Lesung : Von Bienen und Bomben
Jülich Norbert Scheuer, Autor aus Kall, hat in Jülich aus seinem Romen „Winterbienen“ vorgelesen.
„Es ist ein Roman von Bienen und Bomben, von Honig und Hölle, von Tod und Leben in Krieg und Diktatur.“ Mit diesen Worten umschrieb der ehemalige Kultur-Ressortleiter des Kölner Stadtanzeiger, Martin Oehlen, im vergangenen Jahr den Roman „Winterbienen“ von Norbert Scheuer. Wie richtig er mit dieser Umschreibung lag, wurde Besuchern einer Lesung des Autos in der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich schnell klar, zu der die Stadtbücherei eingeladen hatte.
„Winterbienen“ ist im Jahr 2019 erschienen, brachte dem Autor aus Kall den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ein und gelangte 2020 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Wie viele von Scheuers vorherigen Romane spielt „Winterbienen“ in der Eifel, und zwar im letzten Weltkriegsjahr 1944/45. Der Geschichte liegen fiktive Tagebuchaufzeichnungen zugrunde, die parallel zu einem Bienenjahr ablaufen. Der Schreiber des Tagebuchs ist ein vorzeitig pensionierter Lehrer und Epileptiker, dem es immer schwerer fällt, seine notwendigen Medikamente zu finanzieren. Da er gleichzeitig als Imker mehrere Bienenvölker besitzt, verkauft er Honig und erwirbt sich ein Zubrot, indem er mit präparierten Bienenkörben Juden zur Flucht ins besetzte Belgien verhilft.
Egidius Arimond, so der Name des Lehrers, recherchiert zudem die Geschichte seines Vorfahren Ambrosius Arimond, eines Benediktinermönchs, der um 1500 das Herz und die Bibliothek des Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) an die Mosel gebracht hat. Die Aufzeichnungen des Benediktinermönchs aus dem Mittelalter kreuzen die Aufzeichnungen der Kriegstagebücher. Die deftige Erzählung des Ambrosius steht im Kontrast zum eher nüchternen Berichtston des Weltkriegs-Tagebuchs. Über die Jahrhunderte hinweg verbindet den Mönch Ambrosius und den Lateinlehrer Egidius die Liebe zu den Bienen und zu den Frauen.
In dem hoch komplex strukturierten Roman werden verschiedene Orte, Handlungs- und Zeitebenen, Sachbeschreibungen und interessante Persönlichkeiten verwoben.
Norbert Scheuer las und erzählte im Wechsel verschiedene Kapitel aus dem Buch. Im Anschluss an die Lesung gab er ausführlich Antworten auf die Fragen der Zuhörer und gab Autogramme.