Utopiewochenende in Alsdorf : Mädchen und junge Frauen liefern Ideen zur Verbesserung des Stadtbilds
Alsdorf Was muss sich in Alsdorf ändern? Welche Orte sollten verbessert werden? Wo in der Stadt muss die Politik aktiv werden? Auf diese Fragen gibt die Mädchengruppe „Jetzt kommen wir!“ am Wochenende Antworten.
Politiker hängen nicht nur auf Plakaten. Man kann mit ihnen sprechen und auch Dinge einfordern – das gehört zur Demokratie dazu. Der Verband Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken möchte das Kindern und Jugendlichen schon früh beibringen. „Wir verbinden politische Teilhabe mit Freizeit und Bildung, damit wir Politik nicht trocken erklären, sondern greifbar machen“, sagt Beate Kuhn. Die Geschäftsführerin ist bereits seit 45 Jahren im Verband.
Konkret geschieht das über Aktionen, bei denen nicht zuletzt auch eine Verbesserung der Stadt verfolgt wird. „Zum Beispiel haben wir für Herzogenrath eine Straßenumbenennung nach der Iranerin Masah Amini gefordert“, sagt Kuhn. Am Utopiewochenende der Mädchengruppe „Jetzt kommen wir!“ an diesem Wochenende heißt es: „Wir verändern Alsdorf!“
Fotografieren, was nicht gefällt
Der Slogan sei dann auch Programm. Am Samstag werden „die Mädels“, wie die neue Vorsitzende Chayenne Fertachz sagt, in einer Fotorallye das fotografieren, was ihnen in Alsdorf nicht gefällt. Die Bilder werden als Grundlage genommen, um am Sonntag die Verbesserungsideen auf kreative Weise zu gestalten.
Ein Laufzettel, den die FSJ-lerin befindliche Hui Mae Tran gestaltet hat, dient den Teilnehmerinnen als Orientierung. Dort sind zentrale Punkte wie der Annapark, der Denkmalplatz und der Bushof markiert. „Das sind Hotspots in Alsdorf, an denen die Mädels immer vorbeigehen und wo wir schon von einigen gehört haben, dass sich da etwas tun muss“, sagt Vorstandsmitglied Anna Junger. Zu den Orten gibt es Fragen, die beantwortet werden müssen, um das Lösungswort herauszufinden.
Seit zwei Jahren stehen bei diesem Projekt Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 13 und 22 Jahren im Fokus. Im Rahmen dessen gibt es sowohl in Alsdorf als auch in Aachen, Merkstein und Setterich jeweils wöchentliche Treffs. Darüber hinaus finden auch Aktionen wie der Talk zum Thema „Gewalt an Frauen“ statt. „Uns ist es wichtig, den Mädchen einen Safe Space zu bieten. So fühlen sie sich direkt wohler, und die Hemmschwelle wird gesenkt“, sagt Junger.
Insgesamt kommen zwischen 40 und 60 Mädchen und junge Frauen – mal mehr, mal weniger regelmäßig – zu den verschiedenen Aktionen. Das Projekt läuft noch bis Ende des Jahres, „aber wir lassen die Mädels danach auf keinen Fall hängen“, sagt Fertachz. Die 21-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig solch eine Gruppe für die Entwicklung sein kann. „Die ehrenamtliche Arbeit hat mich sehr geprägt und geformt, so dass ich heute sogar soziale Arbeit studiere.“ Seit zehn Jahren ist sie bereits bei den Falken.
Ideen für den Bürgermeister
Neben der Freude und dem Spaß solle aber in den Aktionen der politische Aspekt nie vergessen werden. „Wir sprechen über Rassismus und Gewalt, was auch richtig und wichtig ist, aber das kann man nicht sofort ändern“, sagt Kuhn. Daher stehen oft, wie auch am kommenden Utopiewochenende, kleine Veränderungen im Vordergrund, die auch umsetzbar sind. Die gemalten und gebastelten Verbesserungsideen sollen im Anschluss dem Bürgermeister präsentiert werden. „So können die Mädels auch in fünf Jahren zurückblicken und sagen: ,Das habe ich geschafft‘“, sagt Fertachz.