Tipps der Kriminalpolizei : Wie Sie sich gegen Trickbetrüger wappnen können
Kreis Düren Die Fälle von Trickbetrug haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten auch im Kreis Düren gehäuft. Wie können sich Bürgerinnen und Bürger schützen? Der Seniorenbeauftragte der Kriminalpolizei Düren klärt auf.
Das Telefon klingelt, am anderen Ende der Leitung ist der Enkelsohn, der weinend von einem Autounfall berichtet. Er müsse in Haft, erzählt er. Ein vermeintlicher Polizist übernimmt das Telefonat und stellt die Möglichkeit in Aussicht, dass der Enkel entlassen wird, wenn eine bestimmte Summe Geld übergeben würde. Anderes Szenario: Auf dem Handy trudelt eine Whatsapp-Nachricht von einer unbekannten Nummer ein. Vermeintlich ist sie von der Tochter, die eine neue Nummer hat und in Schwierigkeiten steckt. Sie braucht Geld. Viel Geld.
So oder ähnlich kam es in den vergangenen Wochen im Kreis Düren vermehrt zu Trickbetrug. Die Abläufe gleichen sich und doch schaffen es die Trickbetrüger immer wieder, zuzuschlagen. Betroffen sind meist Seniorinnen und Senioren. „Die Betrügerinnen und Betrüger spekulieren darauf, dass ihre Opfer nicht gut informiert und einfach zu verunsichern sind. Auch die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft älterer Menschen werden dabei gezielt ausgenutzt“, erklärt Kriminalpolizist Markus Gerhold.
Seit ungefähr fünf Jahren ist Gerhold der Seniorenbeauftragte der Kriminalpolizei im Kreis Düren. Zu seinen Aufgabenfeldern gehören die präventive Arbeit bei solchen Betrugsfällen und die Betreuung dieser. „Ich besuche regelmäßig unterschiedliche Veranstaltungen, bei denen Senioren zusammenkommen: Seniorencafés verschiedener Institutionen, Treffen von Seniorenverbänden oder –gruppen, aber auch den Lions-Club oder andere Interessierte“, erzählt er und ergänzt, dass sich seine Arbeit durchaus auch an jüngere Menschen richte. „Die Prävention kann sich dabei auch an die Angehörigen richten, die ihrerseits dann die Aufklärung bei den Senioren übernehmen.“
Die Betrugsmaschen von Trickbetrügern seien derweil vielfältig, erklärt der Kriminalpolizist. Dennoch hätten sich in der jüngsten Vergangenheit zwei Maschen herauskristallisiert, die die Trickbetrüger häufig anwenden. „Sehr beliebt und exponentiell gewachsen ist der Whatsapp-Trick.“ Die vermeintlichen Opfer erhielten dabei eine Nachricht über den Messenger-Dienst, wo sich die Trickbetrüger als vermeintliches Familienmitglied ausgeben. „Solche Nachrichten werden willkürlich durch alle Altersgruppen verschickt“, sagt Gerhold. Bei den geforderten Geldsummen handele es sich um 1000 bis 5000 Euro, die überwiesen werden sollen. „Danach kommt meist direkt die nächste Anfrage. Das ist meistens der Punkt, ab dem der Betrug auffällt.“
Eine weitere oft genutzte Betrugsmasche ist der sogenannte Schockanruf. Dabei wird den Opfern vorgespielt, dass ein Verwandter einen schweren Unfall hatte und festgenommen wurde. Die Trickbetrüger geben sich als falsche Polizeibeamten aus und fordern auch hier eine beachtliche Summe. „Dabei vermischen sich oft das Gefühl des Respekts und das Vertrauen gegenüber dem falschen Polizeibeamten, mit dem Wunsch, helfen zu wollen“, erklärt der Seniorenbeauftragte.
Aber wie können sich Bürgerinnen und Bürger vor einem solchen Trickbetrug schützten? „Ich ermutige immer, dass die Menschen am Telefon ruhig unfreundlich sein dürfen, wenn sie ein mulmiges Gefühl haben“, sagt Gerhold. Sollte der vermeintliche Enkel am anderen Ende der Leitung Geld fordern, sei es nicht verkehrt, einfach aufzulegen. „Dabei kann man sich sammeln und eventuell bei den Enkeln anrufen, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist.“ Der Kriminalpolizist rät ebenfalls, dass Anrufe auf den Anrufbeantworter umgeleitet werden sollten. „Wenn Verwandte anrufen, können sie kurz auf den AB sprechen, woraufhin sie zurückgerufen werden können.“
Problematisch sei, dass die Trickbetrüger beliebig aussehende, künstlich hergestellte Rufnummern erzeugen können. So steht auf dem Display bei einem Schockanruf manchmal auch die 110. „Die Polizei würde bei Ihnen nie mit der 110 anrufen oder sich nach Besitzansprüchen erkundigen. Wenn wirklich etwas sein sollte, würden wir ein Auto schicken“, erklärt Gerhold. Er appelliert außerdem: „Es sollten unter keinen Umständen fremde Menschen in die Wohnung gelassen werden!“
Ist man doch Opfer eines Trickbetruges geworden, rät der Polizist zu einer Anzeige. „Das Schamgefühl ist nach so einem Betrug verständlicherweise sehr hoch. Es sollte aber überwunden werden, damit Anzeige gegen die Täter erstattet werden kann.“ Zudem sei es wichtig, mit anderen über die Tat zu sprechen – allein schon, um zu sensibilisieren. „Auf keinen Fall sollten sich die Opfer bei einem Telefonat darauf einlassen, weil sie denken, sie sind genauso schlau wie die Täter und können sie so überführen“, mahnt der Seniorenbeauftragte. Im Vordergrund stehe immer der eigene Schutz. „Die Menschen sollten wachsam und misstrauisch sein, das ist wichtig.“