Aufsichtsrat will neues Gründerzentrum : Verkauf des Technologiezentrums nur gegen Ersatz
Kreis Düren/Jülich In einer Sondersitzung, die auf Wunsch von zwei Gesellschaftern einberufen worden war, hat der Aufsichtsrat der Technologiezentrum Jülich (TZJ) GmbH über einen möglichen millionenschweren Verkauf der Einrichtung gesprochen und den Gedanken grundsätzlich begrüßt. Er hat das aber an eine wichtige Bedingung geknüpft: den Neubau eines Gründerzentrums in Jülich.
Hintergrund der Zusammenkunft war, wie von uns am Freitag berichtet, das konkrete Interesse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an einer Übernahme des erfolgreichsten Gründerzentrums im Rheinland, das über eine fast 100-prozentige Auslastung verfügt und seit mehr als zwei Jahrzehnten schwarze Zahlen schreibt.
Der Aufsichtsrat hat sich mit dem Thema eingehend beschäftigt, wie Geschäftsführer Carlo Aretz auf Nachfrage unserer Zeitung berichtete, und sieht eine wichtige Bedingung für den Fall eines Verkaufs vor: Der Erlös soll in den Bau eines neuen Technologiezentrums nach modernsten Standards im Brainergy-Park auf der Merscher Höhe reinvestiert werden.
„Die neue Immobilie könnte damit mittelfristig den zurzeit genutzten Bürokomplex an der Karl-Heinz-Beckurts-Straße ersetzen, der 1992 in Betrieb ging und für den es bereits Kaufinteressenten gibt“, erklärte Aretz. Demnach ist der Kreis also offenbar nicht mehr nur auf das DLR beschränkt. Aretz wollte sich dazu nicht äußern, aber dem Vernehmen nach haben sich auch nach unserer Veröffentlichung weitere Kaufinteressenten gemeldet.
Wichtig aus Sicht von Stadt Jülich und Kreis Düren, die zusammen 38 Prozent an der GmbH halten, ist die Kontinuität für die Region, um weiterhin innovativen neuen Firmen und Ausgründungen aus den Forschungseinrichtungen ein Angebot unterbreiten zu können und auch im anstehenden Strukturwandel ein Instrument zu erhalten, das sich über 28 Jahre bewährt hat.
Carlo Aretz sagte weiter: „Mit einer Reinvestition der Kauferlöse sähe sich die TZJ GmbH in die Lage versetzt, dem ansteigenden Platzbedarf der im Zentrum erfolgreich expandierenden Unternehmen als auch der weiterhin starken Nachfrage aus der Gründerszene noch besser gerecht werden zu können.“
Die bis Freitag angedachte Idee, das TZJ an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu verkaufen, um kurzfristig das DLR-Personalwachstum aufzufangen, könnte kaum realisiert werden. Sollte das DLR nun zum Zuge kommen, dann eben erst, wenn es in Jülich einen funktionierenden Ersatz für das TZJ gibt. So ist der Aufsichtsratsbeschluss zu interpretieren.
In diese Richtung äußerte sich auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, Karsten Beneke: „Angesichts der Anforderungen des Strukturwandels in unserer Region stehen wir als Gesellschafter und Partner des TZJ gerade jetzt in der Verantwortung, die Erfolgsgeschichte des Technologiezentrums in Kontinuität weiterzuentwickeln, sei es jetzt im Königskamp oder zukünftig auf der Merscher Höhe.“
Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) betrachtet den Plan des Aufsichtsrates „als die große Chance, einen zweistelligen Millionenbetrag in Jülich reinvestieren zu können und damit ein deutliches Zeichen im Strukturwandel zu setzen“. Der Jülicher Bürgermeister Axel Fuchs (parteilos) findet ebenfalls Gefallen an dem Beschluss. So könne die erfolgreiche Arbeit der TZJ GmbH „unter dem bewährten Management“ im Brainergy-Park fortgesetzt werden.
Nach Informationen unserer Zeitung aus Gesellschafterkreisen ist die Immobilie in einer ersten groben Schätzung auf etwa 19 Millionen Euro Verkehrswert taxiert worden.
Der TZJ-Geschäftsführer hat nun den Auftrag, die Machbarkeit der Grundidee – Verkauf in Verbindung mit einem mittelfristigem Neubau auf der Merscher Höhe – auf Machbarkeit zu prüfen. Das wäre sicher auch beruhigend für die Mieter, die durch den jüngsten Vorstoß in Sorge waren.
Die Veröffentlichung der Pläne vergangene Woche hat laut Carlo Aretz „zu Verunsicherungen bei Mietern beigetragen – gerade bei denen, die am Standort expandieren und investieren möchten. Wir wurden gefragt, ob wir den Standort garantieren können“.