Aktionstag gegen Gewalt an Frauen : Mahnung in Orange: Nicht wegsehen!
Kreis Düren Am internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen macht erstmals auch der Kreis Düren bei der Aktion „Orange your City“ mit. Mehr als 30 Gebäude erstrahlen in Signalfarbe, um zu sensibilisieren.
Wer am Donnerstag nach 17 Uhr im Kreisgebiet unterwegs ist, dürfte an vielen Orten orange angestrahlte Gebäude und ausgeleuchtete Fenster entdecken. In Düren, Jülich, Linnich, Kreuzau und Vettweiß sind Sehenswürdigkeiten, Verwaltungsgebäude, Kirchen, Krankenhäuser, Supermärkte, Parteibüros, Geschäfte und Privaträume in der Signalfarbe illuminiert, um ein deutliches Zeichen zu setzen: gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.
Der 25. November gilt als internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. An diesem Datum, und so auch heute wieder, soll weltweit mit der Aktion „Orange your City“ auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Die Farbe Orange wurde gewählt, weil sie Kampagnenfarbe der Organisation „UN Women“ der Vereinten Nationen ist.
Tendenz steigend
Erst am Dienstag veröffentlichte das Bundeskriminalamt die Ergebnisse einer Studie zur Partnerschaftsgewalt. Bundesweit gab es 146.655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte. Tendenz steigend: Die Zahl solcher Taten ist im vergangenen Jahr stärker gestiegen als sonst schon. Im Laufe der vergangenen Jahre stieg die erfasste Opferzahl um 11,2 Prozent. Opfer von Partnerschaftsgewalt werden in vier von fünf Fällen Frauen.
Diese Zahlen sind für Marie Brenner von der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen im Kreis Düren erschreckend. Mit Blick auf die Statistik stellt sie klar, dass der Kreis Düren da keine Ausnahme sei, sondern die bundesweite Realität widerspiegele. Ihr ist wichtig, erstmals auch mit „Orange your City“ im Kreis Düren aufmerksam zu machen: Einerseits möchten sie und ihre Mitstreiter den Betroffenen nahelegen, wo sie professionelle Ansprechpartner und konkrete Hilfe bekommen können (www.frauenberatungsstelle-juelich.de). Andererseits sollen Bürgerinnen und Bürger ermutigt werden, nicht wegzusehen.
„Es ist total wichtig – das berichten uns auch immer wieder Klientinnen –, dass die Menschen im Umfeld aufmerksam sind, dass sie Signale erkennen und entsprechend Hilfe anbieten oder handeln“, unterstreicht Brenner. Als Beispiel nennt sie „die Brüllerei“ bei den Nachbarn. „Dann sollte man nicht den Fernseher lauter drehen“, mahnt sie. Ein Weg wäre, in einer ruhigen Minute unter vier Augen auf die Nachbarin zuzugehen und ihr bei Bedarf Hilfe anzubieten. Es sei nicht unwahrscheinlich, meint Brenner, dass die Betroffene dann abwiegeln würde. „Da ist viel Schamgefühl dabei, auch uns sagen viele am Telefon, dass alles in Ordnung sei, aber dann kann man dranbleiben und sich ein paar Tage oder Wochen später noch mal freundlich erkundigen“, ermutigt die Fachfrau.
Sollte der nachbarschaftliche Streit nach einer handfesten Auseinandersetzung klingen, bei der Gefahr im Verzug sein könnte, empfiehlt sie, besser einmal zu viel als zu wenig die Polizei zu rufen.
„Aber auch nach den Kindern muss man sehen. Da gibt es ein paar Zeichen, die man gut erkennen kann, wenn sie in Summe auftreten“, sagt Brenner und nennt beispielhaft, dass Kinder mit Gewalterfahrungen verstört wirken oder durch den Wind sein könnten, vielleicht haben sie Schlafprobleme, sind aggressiv oder ziehen sich zurück.
Recht auf gewaltfreies Leben
Jedes Kind, jede Frau habe ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt, bringt Brenner noch mal auf den Punkt, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. „Gewalt gegen Frauen gibt es, die muss geächtet werden, die muss aufhören“, fordert sie nachdrücklich und freut sich, dass dieses Thema nicht nur am Rande behandelt wird, sondern mit „Orange your City“ weltweit Beachtung findet. Den positive Schneeballeffekt, dass von Jahr zu Jahr mehr Länder, Orte und Menschen mitmachen, nennt sie sensationell.
Dafür, dass zum ersten Mal auch der Kreis Düren dazu gehört, haben sich die Frauenberatungsstelle, der Kreis Düren, die Verwaltungen und politischen Gremien der teilnehmenden Kommunen mit ihren Gleichstellungsbeauftragten und der Verein Hobas gemeinsam eingesetzt. Mehr als 30 orange beleuchtete Gebäude sind den Organisatoren bereits bekannt, aber auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger werden in ihren Fenstern mit Folie oder Papier in Orange ebenfalls Farbe bekennen.
Für jeden weiteren Mitstreiter oder jede weitere Mitstreiterin bei diesem Auftakt sind die Organisatoren dankbar, sie schmieden aber auch schon Pläne, wie in einem Jahr noch mehr orangene Signalfarbe erstrahlen kann. Jülichs Gleichstellungsbeauftragte Jessica Fischer bringt es auf den Punkt: „Wir machen uns stark. Gewalt gegen Frauen hat keinen Platz in unserer Stadt.“