Jülich : Vokalensemble „Capellissimo“ erntet donnernden Applaus
Jülich Geistliche Motetten der Anbetung aus verschiedenen Epochen waren Thema der jüngsten „Matinee zur Marktzeit“ in der voll besetzten Propsteikirche. Das unter dem Aspekt des textlich Verbindenden ausgewählte Repertoire brachte das achtköpfige Vokalensemble „Cappellissimo“ in Perfektion zu Gehör.
Das Ensemble setzt sich aus befreundeten Sängerinnen und Sängern aus Bergisch-Gladbach, Kempen, Mönchengladbach, Nettetal, Jülich und Würselen zusammen, die das gemeinsame Singen in einer intensiven, solistisch geprägten Form verbindet. Mit Vorliebe wird geistliche Chormusik angestimmt.
Auf hohem musikalischen Niveau stellte „Cappellisimo“, dirigiert von Tenor Frank Gössel aus Kempen, jeweils sechs Themenpärchen einander gegenüber. Begonnen wurde mit der Anbetung des Herrn im Kyrie-Ruf, in der auskomponierten Form für vier Stimmen mit häufigem „Cantus fermus“ des portugiesischen Komponisten Filipe de Magalhaes (16./17. Jahrhundert) aus seiner „Missa de Beata Virgine Maria“. Verglichen wurde das Werk mit dem nur vom „Christe eleison“ unterbrochenen „Neunfachen Kyrie“ von Harold Darke (19./20. Jahrhundert). aus seiner Messe in F-Dur.
Weiter ging es mit der Anbetung Christi „Adoramus te, Christe“, im schlichten Satz von Orlando die Lasso, einem der bedeutendsten Komponisten der Renaissance. Gegenübergestellt wurde die sehr romantisch geprägte Komposition des italienischen Komponisten Quirino Gasparini (18. Jahrhundert), in der größere Bögen durch die einzelnen Stimmgruppen laufen.
Die Anbetung Mariens „Salve Regina“ folgte als nächstes Paar. Zunächst als gregorianischer Choral aus der Renaissance aus der Feder des franko-flämischen Komponisten Johannes Mangon (16. Jahrhundert), mit vierstimmiger Aufteilung der übrigen Textteile zu Gehör gebracht. Dann in der modernen Version „mit ganz anderen Klängen“ des französischen Musikprofessors und Priesters Henri Carol, der als Erneuerer der liturgischen Musik gilt.
„Justorum animae“ (gerechte Seele) war das nächste Kapitel überschrieben, zwischen den zu Gehör gebrachten Vertonungen „ganz großer Literatur“, nämlich der Komposition von William Byrd (16. Jahrhundert) und der von Charles Villiers Stanford, liegen 300 Jahre. Es geht um die „Sicherheit des Glaubens“, wie Gössel es in seiner Anmoderation ausdrückte. Es bedurfte der ganzen Klangkörperkraft der Aufführenden, um die Aufteilung des jeweiligen Werkes in bis zu acht Stimmlagen zu bewältigen — was hervorragend gelang.
„Ubi caritas et amor, Deus ibi est“ (Wo Güte und Liebe sind, da ist Gott) war Titel der nächsten miteinander verglichenen Werke, von Maurice Duruflé und dem zeitgenössischen norwegischen Komponisten Ola Gjeilo. „Diese zentrale Satz soll uns noch mal alle zusammenschweißen vor dem Hintergrund der Attentate von Paris und Mali“, wünschte sich der Dirigent.
„Notre père“ (Vater unser) hießen die beiden letzten Chorsätze von Maurice Duruflé und Jean Claude Jumeau, beide aus dem 20. Jahrhundert, die in französischer Sprache erklangen. Donnernder Applaus belohnte das Vokalensemble für eine bravouröse Vorstellung.