Facebook-Post von Linnicher Künstlerin : Vorwurf der „Mauschelei“ hat juristisches Nachspiel
Update Jülich/Linnich Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs wird juristisch gegen die Linnicher Künstlerin Bina Placzek-Theisen vorgehen. Die hatte dem Bürgermeister zuvor „Mauscheleien“ beim Erhalt des Jülicher Krankenhauses vorgeworfen.
Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs (parteilos) will juristisch gegen die Linnicher Künstlerin Bina Placzek-Theisen vorgehen und Strafanzeige erstatten. Placzek-Theisen hatte am Sonntag im Zusammenhang mit der Demonstration zum Erhalt des Krankenhauses in Linnich unter anderem eine Zeichnung auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht, in der Bürgermeister Axel Fuchs und der Generalbevollmächtigte des Sanierungsverfahrens, Dr. Mark Boddenberg, privat beim Tennisspielen zu sehen sind. Boddenberg hält dabei eine Aktentasche in der Hand, die wie ein Geldkoffer aussieht.
Zur Erklärung schreibt Placzek-Theisen, dass ein gut eingerichtetes Krankenhaus schließen müsse und dafür ein renovierungsbedürftiges Krankenhaus erhalten bliebe. „Wer hat da wohl gemauschelt?“ fragt die Linnicher Künstlerin dann öffentlich weiter. Zudem hatte sie in der Ursprungsversion ihres Beitrages noch den Satz: „Glücklich, wer mit dem Richtigen Tennis spielt“ veröffentlicht. Fuchs sieht dabei eine rote Linie überschritten: „Hier wird suggeriert, es hätte in irgendeiner Form Absprachen und Mauscheleien gegeben. Das ist eine Unterstellung, die ich als Hauptgemeindebeamter nicht hinnehmen kann. Ich bin nicht korrupt.“
Dass Fuchs in diesem Fall juristisch gegen die Künstlerin vorgehen werde, habe auch damit zu tun, dass Politiker und insbesondere Bürgermeister immer öfter massiv angegriffen würden. „Man kann sich nicht alles bieten lassen. Erst recht nicht, wenn es um ehrabschneidende Vorwürfe geht.“
Parallel hat die Stadt Jülich Placzek-Theisen auch das Arbeitsverhältnis als Dozentin der Volkshochschule gekündigt. Der zuständige Fachdezernent Thomas Mülheims betonte am Mittwoch auf Anfrage: „Die Karikatur von Frau Placzek-Theisen ist natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt. Daran stören wir uns auch nicht. Aber die Kommentare zu dieser Karikatur haben einen ganz anderen Charakter. Ich glaube, dass man als Stadt eine gewisse Loyalität von seinen Mitarbeitern erwarten kann.“
In einem Schreiben an Teilnehmer, deren Kurse jetzt abgesagt werden mussten, betont Mülheims weiter: „Die Unterstellung hat das Vertrauensverhältnis zu Frau Placzek-Theisen zerstört und mich zu diesem Schritt bewogen. Es kann nicht erwartet werden, dass die Stadt Jülich eine Honorarkraft weiter beschäftigt, die den Bürgermeister und die getroffene Entscheidung des Rates der Stadt Jülich derart haltlos öffentlich diskreditiert, dem Bürgermeister strafbare Handlungen vorwirft und den Ruf der Stadt Jülich somit nachhaltig schädigt.“
Bina Placzek-Theisen bedauerte den Vorfall am Mittwoch. „Ich wollte niemanden persönlich beschuldigen. Ich habe den Fehler gemacht, an dieser Stelle den Bürgermeister der Stadt Jülich zu erwähnen. Ich werde den Beitrag löschen“, erklärte sie. Am späten Nachmittag hat sie sich dann in einer persönlichen Mail an Bürgermeister Axel Fuchs entschuldigt.
Schon vor zwei Wochen hatte auch der Linnicher FDP-Vorsitzende Patrick Schunn für Irritationen gesorgt, weil er auf seiner Facebook-Seite im Zusammenhang mit der Entscheidung für den Erhalt des Jülicher Standortes mehrfach davon gesprochen hatte, dass das Verfahren „schon lange nicht mehr fair“ gewesen sei und „es mindestens einen Beleg dafür“ gebe – freilich ohne den zu benennen.
Daraufhin hatte sogar sein Jülicher Parteikollege Wolfgang Steufmehl reagiert und Schunn vorgehalten, dass die Entscheidung auch deshalb zugunsten von Jülich ausgefallen sei, weil „die Linnicher Politik schlichtweg nicht reagiert“ habe und dem Generalbevollmächtigten „keine fristgerechte Antwort gegeben“ habe. Steufmehl in Richtung seines Parteikollegen: „Alles andere sind Mutmaßungen.“
Update: Im Laufe des Donnerstags ist die Kündigung zurückgezogen worden.