„Wie können wir das stoppen?“ : Titzer gegen Pläne für ein Logistikzentrum bei Rödingen
Titz Obwohl der Rat der Langemeinde Titz nicht mal über das mögliche neue Logistikzentrum gesprochen hat, hat das Thema die Zuschauerreihen gefüllt.
Gäbe es eine Abstimmung mit den Füßen, dann wäre schnell klar, dass ein Großteil der Bevölkerung in der Landgemeinde Titz gegen den Bau eines Logistikzentrums bei Rödingen/Höllen ist. Denn die Zuschauerreihen auf der jüngsten Ratssitzung am Donnerstag waren voll, ohne dass der Punkt im Rat überhaupt diskutiert worden ist.
Mehrere Bürger nutzen aber die Möglichkeit, im Rahmen der Einwohnerfragestunde, die in Titz zu Beginn einer Ratssitzung möglich ist, Fragen zu stellen. Unter den Titzern macht das Gerücht die Runde, dass die Pläne darauf abzielen, dass der größte Online-Versandhandel der Welt sich auf dem Standort einmieten könnte, sobald er gebaut ist.
Konkret ist bisher nichts passiert. Der Investor und der Projektentwickler haben in Titz angefragt und Pläne vorgelegt für ein Logistikzentrum, das in direkter Nähe zur Bundesstraße 55 neben Rödingen/Höllen entstehen könnte. Die Fläche, die sie im Blick haben, wird aktuell landwirtschaftlich genutzt, ist aber als Gewerbegebiet ausgewiesen. Die Landgemeinde Titz will sie vermarkten. Jetzt stellen die Anlieger die Frage: Muss es unbedingt ein Logistiker sein?
„Wie können wir das stoppen?“, lautete eine der Fragen, die vor der Sitzung schriftlich bei der Verwaltung eigegangen waren. Der zuständige Fachbereichsleiter Michael Biermanns antwortete für die Verwaltung: „Es gibt noch keinen Beschluss des Rates zum Antrag, dort ein Logistikzentrum zu bauen. Sollte es den geben, dann gibt es die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens.“ Entsprechend gebe es auch keinen Zeitplan, nach dem der Bau des Logistikzentrums ablaufen kann. „Die Parteien haben bei diesem Thema Beratungsbedarf angemeldet. Wie lange das dauert, ist nicht klar“, führte Biermanns aus. Bürgermeister Jürgen Frantzen (CDU) ergänzte, dass er in seiner Amtszeit in Titz kein Bebauungsplanverfahren erlebt habe, „in dem die Pläne am Ende 1:1 so umgesetzt worden sind“.
Sollte es überhaupt so weit kommen, dass die Planungen an dem Logistikzentrum beginnen, dann erhielten die Bürger die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben. Solche Stellungnahmen müssten dann von einem unabhängigen Gutachter beantwortet werden, den in Titz aber der Investor bezahlen muss. Das gelte laut Frantzen auch für eventuelle Ausbaumaßnahmen an den unmittelbar betroffenen Straßen.
Was die Bürger zu bewegen scheint – das war den Fragen zu entnehmen – ist einerseits die Sorge vor weiter erhöhtem Schwerlastverkehr. Titz leidet ohnehin unter dem Problem, dass es für Lastwagen eine beliebte Abkürzungsstrecke ist, wenn von der Bundesstraße 55 aus die Autobahn 44 erreicht werden soll. Auch jetzt rolle zu viel Verkehr ab dem B55-Abzweig Rödingen über Rödingen durch Ameln und dann am Hauptort Titz vorbei in Richtung Autobahnauffahrt Titz. Vor allem auf der Prämienstraße in Ameln, an der auf beiden Seiten geparkt werden darf, kommt es zu Problemen, sobald sich ein Lastwagen im Nadelöhr befindet. Zwei, die sich begegnen, verursachen schnell eine Verstopfung.
Die Frage nach einem alternativen Standort für ein Logistikzentrum in der Landgemeinde Titz beantwortete Biermanns zweigeteilt. Der Investor habe bewusst die Fläche bei Rödingen angefragt, keine andere. Er verwies aber darauf, dass es noch die Fläche der ehemaligen Zuckerfabrik Ameln gibt. Die ist schon als Gewerbefläche gewidmet, darüber hinaus bestehe bereits Baurecht. Es gebe also nicht nur eine Hürde weniger im Genehmigungsverfahren. Die Lage sei insofern günstiger, als auf dem Weg zum Autobahnanschluss keine Ortschaft mehr auf dem Weg liegt.
Auch die Straßen, die die potenzielle Gewerbefläche umgeben, Landwehr und Kaiserstraße, seien für ein stark erhöhtes Verkehrsaufkommen aus Sicht der Anwohner nicht geeignet. „Die Landwehr ist eine Landstraße“, machte Biermanns deutlich, dass die Gemeinde keine Befugnisse habe, Schwerlastverkehr auszuschließen. Weiter befürchten die Anlieger einen Wertverlust ihrer Wohnlage mit einem Logistikzentrum in ihrer Nachbarschaft. „Welchen Nutzen hat die Gemeinde davon, wenn hier 160 Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor entstehen“, fragte eine Bürgerin. Frantzen antwortete, dass er keine Angaben zur Höhe von möglichen Gewerbesteuerzahlungen machen könne. Fest stehe aber, dass die Schlüsselzuweisungen des Landes steigen, wenn innerhalb der Gemeinde neue Arbeitsplätze entstehen.
Fest steht auch, dass zum Thema Logistikzentrum bei Rödingen noch lange nicht das letzte Wort gesprochen ist. Eigentlich nicht mal das erste. Denn die Parteien im Rat haben sich noch nicht positioniert.