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Stadtbüchereien im Nordkreis: Ausleihen erlaubt, aber Vorlesen fällt aus

Stadtbüchereien im Nordkreis : Ausleihen erlaubt, aber Vorlesen fällt aus

Die Situation am Tag der Bibliotheken: In den Stadtbüchereien des Nordkreises sind alle Veranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt.

Koch- und Bastelbücher gehen richtig gut, Reiseführer dagegen liegen wie Blei in den Regalen. Die Auskunft aus der Stadtbücherei Baesweiler macht richtig viel Sinn, wenn man darüber nachdenkt.

Jetzt, in der Krise, suchen die Kunden vor allem nach Dingen, mit denen man sich in den eigenen vier Wänden beschäftigen kann. Reisen liegt genau am anderen Ende des Spektrums. Unter Pandemie-Bedingungen hat sich die Benutzung der Büchereien verändert. Ein Blick in die Einrichtungen im Nordkreis zum Tag der Bibliotheken am 24. Oktober.

„Ich habe das Gefühl, die Menschen bevorraten sich aus Angst vor einem neuen Lockdown“, sagt Nadine Schrank, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei in Baesweiler. Nach den jüngsten Infektionszahlen und den erneut verschärften Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus in der Stadt rückt diese maximale Einschränkung durchaus wieder in den Bereich des Möglichen.

Noch aber hat die Einrichtung normal geöffnet. Nun ja, normal unter Coronavirus-Verhältnissen jedenfalls. Und das bedeutet vor allem, dass Mitarbeiter und Kunden sich an das Hygienekonzept zu halten haben.

Regale leergeputzt

Nach dem Lockdown im Frühjahr wurde die Bibliothek im Mai wieder geöffnet. Die zu Beginn rigiden Maßnahmen konnten zwischenzeitlich etwas gelockert werden: Nutzer durften wieder Platz nehmen und sogar vor Ort etwas schmökern, die vorhandenen Computer wurden wieder zur Einsicht in die Benutzerkataloge freigegeben. Lediglich der öffentliche Internetarbeitsplatz blieb geschlossen.

Am vergangenen Mittwoch habe man in Baesweiler schließlich wieder mit den „Leseohren“, der Krabbelgruppe der Bücherei, starten wollen. Das fällt bei der laufenden Entwicklung jedoch ins Wasser – so wie alle Veranstaltung auf unbestimmte Zeit abgesagt worden sind. Wann was wieder möglich wird? Das bestimmen die Infektionszahlen.

Die Nutzer, sagt Schrank, hätten Verständnis und auch bei der Belegschaft sei die Stimmung im Grunde gut. Der Leselust hat die Krise keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: „Am Dienstag waren die Regale leergeputzt“, bemerkt Schrank. Die Ausleihzahlen hätten sich, ebenso wie die Zahl der Neuanmeldungen, nach oben entwickelt.

Mit den Infektionszahlen steigt die Zahl der Ausleihen, weil auch die Angst vor einem Lockdown größer wird – diese Formel scheint auch in Herzogenrath zu stimmen, wie Katja Schnorrenberg, Mitarbeiter in der Stadtbibliothek Rodas, bestätigt.

Gefragt seien dort vor allem Titel von den Bestsellerlisten, Hörbücher, Romane und Werke über die Corona-Krise. Weniger nachgefragt würden dagegen Sachbücher, was allerdings ein Trend sei, den man bereits vor der Pandemie habe beobachten können.

Bedingung: ordentlich Beinfreiheit

Lautete kurz nach Wiederöffnung am 23. April das Prozedere noch: Reinkommen, ausleihen und wieder gehen, ist es zwischenzeitlich wieder möglich, ein Buch auch mal im Sitzen durchzublättern. Voraussetzung ist, dass wenig Betrieb und ordentlich Beinfreiheit in der Bücherei herrscht. Darauf hätten die Mitarbeiter ein sehr genaues Auge.

Wie in den anderen Kommunen sind auch in der Einrichtung in Herzogenrath alle Veranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt. Darunter fallen auch die Aktivitäten, die am Tag der Bibliotheken traditionell stattfinden: eine Lesung für Erwachsene am Abend und eine für Kinder am Nachmittag.

Letztere übernehmen in der Regel die Vorlesepaten, die aber meist 60 Jahre und älter sind und damit ohnehin zur Corona-Risikogruppe zählen.

Erst einmal nur mit Termin

Weniger zu lesen scheinen die Nutzer der Stadtbücherei in Alsdorf während der Krise. Hier wird seit Corona, zumindest seit der Hochphase, weniger ausgeliehen. „Die Leute kommen von sich aus seltener, aus Vorsicht“, erklärt Marion Wingen, Leiterin des Amts für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem Lockdown hätten sich jedoch vor allem die vielen Stammkunden sehr darüber gefreut, wieder kommen zu dürfen.

Und das können sie nach wie vor. Auch in Alsdorf hat die Stadtbücherei normal geöffnet, auch dort gelten die bekannten Regeln: Kunden und Belegschaft tragen Mund-Nasen-Schutz, an der Ausleihtheke ist ein Plexiglasschutz angebracht worden, Abstände sind einzuhalten. So hatte die Einrichtung nach der Zwangsschließung am 13. März kurz nach Ostern wieder aufgemacht.

Anfänglich durften Kunden nur mit einem zuvor vereinbarten Termin zur Ausleihe kommen, später wurde ein sogenanntes Korbsystem eingeführt – Besucher kamen nur mit Korb hinein, waren die alle vergriffen, war Warten angesagt.

Derzeit dürfen sich maximal 20 Besucher zur gleichen Zeit in der Bibliothek aufhalten. Im Unterschied zu Baesweiler dürfen Computer in Alsdorf nicht benutzt werden und es dürfen auch keine Bücher vor Ort gelesen werden.

Frühzeitig abgeblasen

Planungen für Veranstaltungen am Tag der Bibliotheken habe man in Alsdorf wegen der fortlaufenden Krise frühzeitig ad acta gelegt. Allerdings standen für den Vorlesetag am 20. November noch eine Lesung zum Thema „Star Wars“ und eine Lesung mit Buchautor Manfred Theisen zum Thema „Fake News“ auf dem Plan. Sie fallen, wie alle anderen Veranstaltungen zunächst bis Ende des Jahres, nun auch aus.