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Bauprojekte: In Titz sollen mehr Mehrfamilienhäuser gebaut werden

Bauprojekte : In Titz sollen mehr Mehrfamilienhäuser gebaut werden

Weniger Einfamilienhäuser, eine breitere Nahversorgung und Platz für Gewerbe: Die Landgemeinde geht mit der Gründung einer eigenen Immobiliengesellschaft die nächsten Schritte in der Ortsentwicklung.

„Herzlich Willkommen in Titz!“ tönt es durch den Eingangsbereich des Rathauses. Ein junges Paar nimmt seine Unterlagen und zieht zufrieden lächelnd von dannen. Die Beliebtheit der Landgemeinde scheint nicht abzureißen. Zwar wird auch hier mehr gestorben als Kinder geboren werden, aber die Gemeinde hat sich eine Attraktivität erarbeitet, die sie sowohl für junge Familien interessant macht, die Wohnraum suchen, als auch für Alteingesessene, die den Ort sonst vielleicht verlassen hätten, meint Bürgermeister Jürgen Frantzen (CDU).

Deutlich wird das beim Blick auf die Einwohnerzahlen, die in den vergangenen Jahren um einige Hundert gestiegen sind – laut dem Statistischen Landesamt auf gut 8600 im vergangenen Jahr, die Gemeinde kam sogar auf mehr als 9000 Bürgerinnen und Bürger. Ein weiterer deutlicher Indikator: die rasant gestiegenen Anmeldezahlen an der Primus-Schule. Die war 2014 zweizügig mit 48 Schülerinnen und Schülern gestartet. 2023 wird sie 104 Kinder in vier Klassen aufnehmen, das dritte Schulgebäude soll bald eröffnet werden. Dennoch könnten erstmals nicht alle Kinder aus Titz einen Platz bekommen.

„Wir haben irgendwann kapiert, dass eine gute Lage und günstige Grundstücke allein noch nicht heißen, dass eine Kommune familienfreundlich ist“, sagt Frantzen. Neben dem Schulversuch Primus-Schule, die Kinder bis einschließlich der zehnten Klasse besuchen können, stellt Frantzen die Kita Zauberwelt in den Vordergrund – die letzte im Kreis Düren, die von einer Kommune getragen wird. Rund um Kindergarten, Schule und Schwimmbad soll in den kommenden Jahren das wichtigste Bauprojekt der Kommune wachsen: das Primus-Quartier. Neben einem Nahversorgungszentrum soll hier ein „urbanes Viertel“ mit Wohngeschossen oben und Einzelhandel auf der unteren Ebene entstehen. Bremse für den Baustart ist aktuell noch die Suche nach einem Alternativstandort für den Sportplatz, der für das Quartier weichen muss.

Für die Umsetzung des Großprojekts wird nun eine eigene „Landgemeinde Immobiliengesellschaft“ (LIG) gegründet, die zu etwas mehr als der Hälfte der Gemeindeentwicklungs- und Dienstleistungsgesellschaft (GET) – die wiederum eine Tochtergesellschaft der Gemeinde ist – und zum anderen Teil der Sparkassentochter Konzepta gehören wird. Bis es zur Realisierung des Primus-Quartiers kommt, sollen mit der LIG schon einige andere Bauprojekte gestartet werden, mit denen Wohnraum geschaffen wird, „den es so bislang in Titz nicht gibt“, erklärt Fachbereichsleiter Michael Biermanns. Die Rede ist von Mehrfamilienhäusern. Denn der Zuzug wird durch einen wesentlichen Faktor begrenzt: das Platzangebot. Die Leerstandsquote tendiert gegen null, und rund 85 Prozent landwirtschaftlich genutzte Fläche schränken die Möglichkeiten zum Bauen ein. Und wenn der Kurs des leichten Wachstums von knapp unter einem Prozent aus den vergangenen Jahren gehalten werden soll, muss die Gemeinde die Wohngebietsentwicklung vorantreiben. Sozialer Wohnungsbau kommt in der aktuellen Planung nicht vor, ist laut Frantzen für die LIG aber auch nicht ausgeschlossen.

Neben dem Primus-Quartier und einem Baugebiet an der angrenzenden Mörickestraße plant die Landgemeinde aktuell ein Mehrfamilienhaus an der Landstraße in Höhe des Feuerwehrgebäudes auf je zwei Grundstücken von Gemeinde und Sparkasse. In Rödingen entsteht bereits ein rund acht Hektar großes Baugebiet mit 125 Grundstücken, in Jackerath ein Baugebiet mit Einfamilien- und einem Mehrfamilienhaus.

Im vergangenen Jahr hatte die Landgemeinde, wie alle Kommunen, zusätzlich zum bestehenden Druck auf dem Wohnungsmarkt eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen aus der Ukraine unterzubringen. Vom Credo, Geflüchtete nur in Wohnungen unterzubringen, musste wegen der knappen Verfügbarkeit abgewichen und etwa auf die Bürgerhalle in Müntz und den Bau von Wohncontainern ausgewichen werden – bald wird die Politik sich mit der Errichtung einer dritten Anlage auseinandersetzen. Der Krieg und seine Folgen hätten zwar keine Auswirkungen auf laufende Bauplanung gehabt, sagt Fachbereichsleiter Michael Biermanns, aber sich unmittelbar etwa bei der Verfügbarkeit von Baustoffen für das neue Schulgebäude ausgewirkt. Für die Zukunft sollen gemeindeeigene Gebäude wie etwa die alte Schule in Rödingen so umgebaut werden, dass sie, beispielsweise in Notlagen, als Wohnraum genutzt werden können.

Wie soll es mit der Landgemeinde weitergehen? „Ich glaube nicht, dass Wachstum an sich ein Wert ist“, sagt Frantzen. „Wir sind das Thema nicht mit dem Ziel einer bestimmten Einwohnerzahl, sondern eher strukturell angegangen.“ Die Infrastruktur, etwa das Abwassersystem, sei auf eine bestimmte maximale Einwohnerzahl ausgelegt. Werden die Kosten dafür auf mehr Menschen umgelegt, sinken sie für den Einzelnen. Und etwa die Realisierung eines neuen Nahversorgungsgebiets wird nur nötig aber auch nur möglich, wenn entsprechender Bedarf vorhanden ist.

In der nächsten Sitzung des Auschusses für Gemeinde- und Strukturentwicklung am Donnerstag, 23. März (Rathaus, 18 Uhr), stellt die Verwaltung eine Liste mit potenziell zu entwickelnden Baugebieten vor.