Im Beggendorfer Backhaus : Alte Tradition wird wieder lebendig
Baesweiler „Wann backt Ihr wieder?“ Heinz Michel vermag irgendwann gar nicht mehr zu zählen, wie oft ihm die Frage gestellt wird. Das Beggendorfer Backhaus ist ein voller Erfolg, zumindest für den Moment.
Die bereitgestellten sechs Bleche Kuchen sind schneller vergriffen, als die Organisatoren es für möglich gehalten hätten. Von den 40 Roggenmischbroten – man hat die Wahl zwischen Kartoffel- und Bauernbrot – werden bei Festausklang nur noch wenige Brocken übrigbleiben.
Qualifikation erhalten
Die Idee für das Backhaus entstand im Rahmen der Beggendorfer Bewerbung für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. 2017 beteiligte man sich, wurde als „Golddorf“ ausgezeichnet und erhielt damit die Qualifikation, nicht nur auf städteregionaler, sondern auf Landesebene anzutreten. In zweiter Instanz reichte es immerhin noch zum „Silberdorf“, und nun geht es an das Umsetzen einer Reihe von guten Ideen aus dem Wettbewerbsbeitrag.
„Wir wollen alte Traditionen aufzugreifen“, erklärt Heinz Michel. Er und sein Bruder, ehemals Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Beggendorf, nun Mitglieder der Ehrenabteilung, hatten lange zuvor schon einen mobilen Backofen für das Dorf bauen wollen. Als er irgendwann um 2012 fertig war, setzten ihn die Männer bei Schul- und Kindergartenfesten ein. Das Bäckerhandwerk eigneten sie sich dafür selbst an.
Viele fleißige Hände
Nun hat der Ofen seinen Platz neben dem brandneuen Backhaus, für das viele fleißige Hände rund um den Dorfwerkstatt Beggendorf e.V. verantwortlich zeichnen. Erst vor zwei Wochen waren letzte Handgriffe gemacht. Das Backhaus steht auf befestigtem Boden am Rande der Pfarrwiese, hübsch eingesäumt von jungen Heckenzweigen. „Ein bisschen Geld dazu kam aus dem Wettbewerb, das meiste aber von einigen Sponsoren“, schildert Guido Kehmer, der Kassierer der Dorfwerkstatt. Pfarrer Hans-Peter Jeandrée segnete das Backhaus ein und ging dabei auf die Bedeutung des Brotes für das Christentum früher und heute ein.
Auch Bürgermeister Willi Linkens erschien anlässlich des Backfestes und lobte ein ums andere Mal die lebendige Tradition in Beggendorf. Ortsvorsteher Ferdi Reinartz sprach die nächsten offiziellen Worte, bevor es ans Miteinander, ans Probieren und auch ans Vorbestellen ging. Denn der nächste Backtermin ist Samstag, 1. Juni, soviel steht fest.
Ab sofort können die Beggendorfer bestellen, wie viel Kartoffel- und Bauernbrot sie an diesem Termin gebacken haben möchten. „Seit einigen Jahren haben wir hier im Ort ja keinen kommerziellen Bäcker mehr. Wäre das anders gewesen, hätte ich diese Idee nicht verfolgt“, schildert Heinz Michel. „Wir wollen dem hiesigen Handwerk keine Konkurrenz machen.“ Er ist einer, dem nie die Ideen ausgehen.
Ehrgeizige Pläne
Deshalb hat er schon Pläne: „Vielleicht arbeiten wir demnächst an einem stationären Ofen.“ Für Projekte ist auch Guido Kehmer immer zu haben: „Ich hab mal gesagt, ich bin kein Vereinsmensch, dazu habe ich auf Dauer beruflich gar keine Zeit. Für einzelne Aktionen bin ich aber immer zu haben, so haben wir zum Beispiel mal an einem Wochenende die Bäume auf der Obstwiese geschnitten.“ Ach so, die Dorfwerkstatt hat auch direkt schon die nächste Aktion vor der Brust: Am kommenden Wochenende heißt es „Beggendorf blitzblank“, rechtzeitig vor Muttertag und der Kirmes.