Jülich : Fledermaus-Festung schützt bedrohte Arten
Jülich In der Vergangenheit boten die starken Mauern der Jülicher Zitadelle den Menschen Sicherheit und Schutz.
Heute stehen die ehemals Schutzbedürftigen bewundernd davor, manchem sind sie unheimlich, in anderen wecken sie Abenteuerlust und Forscherdrang. Nun sind diese Mauern für einige Wesen aus dem Tierreich überlebenswichtig.
Seit 1990 kartiert der Arbeitskreis Fledermausschutz des Kreises Düren diese vom Aussterben bedrohte Tierrat und setzt alles daran, ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Was sich oft als schwierig erweist, ist hier vorbildlich gelungen: Artenschutz, Denkmalschutz und den Museumsbetrieb des stadtgeschichtlichen Museums zugunsten aller Beteiligten aufeinander abzustimmen.
Gewinner sind dabei nicht nur die Fledermäuse, die in den weitläufigen, gleichmäßig kühlen und feuchten Kasematten ideale Bedingungen für ihren Winterschlaf finden, sondern auch die übrigen Beteiligten. Die Zitadelle wird durch die Anwesenheit der Tiere für viele Besucher noch attraktiver.
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der für die Sanierung zuständig ist, konnte ruhigen Gewissens die Arbeiten ausführen und gleichzeitig noch Geld sparen. All dies wurde nur möglich, weil sich Bau- und Liegenschaftsbetrieb, Naturschützer und Vertreter des Museums an einen Tisch setzten, Wünsche und Vorstellungen austauschten.
Von Oktober bis März suchen die Fledermäuse ihre Winterquartiere auf. Schon ein geringer Temperaturanstieg, der durch eine Gruppe von Menschen in einem Raum bewirkt wird, könnte die Tiere aufwecken. Für die kleinen Säuger bedeutet dies eine enorme Energieverschwendung, die ihnen letztlich das Leben kosten würde.
Warum also soll man nicht die von ihnen bevorzugten Gänge in den Wintermonaten für Besucher sperren, wo es doch in der Zitadelle genügend andere zur Besichtigung gibt? Außerdem benötigen die Fledermäuse Spalten und Ritzen im Mauerwerk. Altes Gewölbe wurde, wenn es die Statik erlaubte, deshalb im Urzustand belassen, Gänge und Kammern mit Gitterstäben versehen, die für die Flugsäuger kein Hindernis darstellen, ihre Quartiere aber schützen.
Population wächst
Außerdem werden die Bauarbeiten mit Rücksicht auf den Winterschlaf der Tiere vorgenommen. Zufrieden und glücklich sind ob der getroffenen Vereinbarungen vor allen Dr. Henrike und Dr. Holger Körber vom Arbeitskreis Fledermausschutz. Sieben verschiedene Arten, darunter auch die Bechsteinfledermaus, die ganz oben auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten steht, haben sie in der Zitadelle ausfindig gemacht.
Regelmäßige Zählungen zeigen, dass die Population dort stetig ansteigt. 50 Tiere wurden bei der letzten Kartierung ausgemacht, doch zurückliegende Erfahrungen haben gezeigt, dass nur etwa 10 Prozent der Tiere überhaupt gesichtet werden können.
Das hieße also, dass etwa 500 Fledermäuse in der Zitadelle überwintern. Die beiden Tierschützer sind optimistisch, dass es aufgrund der getroffenen Maßnahmen bald noch mehr sein werden und nennen die Zusammenarbeit mit dem BLB und dem Museum beispielhaft.
Deshalb haben sie auch die Öffentlichkeit gesucht und zu einer Informationsveranstaltung in die Schlosskapelle geladen. Neben Referaten über die Fledermäuse, ihre Lebensräume und die getroffenen Schutzmaßnahmen, sahen sich die Gäste auch in den unterirdischen Gängen um, allerdings ohne sensible Bereiche zu betreten und die Tiere zu stören.
Weitere Informationen über Fledermäuse gibts am 27. August. Dann findet in der Zitadelle ein Aktionstag im Rahmen der europäischen Fledermausnacht statt.