Ärger über Heckenschnitt : „Pilzsporen können für Menschen gefährlich werden“
Alsdorf Immer wieder finden sich Hecken und Sträucher am Straßenrand, die nach maschinellem Rückschnitt völlig zerfetzt aussehen. Anwohner des Oberen Heidwegs in Alsdorf wollen das aus guten Gründen nicht mehr hinnehmen.
Bei Bürgern der Straße Oberer Heidweg in Alsdorf regt sich Unmut. Der Grund ist der von der Stadt ausgeführte Heckenschnitt Anfang des Jahres. Nach dem Bau der neuen B57 hatten sie am Hang zur Wohnbebauung hin in Eigenregie Bäume und Sträucher gepflanzt, um die Lärmbelästigung einzudämmen und auch bei der Stadt zufriedenstellende Hilfestellung beim Grünschnitt erhalten. Doch nun sehen sie Ihre Pflanzarbeit weitgehend gestört, wenn nicht gar vernichtet. Sie monieren, Hecken und Sträucher seien durch aus ihrer Sicht unsachgemäßen maschinellen Rückschnitt teilweise zerstört worden, gefährdeten durch teilweise zurückgebliebene scharfe Astspitzen nicht nur die Umwelt, sondern bedeuteten auch Verletzungsgefahr bei vorbeigehenden Passanten und Kindern.
In ihrer Not haben sich die Bürger an Dr. Heinz-Eike Lange gewandt, langjähriger Tierarzt in Würselen und Erster Vorsitzender des Nabu Aachen-Land. Er sagt mit Blick auf den Oberen Heidweg: „Das ist kein fachgerechter Heckenschnitt. Die großflächigen Verletzungen an den Pflanzen sind ein idealer Nährboden für Viren und Pilzbefall. Das kann sich auch auf andere Baumarten ausbreiten, zum Beispiel kann so Rindenruß beim Ahorn entstehen.“ Derartige Sporen können sogar dem Menschen gefährlich werden. Dr. Lange berichtet, dass Sporen „bei Allergikern schon den sogenannten anaphylaktischen Schock ausgelöst haben“, das heißt das gleichzeitige Zusammenbrechen mehrerer Organsysteme, was unter Umständen Lebensgefahr bedeuten kann.
Die Stadt Alsdorf jedenfalls ist sich keiner Schuld bewusst. Marion Wingen, Leiterin des Amtes für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit in der Kommune, erläutert nach Rücksprache mit ihrem Baubetriebshof, die Arbeiten beim Rückschnitt am Oberen Heidweg seien fachgerecht ausgeführt worden. Nach bislang manuellem Rückschnitt sei zwar erstmalig eine neue Maschine eingesetzt worden, doch sei darauf geachtet worden, dass sie entsprechend den Vorschriften eingestellt worden sei. Gleichwohl werde die Stadt Alsdorf durch ihre Mitarbeiter noch einmal die entsprechenden Stellen am Oberen Heidweg aufsuchen, um gegebenenfalls Mängel wie hervorstehende Astspitzen durch Stumpfschnitt zu beseitigen.
Demgegenüber mutmaßt Nabu-Vorsitzender Lange, das Problem liege im Equipment der städtischen Heckenschnitt-Abteilungen. Würden die maschinellen Schneidegräte senkrecht gestellt und so an Hecken und Bäumen vorbeigeführt, führe das zu scharfkantigen und verletzten Astspitzen mit den entsprechenden Gefahrenstellen. Schonenderes Maschinenzubehör, etwa sogenannte „Mähbalken“, würden zwar von Herstellern angeboten, seien aber teurer. Mithin also eine Kostenfrage bei den Kommunen.
In anderen Kommunen des Nordkreises, die für den Grün- und Heckenschnitt verantwortlich sind, nicht aber die Städteregion Aachen, gibt es jedenfalls, anders als in Alsdorf, keine Probleme. Die Stadt Würselen zum Beispiel teilt mit, ähnlich gelagerte Beschwerden von Bürgern seien bislang nicht eingegangen oder bekannt. Bei Mäharbeiten achteten die Mitarbeiter ohnehin auf einen stumpfen Schnitt, der keine Verletzungsgefahren in sich berge. In der Herzogenrather Verwaltung heißt es, Beschwerden gingen allenfalls irrtümlich ein, wenn sie sich auf Mäharbeiten an Landstraßen bezögen. Dafür sei aber der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig. Zur Arbeitsweise im städtischen Einflussbereich wird erklärt: „In Herzogenrath wird fachgerecht mit einem Mähbalken gemäht, Schlegelmäher, die ein scharfes Schnittbild erzeugen können, werden nur für den Grasschnitt und für Sträucher eingesetzt.“
Die Lage ist also unübersichtlich. Die Kommunen behaupten alles richtig zu machen, der Nabu-Vorsitzende vermutet den Grund für Probleme in der Kostenfrage, die Bürger am Oberen Heidweg sind nach wie vor sauer. Erfolgversprechend ist wohl nur, wenn Bürger und Verwaltungen ins Gespräch kommen, Probleme benennen und gegebenenfalls beseitigen. Im aktuellen Alsdorfer Fall jedenfalls scheint man da auf einem guten Weg zu sein.