzung klafften aber auseinander. „Es liegt an vielen Stellen das schnelle Kabel bereit, aber Unternehmen und Hausbesitzer müssen für Anschlüsse und die letzten Meter sorgen“, betont Pfeifferling. Manche wollten oder brauchten das wohl nicht. Dieses Phänomen sei in anderen Kommunen ebenfalls zu beobachten. Die Entscheidung könne die Kommune keinem abnehmen.

Pfeifferling setzt auf das Jahr 2023. Dann dürfte die sogenannte „Aufgreifschwelle“, hier geht es wieder um die mindestens zu erreichende Übertragungsrate, bei einem Wert liegen, der weitere Fördermittel bringt. Mittlerweile gehe es nicht mehr um weiße, sondern graue Flecken im Stadtgebiet in Sachen Breitbandausbau.

„Überall da, wo Neubaugebiete entstehen, wird sowieso direkt der Breitbandausbau berücksichtigt. Beim Leitungsbau dorthin nehmen wir Bereiche des Baubestands gleich mit“, sagte NetAachen-Geschäftsführer Schneider.