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Jülicher Matinee: Musik zum Genießen in stressiger Zeit

Jülicher Matinee : Musik zum Genießen in stressiger Zeit

Matinee zur Marktzeit während der Pandemie in Jülich: Drinnen in der Kirche besinnliche Musik, draußen – zumindest anfangs – eine Demonstration gegen die Impfpflicht.

Die besinnlich-romantische jüngste Auflage der beliebten Reihe „Matinee zur Marktzeit“ fand in spürbar unruhigen Zeiten statt. Während die vielen Zuhörer bereits an Impfpass-, Genesenen- oder Testzertifkate an den Eingangskontrollen gewöhnt sind, protestierten direkt vor dem Gotteshaus Gegner einer Impfpflicht. Glücklicherweise gab es nur in den ersten Minuten akustische Überschneidungen.

So genossen die Gäste, zum Teil mit geschlossenen Augen, das quer durch die musikalischen Epochen gewählte Repertoire des Frauenchors „Tonalita“ unter Leitung von Kantor Christof Rück am Piano. Die Sopranistinnen Ursula Keuter und Brigitte Mainz, Mezzosopranistin Claudia Pützer und die Altistinnen Ulrike Werres und Karin Olpen bilden das Quintett.

Zur Eröffnung stimmten die glasklaren Stimmen zart und engelsgleich das lateinische „Veni Emmanuel“ in einem modernen Satz des schwedischen Komponisten und Pianisten Jan Ake Hillerund an. Wieder in Latein, aber kräftiger und stimmlagenversetzt folgte das „Veni Domine“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das der Komponist für französische Nonnen geschrieben hatte. A-capella erklang der Satz „Maria durch ein Dornwald ging“ des österreichischen Komponisten Cesar Bresgen.

Das lateinische „Ave Maria“ interpretierte das Quintett nach der renaissancezeitlichen Version des franko-flämischen Komponisten Jakob Arcadelt, in der die Stimmleistung der Sopranistinnen voll gefordert wurde. Durch ausgeprägte Melodieschleifen zeichnete sich der adventliche Choral „Es kommt ein Schiff geladen“ von Hugo Diestler aus. Die mehrstimmige Kantate „Tochter Zion“ nach der Melodie Händels verstärkte Agnes Brodeck mit einem Solo und weiteren Begleitparts auf der Blockflöte. Ungewöhnlich waren die kurzen Pausen mitten im Text, arrangiert von M. Kaltenbach.

Als abwechslungsreich erwies sich ein musikalischer Schlenker in weihnachtliche Weisen aus dem Alpenraum. Auf das schlicht berührende Chorstück „Sing‘ ma im Advent“ in der alpenländischen Textfassung folgte „Weihnacht, wie bist du schön“ aus Oberösterreich. Aus der Feder des walisischen Keyboarders, Oboisten, Saxophonisten und Komponisten Karl Jenkins stammte das innige geistige Chorwerk „Lullay“. Mit dem Weihnachts-Kindertraum nach dem „Abendsegen“ von Engelbert Humperdinck mit der Textpassage: „Dann wachen auf die Sterne, aus hoher Himmelsferne bringen holde Träume die Engelein“, endete das wohlklingende und tröstliche Konzert, das kräftigen Applaus verdiente.

(ptj)