Bäckerei Schröders : Ein Familienbetrieb zwischen Trends und Tradition
Baesweiler Im Baesweiler Ortsteil Setterich führt Bäckerin Marga Gorny die elterliche Bäckerei Schröders weiter. Dabei setzt sie sowohl auf Altbewährtes als auch auf neue Ideen.
Marga Gornys größter Schatz ist eigentlich recht klein: Ein Notizbuch ihres 2021 verstorbenen Vaters Heinz Schröders, in das der Bäckermeister während seiner Lehre seine wichtigsten Rezepte geschrieben hat. Beispielsweise das für Öcher Printen. „Diese Rezepte nutze ich heute noch“, erklärt Gorny, die die Bäckerei Schröders in Setterich in zweiter Generation führt.
Bereits seit 1979 ist die Bäckerei an der Bahnstraße Anlaufstelle von Jung und Alt. Neben den Kindern aus den umliegenden Schulen, die sich hier nach Schulschluss Leckertüten oder ein Schülerbrötchen zum Vorteilspreis holen, bis hin zu den Senioren, die froh sind, noch einen Traditionsbäcker am Ort zu haben. „Wir liegen ja doch etwas abgelegen, deshalb haben wir kaum Laufkundschaft. Wir leben von unseren Stammkunden“, sagt Gorny.
Die 60-Jährige ist gelernte Bäckerin und hat 2013 zunächst mit ihrer Schwester Birgit zusammen die elterliche Bäckerei übernommen, seit 2018 leitet sie den Handwerksbetrieb allein. Gegründet wurde die Bäckerei von ihren Eltern Heinz und Elisabeth Schröders. „Mein Vater stammte aus einer Bauernfamilie. Er wollte nicht wie seine Eltern bei Wind und Wetter auf dem Feld arbeiten, sondern dort, wo es schön warm ist.“
Erste Bäckerei war in Birkesdorf
Nach der Lehre in Weißweiler übernahm Heinz Schröders mit seiner Frau Elisabeth im Jahr 1960 die erste eigene Bäckerei in Birkesdorf bei Düren. Elisabeth kümmert sich fortan um den Verkauf, Heinz um die Backstube. Bald mittendrin: Die Töchter Birgit und Marga. Schon als kleines Kind sei sie regelmäßig mit ihrem Vater mitgefahren, wenn er in der Backstube war oder Brötchen ausgeliefert hat, erzählt Gorny amüsiert: „Ich hatte immer großen Spaß daran, auf die Klingel zu drücken.“
Als Mitte der 1960er Jahre der Mietvertrag in Birkesdorf auslief, ergab sich die Möglichkeit die ehemalige Bäckerei Nellessen in der Settericher Schmiedstraße zu pachten. So zog die Familie nach Baesweiler. Ende der 1979 erfüllte sich die Bäckersfamilie schließlich den Wunsch nach einer eigenen modernen Bäckerei: In der nahegelegenen Bahnstraße wurde das Haus mit Ladenlokal und Backstube neu errichtet. 34 Jahre lang das Reich von Bäckermeister Heinz Schröders.
Dass sie selbst einmal Bäckerin werden und den elterlichen Betrieb übernehmen würde, war Marga Gorny schon immer klar. So folgte auf den Schulabschluss die Ausbildung bei ihrem Vater. Eine Frau im körperlich anspruchsvollen Bäckerhandwerk war zu jener Zeit eine Seltenheit: „In der Berufsschule war ich die einzige Frau unter 44 Männern.“ Probleme, sich in der Männerdomäne zu behaupten, hatte Gorny allerdings nie: „Das war immer sehr kumpelhaft.“
Und auch den Schritt ins harte Bäckerleben hat sie in den vergangenen 40 Jahren nie bereut: Noch heute steht sie mitunter um 0 Uhr in der Backstube, schabt kiloweise Teig aus der Knetmaschine, wuchtet Mehlsäcke oder schiebt die schweren Dielen mit den Backwaren in den Ofen. Doch wenn die Leute im Anschluss Begeisterung für ihre Waren zeigten, dann wisse sie, wofür sie das alles macht, so Gorny.
Immer mehr Bürokratie
Eine Rolle, in die sie sich allerdings erst reinfinden musste, war die der Unternehmerin, die sie seit 2013 übernehmen musste. Vor allem die immer weiter zunehmende Bürokratie, die sie zwingt, viel Zeit am Schreibtisch statt in der Backstube oder im Verkaufsraum zu verbringen, macht ihr zu schaffen. Unerwartete Schwierigkeiten ergaben sich auch durch die neuartige Zusammenarbeit der beiden Schwestern. „Früher war unser Vater der Chef. Als wir dann selbst Chefinnen waren, hat sich gezeigt, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben“, erklärt Gorny. So ging man ab 2018 getrennte Wege.
Seitdem leitet Marga Gorny die Bäckerei ihrer Eltern allein und bemüht sich, sowohl das Erbe des Vaters zu bewahren als auch mit der Zeit zu gehen. Das zeigt sich bereits im Verkaufsraum, der zwar vor einigen Jahren renoviert wurde, den jedoch noch immer die ursprünglichen Fliesen und die alte Theke schmücken.
Und auch in der Backstube setzt Marga Gorny auf altbewährte Rezepte, Arbeitsweisen oder Geräte, greift aber ebenso Trends wie etwa veganes Gebäck oder Motivtorten auf. Im Allgemeinen sei es ein enormer Vorteil einer kleinen Handwerksbäckerei, dass man auch auf individuelle Kundenanfragen eingehen könne, seien es Allergien, Vorlieben oder Gestaltungsideen, erklärt Gorny: „Wir können fast jeden Kundenwunsch umsetzen.“
Das Standardsortiment von Schröders umfasst Brötchen, süße Teilchen, herzhafte Snacks, Fladen, Torten und verschiedene, mitunter saisonal wechselnde Kuchen- und Brotsorten. Vor allem ausgefallene Baguettes, etwa mit Paprika oder Tomaten sowie Dinkelbrote sind eine Spezialität im Hause Schröders. Circa sieben Sorten Dinkelbrot sind regelmäßig vorrätig; der Bestseller ist das Dinkellandbrot, so Gorny. Für das vielfältige Gebäck, das „noch so schmeckt wie früher“ nehmen die Kunden auch gerne mal einen längeren Anfahrtsweg in Kauf, erklärt sie weiter: „Wir haben Kunden aus Aldenhoven, Geilenkirchen, Heinsberg, sogar die Alexianer aus Aachen zählen dazu.“
Lieferservice in Baesweiler
Wer nicht selbst kommen kann, für den bietet Schröders einen Lieferservice, ebenfalls ein Erbe von Heinz Schröder: Ob nur ein Brötchen oder eine ganze Wochenration an Backwaren, für einen geringen Aufpreis liefert die Bäckerei im Baesweiler Stadtgebiet täglich aus. Wer anruft, hat mitunter noch am selben Tag die Brötchentüte auf der Schwelle liegen, sagt Gorny.
Die Lieferung übernimmt unter anderem Marga Gornys Mann Achim, der sie seit 2018 auch beim Papierkram unterstützt: „Obwohl mein Mann selbst kein Bäcker ist, führen wir das Unternehmen dennoch in gewisser Weise als Familienbetrieb.“ Und das soll trotz fehlender Nachfolger auch noch eine Weile so bleiben: „Solange ich gesund bin und mir meine Arbeit Spaß macht, mache ich weiter.“