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Partei an der Basis: AfD diskutiert mit Bürgern über die Zukunft der Kohleregion in Alsdorf

Partei an der Basis : AfD diskutiert mit Bürgern über die Zukunft der Kohleregion in Alsdorf

Wie hält es die AfD mit der Basis? Was läuft da ab? Wie versucht die Partei, Stimmen und Gefolgsleute zu sammeln? Einblicke waren jetzt bei einer Veranstaltung dieser Partei in den Seminarräumen der Stadthalle Alsdorf zu gewinnen. Es ging per Bürgerdialog um „Die Zukunft der Kohleregion“.

Zwei massive, aber freundliche Herren im Anzug, sichtlich Anhänger von Krafttraining, kontrollieren im Auftrag des Veranstalters jeden Teilnehmer der Parteiveranstaltung auf Gegenstände, die als Waffe gelten könnten. Rucksack, Kamera, Kugelschreiber, Block und Smartphone erregen keinen Verdacht. Im Saal läuft ein kräftiger Mann in blauem Hemd, in der Farbe der Partei, umher.

Dass die Beleuchtung an der Decke teilweise blau schimmert, ist aber wohl nur Zufall. In den Stuhlreihen finden sich rund 50 Zuhörer ein. Überwiegend kernig wirkendes Publikum, aber es gibt auch den Herren im Anzug. Frauen sind in der Minderheit. An der Theke wird vor Beginn über Störungen bei anderen AfD-Veranstaltungen gesprochen. Man wisse ja nie.

Meinungsfreiheit

Thema bei Freigetränken ist zudem die als ungeheuerlich empfundene Einstufung der Partei als „Prüffall“ durch den Verfassungsschutz.Da habe man ja jetzt Strafanzeige gestellt. Und wie schlimm das doch bei Facebook sei, man müsse ja sehr vorsichtig sein, was man da schreibe, sonst gebe es Ärger. Meinungsfreiheit gebe es ja gar nicht mehr in Deutschland.

AfD-Landtagsabgeordnete Iris Dworeck-Danielowski und Christian Loose
AfD-Landtagsabgeordnete Iris Dworeck-Danielowski und Christian Loose Foto: Karl Stüber

Diese Einschätzung ist auch immer wieder bei den Wortbeiträgen von Christian Loose und Iris Dworeck-Danieslowski herauszuhören. Er ist energiepoliitscher Sprecher, sie familienpolitsche Sprecherin der 13 Köpfe zählenden Landtagsfraktion NRW.

Stigmatisierung

Dworeck-Danieslowski sagt, die Stigmatisierung der Partei sei schon enorm. Die Anträge der Fraktion würden auf keine Resonanz stoßen. Dabei habe die AfD doch Leute im Landtag, die vorher schon gearbeitet und nicht wie die Vertreter anderer Parteien das Studium abgebrochen hätten. Loose spricht der Kohlekommission die demokratische Legitimation ab. Da würden die falschen Leute drinsitzen, auch jemand vom Roten Kreuz. Er spricht von „Wahrheitskommission“ und vom „Staatsfernsehen“, das die Inhalte verbreite. Und überhaupt die Medien, die auf die AfD nicht eingehen würden und nur kritiklos verbreiten, was die Altparteien sagen, ist auch aus Reihen der Zuhörer zu vernehmen.

Loose beschwört das Bild der ehrlichen Malocher, die von anderen da oben um ihre Jobs gebracht werden, gerade jetzt wieder beim Ausstieg aus der Kohle. Das kommt an. Es gibt Applaus. Er kritisiert, dass nur hochqualifizierte Jobs subventioniert würden. Die Rede ist von Stromausfällen, dass der Aussteig aus der Braunkohle nichts für die CO2-Bilanz bringe. Die Etablierten wollten aus einer blühenden Landschaft eine Wüste machen, um danach wieder blühende Landschaft zu schaffen.

Wo denn die SPD heute sei, wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht, fragt er. Und der Gewerkschaft Verdi gehe es nur um die Höhe der Abfindungen. Dworeck-Danieslowski spricht von dem Knappenbrief ihres Vaters, der beim Bruder noch daheim an der Wand hängt. Windräder würden die Heimat zerstören. Was da alles geschehe, verstehe der einfache Bürger nicht mehr – und nicht nur in der Energiepolitik. Eine ganze Region werde durch eine falsche Entscheidung geschädigt. Geschickt bedienen die Redner die Befindlichkeiten vieler ihrer Zuhörer.

Markus Matzerath, stellvertretender Sprecher der AfD in der Städteregion, stößt zu der Veranstaltung. Er kommt gerade aus einer Sitzung des Alsdorfer Stadtrates. Er ist da Mitglied. Es sei toll, wie gesittet es hier bei der AfD abgeht, sagt der Mann, der Bundespolizist ist. Matzerath ermuntert zum weiteren Dialog. Jede Frage werde beantwortet. Aus Reihen der Zuhörer folgt massive Kritik an den politischen Verhältnissen.

Gegen Ende der Veranstaltung sagt eine Frau, sie nehme da eine sehr große Jammermentalität bei der AfD wahr. So schlecht sei es ja nun nicht auch wieder nicht um das Land bestellt. Sie würde lieber erfahren, wie die Partei zu bestimmten Themen stehe. Sie wird auf das Parteiprogramm hingewiesen. Außerdem gehe es nicht ums Jammern. Die AfD wolle vielmehr, dass etwas für die dabei herauskommt, die arbeiten, damit die ihr Auskommen haben und die alltäglichen Dinge bewältigen. Der Abend endet mit Häppchen, nun nicht mehr fürs Gemüt, sondern für den Magen.