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Vater und Sohn aus Jülich starten große Radtour zum Nordkap

10.000 Kilometer, 100 Tage, 10 Länder : Vater-Sohn-Gespann will Grenzen auf Radtour zum Nordkap erfahren

In 100 Tagen mit dem Rad durch zehn Länder

Einfach alles hinschmeißen und weit wegfahren. Ja, das klingt manchmal nur zu verlockend. Einer, der ein solches Abenteuer tatsächlich wagen möchte, ist Bernd Schadowski. Nach 20 Jahren bei einer Düsseldorfer Bank kündigte der Jülicher kurzerhand seinen Job, um auf große Fahrt zu gehen. Mit seinem Sohn Tristan startet er am Samstag mit dem Rad Richtung Norden.

Es ist eine lange Tour, die dem Vater-Sohn-Gespann bevorsteht. Bis zum Nordkap und zurück werden sie in 100 Tagen rund 10.000 Kilometer zurücklegen und dabei durch 10 Länder fahren. Dabei erwarten sie Temperaturunterschiede von 30 Grad bis hin zu Frost. Die Idee zu diesem „Baltic Sea Project“, wie die beiden ihre Reise getauft haben, hatte der 17-jährige Tristan. Er wäre am liebsten gleich losgefahren, bei Papa Bernd allerdings wird immer alles akribisch geplant. Deshalb beschäftigt er sich auch schon seit einem Jahr mit den Vorbereitungen.

Alleine das richtige Packen wird zur Mammutaufgabe. Alles muss am Ende in insgesamt 12 Fahrradtaschen passen, die voll bepackt rund 70 Kilo wiegen. Zur Ausrüstung gehören Zelt und Schlafsäcke, Ersatzteile für die Räder, Kleidung und natürlich Verpflegung. „Man muss sich schon reduzieren“, sagt Bernd Schadowski. „Viel alltäglicher Luxus bleibt da auf der Strecke.“

Auch Strom und Internet stehen während der Reise, wenn überhaupt, nur reduziert zur Verfügung. „Ich kann mir vorstellen, dass das schwierig wird ohne Internet“, sagt Tristan, der trotzdem mit seinen Freunden Kontakt halten will. „Ich werde mich dann mit Anrufen über Wasser halten, aber das kriege ich schon hin.“ Das Vater-Sohn-Gespann hat bereits mehrere kleinere Touren hinter sich, so lange waren sie aber noch nie zusammen auf Reisen. „Wenn wir drei Tage lang unterwegs sind, dann streiten wir uns mindestens an einem“, lacht Tristan. „Wenn man das hochrechnet...“

 Bernd Schadowski (46) und sein Sohn Tristan (17) fahren ab Samstag mit dem Rad zum Nordkap und zurück. Sie planen diese Reise seit einem Jahr.
Bernd Schadowski (46) und sein Sohn Tristan (17) fahren ab Samstag mit dem Rad zum Nordkap und zurück. Sie planen diese Reise seit einem Jahr. Foto: ZVA/Kim Statzner

Das Projekt wird sie wohl an mehr als nur ihr sportliches Limit bringen:„Es geht viel um Grenzen, nicht nur der Länder sondern auch in uns selbst“, erklärt Bernd Schadowski. „Wir wollen uns gegenüber Vorurteilen öffnen und die Menschen erleben, wie sie sind. Tristan ist ein Kind des freien Europas und hat harte Grenzen eigentlich nie kennengelernt.“ Diese wurden bereits bei der Reiseplanung mehr als deutlich. Organisationstalent Bernd musste Visa beantragen, insbesondere für den Teil der Strecke, der durch Russland führt, und Geld in insgesamt fünf verschiedenen Währungen besorgen. Dabei hatte der 46-Jährige das Bankwesen gerade erst hinter sich gelassen.

Nach 20 Jahren seinen sicheren Arbeitsplatz aufzugeben, hat Bernd Schadowski zunächst auch ein wenig Angst gemacht. Trotzdem ist er überzeugt, dass der Zeitpunkt genau richtig war: „Man muss auch mal den Mut haben, die Dinge zu machen, sonst macht man sie nie“, ist er sich sicher. Mit seiner Frau hat der 46-Jährige sich intensiv über seine Entscheidung ausgetauscht: „In den letzten 25 Jahren waren wir noch nie so lange getrennt, wie wir es jetzt sein werden“, sagt er. „Aber wir haben viel über persönliches Glück gesprochen.“ Dafür, so seien sie sich einig geworden, müsse man nicht unbedingt immer zusammen sein.

Ein Wiedersehen wird es während der Reise aber wohl doch geben. Ganz ungeachtet der akribischen Planung werden die Schadowskis im August Großeltern. Zur Geburt seines Enkelkindes lässt er es sich nicht nehmen, mit dem Flieger zurück nach Jülich zu kommen.

Ihre Route führt sie einmal um die Ostsee herum, durch insgesamt 10 Länder.
Ihre Route führt sie einmal um die Ostsee herum, durch insgesamt 10 Länder. Foto: ZVA/Kim Statzner

Was nach der Tour kommen soll, haben weder Vater noch Sohn geplant. Für Tristan stehen Ausbildung oder Studium an. Was genau es werden soll, weiß er noch nicht: „Ich habe ja jetzt viel Zeit, darüber nachzudenken“, lacht der 17-Jährige. Papa Bernd lässt seine Zukunft noch offen, möchte sie aber unter dem Motto „Mach das, was du gerne machst, dann macht‘s du‘s gut“ bestreiten.