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Evangelischer Kirchenkreis: Neubau mit Fokus auf Ressourcenschonung

Evangelischer Kirchenkreis : Neubau mit Fokus auf Ressourcenschonung

Das neue Verwaltungsgebäude des evangelischen Kirchenkreises Jülich soll Ende März oder Anfang April bezogen werden und hohe Standards in Sachen Nachhaltigkeit erfüllen.

Die Gerüste werden gerade abgebaut, Anfang Januar sollen die Arbeiten am Außengelände beginnen: Die Baustelle des neuen Verwaltungsgebäudes des evangelischen Kirchenkreises Jülich befindet sich im Endspurt. Gegen Ende März oder Anfang April sollen 35 Mitarbeiter der Diakonie, der Kirchenkreis-Verwaltung und Superintendent Jens Sannig in dem Neubau einziehen, der auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Friedhofes seit dem Spatenstich Anfang 2020 entstanden ist.

Damals hoffte man noch auf einen Umzug im Spätsommer dieses Jahres. Dass es dazu nicht kommen konnte, sei weniger eine Folge der Pandemie als vielmehr des kalten vergangenen Winters, erläutert Verwaltungsleiter Christian Preutenborbeck. Der Rohbau habe etwas verzögert begonnen und im Dezember und Januar wegen Frost pausieren müssen.

Für 3,5 Millionen Euro ist ein Gebäude entstanden, mit dem der Kirchenkreis „einen aktiven Beitrag zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen“ leisten möchte, wie Preutenborbeck erklärt. Beispielsweise kommt der Klinker aus Körrenzig und hatte damit einen kurzen Transportweg. Die Fensterbänke sind aus belgischem Naturstein, wurden also nicht aus anderen Kontinenten hergeschafft und ein Recyclingvlies kommt aus Maastricht. Für die Dachkanten wurde ein Zinkblech ausgewählt, weil dieses Material am wenigsten Schadstoffe abgeben soll.

 Die Photovoltaikanlage auf dem Dach wird zukünftig von Dachbegrünung umrahmt sein, kündigt Verwaltungsleiter Christian Preutenborbeck an. In den dunklen Flächen wurde bereits eingesät.
Die Photovoltaikanlage auf dem Dach wird zukünftig von Dachbegrünung umrahmt sein, kündigt Verwaltungsleiter Christian Preutenborbeck an. In den dunklen Flächen wurde bereits eingesät. Foto: Anne Schröer

„Das Regenwasser, das aufs Dach fällt, geht später in den Boden. Damit wollen wir die Umwelt so wenig wir möglich beschädigen“, stellt der Verwaltungsleiter klar. „Auf Alu haben wir weitgehend verzichtet, weil es einen hohen Energiebedarf in der Herstellung hat. Beleuchtungsanlagen sind üblicherweise aus Alu, wir haben Stahlblech genommen, das kostet das Gleiche“, sagt Preutenborbeck. Das ist eine Summe von Kleinigkeiten, die aber Folgen für die Zukunft haben, erläutert er die Motivation.

 Der zweigeschossige Bau wird auch mit einem Fahrstuhl ausgestattet und barrierefrei sein.
Der zweigeschossige Bau wird auch mit einem Fahrstuhl ausgestattet und barrierefrei sein. Foto: Anne Schröer

Über acht Bohrpunkte auf dem Gelände, die 100 Meter tief in den Boden ragen, wird Erdwärme gewonnen. Darüber herrschen konstante 23 Grad in Heizschleifen in den Betondecken, die eine große Speicherkapazität haben. Die Decken und Böden geben damit in der kalten Jahreszeit Wärme ab und kühlen im Sommer. Dank dieser Betonkernheizung werde das Wärmen und Kühlen der Räume im Jahr nicht mehr als 1000 Euro kosten, schätzt Preutenborbeck. Strom erzeugt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, das zusätzlich begrünt ist, so dass Regenwasser verzögert an den Erdboden abgegeben wird und versickern kann.

Die Fliesen, die im Haus verlegt werden, sind recycelt und stammen aus Maastricht.
Die Fliesen, die im Haus verlegt werden, sind recycelt und stammen aus Maastricht. Foto: Anne Schröer

Zum nachhaltigen Konzept des Neubaus zählt auch, dass er so gestaltet wurde, dass – falls der Raumbedarf in Zukunft geringer werden sollte – einzelne Bereiche der 1500 Quadratmeter abgetrennt und an Dritte vermietet werden können. Die Bestandsimmobilie an der Schirmerstraße, in der die Verwaltung bisher sehr beengt untergebracht war, soll zukünftig in Wohnraum umgewandelt werden.

 Der Naubau stört nicht die Flugrouten der Fledermäuse, erklärt Preutenborbeck, sondern bietet ihnen zusätzlichen Unterschlupf mit zwei solcher Nistkästen.
Der Naubau stört nicht die Flugrouten der Fledermäuse, erklärt Preutenborbeck, sondern bietet ihnen zusätzlichen Unterschlupf mit zwei solcher Nistkästen. Foto: Anne Schröer

Wichtig war dem Kirchenkreis auch, das Andenken an den evangelischen Friedhof zu wahren. Die Ruhefristen der Gräber sind zwar seit Jahren abgelaufen, unterkellern wollten die Verantwortlichen das Gebäude trotzdem nicht. Schätzungsweise 50 bis 60 Grabsteine waren noch auf dem Friedhof. Die gut erhaltenen sollen auf dem Außengelände Platz finden, Grabsteine, von denen nur noch Bruchstücke vorhanden sind, könnten beispielsweise für Wegeflächen weiterverwendet werden. Einige Grabsteine am Rand des Geländes konnten an ihrem ursprünglichen Ort stehen bleiben. „Wir gehen sehr sensibel mit dem Thema um“, sagt Preutenborbeck.

Auch das alte Tor vom Friedhof soll wieder aufgestellt werden. Vormals war es von einer Ziegelmauer umrandet, künftig soll es frei stehen. Mit der Stadt Jülich ist bereits geklärt, wie die neue Straße, die vom Probst-Bechte-Platz abgeht, heißen soll: Das neue Verwaltungsgebäude wird die Adresse Am evangelischen Friedhof 1 tragen.