Jülich : Mehr Schutz für Fauna und Flora dank EU
Jülich Eisvogel und Biber, Eiche und Hainbuche, Tier- und Pflanzenwelt im Umfeld der Rur und deren Lebensräume erhalten mehr Schutz.
Dies ist Ziel der so genannten FFH-Richtlinien der Europäischen Union (FFH steht für Flora, Fauna, Habitat). Der Kreis Düren muss das umsetzen, sagt Leonhard de Bache von der Unteren Landschaftsbehörde. „Wir können uns das nicht aussuchen.” Politischer Wille und Auftrag des Kreises sei aber, nur das Notwendige zu tun.
Aber auch das bringt immer noch reichlich Ärger. Im Jülicher Ausschuss für Planung, Umwelt und Bauen mussten sich de Bache und der Biologe Michael Sell vom Büro für Landschaftsplanung und Gewässerentwicklung einiges anhören.
Im Umfeld der Rur
Die Änderung des LandschaftsschutzplanesII Ruraue entsprechend EU-Vorgaben birgt Sprengstoff. Angler fühlen sich in ihren (Gewohnheits-) Rechten beschnitten, Ross und Reiter fürchten um ihre Wege, Lobbyisten um die Ausübung der Jagd, viele Ausschussmitglieder um den freien Zugang freier Bürger zur Rur, per pedes, Paddeln und Pedalen.
SPD- und CDU-Fraktion formulierten in schriftlichen Einlassungen ihre Bedenken. De Bache erklärte hingegen, dass nur an wenigen Stellen der Landschaftsschutz ausgeweitet werde. Sollte im Endeffekt zum Beispiel ein Reitweg nicht mehr in die Landschaft passen, so werde er nicht ersatzlos wegfallen. Vielmehr bestehe die Möglichkeit, ihn zu verlegen und - da auch bezuschusst - erfahrungsgemäß in verbesserter Qualität neu anzulegen.
Hans Meyer (SPD) gab als ein konkretes Beispiel zu Bedenken, dass der Angelverein Broich-Barmen nur noch einen Bruchteil der bisherigen Fläche an der Rur nutzen dürfe und auch die Zeitschiene auf ein Viertel des Bisherigen reduziert werden soll. Laut Sell sei punktuell die zeitliche Veränderung der Angelsaison geplant, um auf die Brutzeit von Vögeln an der Rur Rücksicht zu nehmen.
Entgegen den Befürchtungen aus Reihen der Politik sei man mit den Jägern im Einvernehmen, wie de Bache sagte. Neben Anglern würden vor allem Kanufahrer Einschränkungen attackieren. Naturschutzverbände hingegen kritisierten, dass die Restriktionen nicht weit genug gingen.
Anke Talarek (Grüne) begrüßte die Änderungen im Landschaftsplan Ruraue. „Wir sind froh, dass etwas in ökologischer Sicht geschieht.” Die Sorge gelte in diesem Punkt nicht städtischen Vereinen, sondern „übergeordneten Dingen, um die kleinen Reste unserer Landschaft zu erhalten”.
Matthias Hoven (JÜL): „Wenn wir Jäger und Angler vertreiben, die auf die Belange der Natur und Umwelt achten, dann gewinnen diejenigen die Oberhand, die das nicht tun.” Landschafts- und Naturschutz zu deklarieren, sei das eine, die Einhaltung aber auch zu überwachen, das andere. Deshalb solle man alles lassen wie gehabt.
Da aber der Fachausschuss des Kreistages bald über das Thema berät, musste sich der Planungsausschuss Jülich zu einem Votum durchringen, wobei der Antrag der SPD Pate stand: Die Änderung des Landschaftsplanes Ruraue werde grundsätzlich begrüßt. Allerdings gehe die Stadt davon aus, dass Wege Bestandsschutz genießen.
Jülich unterstütze Angelsportvereine dahingehend, dass die Vorschläge zu Angelzeiten und -strecken entlang der Rur nochmals überarbeitet werden.
Leonhard de Bache, der Verständnis für die Sorgen zeigte, fasste seinen Eindruck zusammen: „Ich habe hier und heute keine neuen Argumente gehört.” Er gehe aber davon aus, dass die Ausführungen der Stadt Jülich - wenngleich mit Verspätung nachgereicht - vom Kreis berücksichtigt werden.
Die Fraktionen haben offenbar nicht mitbekommen, dass Leonhard de Bache, Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Düren, im Dezember eine Woche lang im Rathaus Jülich saß, um Anregungen und Bedenken zum Landschaftsplan Ruraue aufzunehmen.
Nur ein Bediensteter der Stadt Jülich und ein Externer seien gekommen, berichtete er. Offenbar hatten die Mandatsträger die Pflichtveröffentlichungen in den Tageszeitungen überlesen. Im Stadtmagazin war indes nicht erwähnt, was laut Technischem Beigeordnetem Martin Schulz auch nicht Aufgabe der Stadt gewesen sei. Künftig würde dies anders gehandhabt, wenn die Politik dies wünsche, sagte er.
Die einhellige Kritik aller politischen Richtungen im Planungsausschuss: Die Chance auf ausgiebige Beratung und Beteiligung sei vertan worden.