Kurzer Prozess in Aussicht : Mutmaßlicher Pädophiler aus Alsdorf vor Landgericht angeklagt
Aachen/Alsdorf Der 58-jährige Manfred G. aus Alsdorf hat die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen. Er steht unter dem Verdacht drei Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Sie waren zum Zeitpunkt der Tat zwischen 2,5 und neun Jahre alt.
Für die Ehefrau brach eine Welt zusammen, als die Polizisten mit dem Durchsuchungsbefehl vor der Haustür in Alsdorf standen. An diesem Tag erfuhr sie, dass ihr Ehemann, Manfred G., unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs steht.
Der 58-Jährige soll zwischen 2014 und 2018 drei Mädchen aus dem Freundes- und Familienkreis missbraucht haben. Die Kinder waren damals zwischen 2,5 und neun Jahren alt. Er sollte sie über Nacht betreuen, stattdessen habe er sich an ihnen im Schlaf vergangen – das ist der furchtbare Vorwurf.
Die Taten sollen im Jahr 2018 ein Ende gefunden haben, als die betroffenen Familien aus unterschiedlichen Gründen den Kontakt zu ihm abbrachen. Ein Jahr später, exakt am 9. November 2019, wurde Manfred G. in seinem Haus verhaftet. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Am Mittwoch beginnt vor dem Landgericht in Aachen der Prozess gegen ihn. Ihm wird sexueller Missbrauch in 21 Fällen vorgeworfen, in zwei Fällen sogar schwerer sexueller Missbrauch. Die Taten sollen sich in seiner früheren Wohnung in Aachen und eben auch in dem Reihenhaus in Alsdorf-Neuweiler ereignet haben, in das er Ende 2017 mit seiner zweiten Ehefrau gezogen war. Im Herbst, als die Ermittler mit einem Durchsuchungsbeschluss klingelten, durchkämmten sie eine Woche lang das ziemlich vermüllte Gebäude Zentimeter für Zentimeter.
Im Garten des Landschaftsgärtners hatten sie einen blickdichten blauen Container hingestellt, in dem sie Gegenstände sicherstellten. Auch vierbeinige Spezialisten waren damals im Einsatz, Datenspürhunde suchten forensische Spuren. Die Recherche war erfolgreich: Unter anderem wurden 20 Videos sichergestellt, die der Angeklagte selbst von seinen Taten aufgenommen hat.
Dass man Manfred G. auf die Spur kam, hat mit dem gigantischen Missbrauchskomplex „Bergisch Gladbach“ zu tun, in dem es viele Handlungsstränge gibt. Die landesweit größten Ermittlungen waren ein paar Wochen zuvor angelaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Manfred G. strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten.
Nach allem, was man weiß, tauschte er im Darknet auch nicht seine selbstgedrehten Videos mit anderen Pädophilen aus. Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen wurde aber auch er beschuldigt, einer der befragten Zeugen soll ihn erwähnt haben. So kam auch sein Name in die Akten der zuständigen Staatsanwaltschaft in Köln.
Dort hatte das Land NRW schon im 2016 die „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime“ (ZAC NRW) eingerichtet. Bei dieser Stabsstelle werden „herausgehobene Ermittlungsverfahren im Bereich der Cyberkriminalität“ angesiedelt. Die ermittelnde Behörde vertritt auch die Anklage am Aachener Landgericht. Manfred G. hat nach Angaben von Landgerichtssprecher Thomas Birtel inzwischen ein umfassendes Geständnis abgelegt. Durch die sichergestellten Videos ist die Beweislage ohnehin recht eindeutig. Den jungen Opfern soll eine Aussage erspart bleiben.
Es könnte ein verhältnismäßig kurzer Prozess werden. Derzeit ist geplant, dass das Urteil nach fünf Verhandlungstagen am 25. Juni fallen könnte. Die Ehefrau des Angeklagten ist als Zeugin geladen. Sie soll die Verbrechen, die man ihrem Mann zur Last legt, jahrelang nicht mitbekommen haben. Das Paar, das erst Mitte 2015 geheiratet hat, hat keine eigenen Kinder. Manfred G. erwartet im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen zwei und 15 Jahren.