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50 Jahre Musikschule Jülich: Neue Angebote, hohe Nachfrage

50 Jahre Musikschule Jülich : Neue Angebote, hohe Nachfrage

Die Jülicher Musikschule feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie hat insbesondere in den vergangenen Jahren durch neue Angebote einen besonderen Aufschwung erlebt.

Wenn das Geld knapp ist, kann man auf kuriose Ideen kommen. Zum Beispiel im Bereich der Bildung und der Kultur zu sparen. Den Versuch hat es vor ein paar Jahren auch bei der Musikschule gegeben. „Eigentlich stellt die Politik alle fünf Jahre alles auf den Prüfstand. Das macht es nicht immer leicht für uns, es ist aber das gute Recht der Politik“, sagt Musikschulleiter Bernhard Dolfus.

Er und sein Stellvertreter Jörg Tetzlaff können dem inzwischen sehr gelassen begegnen. Nicht nur, weil die Musikschule Jülich in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern kann und das auch ein entscheidender Beleg für die erfolgreiche Arbeit des Kulturinstitutes ist, sondern vor allem deshalb, weil die Musikschule in den letzten Jahren unter der Führung von Dolfus und Tetzlaff einen enormen Aufschwung erlebt hat.

Lag man 2014 noch bei unter 400 Schülerinnen und Schülern, sind es aktuell 700, die unterrichtet werden. „Wir fördern den individuellen Unterricht am Instrument“, sagt Dolfus. Den Erfolg kann man dabei nicht unbedingt in Quoten ausdrücken, aber die beiden Musiklehrer sind durchaus stolz, dass sie jedes Jahr bis zu drei Musikschüler haben, die Musik studieren wollen und die Aufnahmeprüfung auch schaffen. Neben dem Individualunterricht hat man an der Jülicher Musikschule aber auch die Möglichkeit, fächerübergreifend im Ensemble zu spielen. Von einem „ganzheitlichen Musikerlebnis“ spricht Tetzlaff.

Der Aufschwung, den die Musikschule genommen hat, hängt auch mit einem neuen Selbstverständnis zusammen. „Wir wollen eine inklusive Musikschule. Der demographische Wandel ist nicht aufzuhalten, und deswegen macht es Sinn, dass wir uns allen Gruppen öffnen“, sagen Dolfus und Tetzlaff. Also gibt es Kooperationen mit Kitas ebenso wie eigene Angebote für Senioren, zum Beispiel den Schauspielkurs. Der wirft sogar Gewinne ab und entspricht dem, was auch von der Politik schon mal gefordert worden ist: mehr Gruppenangebote, um die Kosten niedrig zu halten.

Es gibt aber noch ein anderes Erfolgsrezept. Dolfus und Tetzlaff setzen auf ein kollegiales Miteinander. „Unser Ziel war es immer, die Schule auch für die Lehrer attraktiv zu machen. Jeder, der hier unterrichtet, kommt gerne zu uns“, ist Dolfus überzeugt. Bester Beleg dafür ist, dass Dolfus es auch geschafft hat, frühere Konkurrenzangebote zu integrieren.

„Als ich die Leitung der Musikschule 2014 übernommen habe, haben wir unsere Angebote erweitert und waren vor allem offen für Kooperationen“, sagt Dolfus und verweist etwa auf die Übernahme der Vocalwerkstatt von Martin Te Laak, was gerade für den Bereich der Gesangsausbildung ein entscheidender Pluspunkt gewesen sei.

Neue Zielgruppen

Die Öffnung sowie neue Angebote und Kooperationen haben dazu geführt, dass die Zahlen der Schülerinnen und Schüler stetig gestiegen sind, aber gleichzeitig konnten vollkommen neue Zielgruppen erschlossen werden. „Wir haben auch viele Studenten der Fachhochschule, die zu uns kommen“, freut sich Dolfus. Das ist fast schon eine Besonderheit, weil sich die Studenten vom Jülicher Campus bei Angeboten der Stadt sonst eher rar machen. Das, was die Musikschule leistet, macht man auch öffentlich. „Selbst in Pandemiezeiten haben wir zum kulturellen Leben dieser Stadt beigetragen. Wir organisieren über 50 Veranstaltungen im Jahr oder unterstützen die Stadt bei Veranstaltungen“, sagt Dolfus.

„Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Wir konnten unser Angebot erweitern, wir haben eine Digitaloffensive gestartet, alles, was wir angeworfen haben, konnten wir auch umsetzen“, beschreibt Tetzlaff die Ergebnisse der Arbeit des Kollegiums. Und während andere Musikschulen im Umfeld mit schwindenden Schülerzahlen zurechtkommen müssen, versucht man in Jülich, das hohe Niveau zu halten.

Ein Thema für Dolfus in dem Zusammenhang: die bessere Bezahlung der Honorarkräfte beziehungsweise ihre Übernahme. „Den sich abzeichnenden Fachkräftemangel nicht nur im Bereich der musikalischen Früherziehung zu bekämpfen, wird unsere Aufgabe der Zukunft sein“, betont er in dem Zusammenhang. Das wird Geld kosten. „Gesundheit, Bildung, Kunst und Kultur sind existenziell wichtig und kosten einfach Geld.“ Dem Satz von Jörg Tetzlaff ist kaum etwas hinzuzufügen.