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Corona-Advent im Jülicher Land: Festliche Stimmung allen Beschränkungen zum Trotz

Corona-Advent im Jülicher Land : Festliche Stimmung allen Beschränkungen zum Trotz

Weihnachtsfeiern werden momentan gleich reihenweise abgesagt. Wie soll man denn da in Weihnachtsstimmung kommen? Vielleicht mit dem „Advent to go“ der Studentengemeinde oder einer 1000 Figuren umfassenden Krippe in Rödingen...

Die Welt kennt unzählige Weihnachtsgeschichten. Die erste davon wurde vor mehr als 2000 Jahren geschrieben. Im Weihnachtsklassiker der Literaturgeschichte beschert Charles Dickens seinem hartherzigen Protagonisten just an Weihnachten einen Besuch von drei Geistern, die ihm sein einsames, sinnloses Leben vor Augen führen. Wenn auch die „2Gs“, respektive von einem Plus begleitet, aktuell durch die gegenwärtige Weihnachtsgeschichte herumgeistern, lässt sich die Weihnachtszeit in Jülich gewiss nicht absagen.

Der beleuchtete Adventskalender des Alten Rathauses wird an jedem einzelnen Adventstag um ein Fensterbild mehr erstrahlen. Im Haus Overbach ist das „Adventsgeschehen“ abgesagt. „Das besinnliche Overbacher Adventssingen steht jedoch auf dem vorweihnachtlichen Programm“, erklärt Tagungshausleiterin Manuela Veloz Duran. Besinnliches Beisammensein und selbstgekochte Erbsensuppe machten jährlich den Adventsbasar der Missionsgruppe Selgersdorf-Krauthausen aus.

Mit dem Erlös wurde eine Pfarrgemeinde in Nigeria unterstützt. Nach dessen Absage möchten Johanna Dressen in Selgersdorf und Renate Windelschmitt in Krauthausen jetzt von zu Hause aus die ehrenamtlich hergestellten Kräutersalze und Marmeladen verkaufen. „Vielleicht reicht das Geld vor Ort zumindest für die Medikamente“, hofft Dressen.

Menschen, die Hilfe brauchen, gibt es auch in Jülich. „Vor der Pandemie gab es im Café Gemeinsam ein Weihnachtsfrühstück und ein kleines Präsentpäckchen für unsere Stammgäste“, sagt Emily Willkomm-Laufs, „diese Zusammenkunft kann jetzt nicht stattfinden, und bis jetzt ist auch keine Spende eingegangen, mit der wir die Geschenktütchen finanzieren könnten“.

Die „Kleinformatierung“ bestimmt die Adventszeit auch bei der Katholischen Studentengemeinde. „Wir versuchen jetzt, viele kleine Sachen zu verwirklichen, die zusammen viel sind“, sagt Alexander Peters. Dazu gehört ein Upcycling-Abend, an dem in kleinen Gruppen praktisch aus Abfall ganz besondere Weihnachtsgeschenke kreiert werden. „Adventskalender to go“ mit Tagesideen als abreißbare Zettel hängen bereits an Eingängen der Fachhochschule.

 Überall auf dem FH-Campus in Jülich zu finden: der Adventskalender „to go".
Überall auf dem FH-Campus in Jülich zu finden: der Adventskalender „to go". Foto: Alexander Peters

Auf dem Jülicher Weihnachtsmarkt ist sicherlich niemand allein. Seit 17 Jahren bringt dort der Anblick des Jülicher Nikolaus’ Kinderaugen heller zum Strahlen, als die üppige Weihnachtsbeleuchtung es je schaffen könnte. Über seinen Job kann der Nikolaus nette Anekdote erzählen: „Da gibt es diesen Mann, der in einer anderen Stadt seinen Enkel auf den Nikolaus aufmerksam machte und prompt belehrt wurde: Opa, der ist doch nur verkleidet. Der echte Nikolaus ist auf dem Weihnachtsmarkt in Jülich.“

Das pompöse „Jolka“-Fest des Russisch-Deutschen Vereins „Wurzeln“ für Kinder, deren Eltern aus einem russischsprachigen Land kommen, wird es in diesem Jahr hingegen nicht geben. Väterchen Frost muss aussetzen. „In unserer Schule werden stattdessen in kleinen Gruppen Geschichten unserer weihnachtlichen Bräuche von den Lehrerinnen erzählt. Es wird getanzt, gesungen, und zwischenzeitlich werden natürlich auch die russischen Pralinen genascht“, sagt die Vereinsvorsitzende Elena Wyrwich.

Ein Fest der Kinder

Gleich wie und wo in der Welt es gefeiert wird, ist Weihnachten ein Fest der Kinder. Die Kita „Kleine Freunde“ in Freialdenhoven setzt auf ein Coronavirus-sicheres Weihnachtsprogramm. „Alles andere wäre zu gefährlich, schließlich müssen wir hier doch die Stellung halten“, sagt die Leiterin Heike Wormann. In der Einrichtung ist es schon weihnachtlich gemütlich. Der gemeinsam geschmückte Tannenbaum und ein in Form eines Zuges von den Kindern gebastelter Adventskalender tragen dazu bei. An seinem Namenstag wird der Nikolaus die Kinder besuchen und die  Erzieherinnen werden ein Theaterstück für ihre Dreikäsehochs aufgeführen.

Ausgelassen und besinnlich wird die Weihnachtszeit im Linnicher „Seniorenheim Christinenstift“ begangen. Die ältesten Hüter der Weihnachtstradition genießen bereits die festlich geschmückten, heimelig anmutenden Räume und bereiten einen kleinen Adventsbasar vor. Die kommenden Tage werden mit Waffelbacken, Glühweintrinken und Lauschen der Kinder- und Männerchorgesänge verbracht. „Die Gesangsgruppen werden auf unseren Terrassen auftreten“, erklärt Michael Thiel, Leiter des Seniorenheimes. „Man kann die Musik auch wunderbar am offenem Fenster genießen. Das ist in der Pandemiezeit für alle sicherer.“

„Sehr positives Feedback“

Die festliche Aufmachung eines Hauses an der Koslarer Rathausstraße mag bei einigen Passanten Assoziationen mit winterlichem Kalifornien wecken, doch für Familie Fischer gehört sie zu ihrer eigenen Weihnachtsgeschichte. „Da kommen so viele Menschen vorbei, und wir bekommen ein sehr positives Feedback“, freut sich die Hausherrin, „das Schönste ist, wenn die Kinder fragen, ob der Nikolaus gerade zu Hause ist“.

Seit mehr als 30 Jahren schon verwandelt Marlene Kleefisch ihren Wintergarten in Rödingen zur Adventszeit in eine mit mehr als 1000 Figuren liebevoll arrangierte Krippenlandschaft. Viele Besucher sind seither der Einladung zu besinnlichen, aber auch heiteren Adventsbetrachtungen mit viele Lokalkolorit gefolgt und haben ihre Bewunderung und Freude in Gästebüchern zum Ausdruck gebracht.

 Seit über 30 Jahren verwandelt Marlene Kleefisch ihren Wintergarten in Rödingen zur Adventszeit in eine mit über 1000 Figuren liebevoll arrangierte Krippenlandschaft.
Seit über 30 Jahren verwandelt Marlene Kleefisch ihren Wintergarten in Rödingen zur Adventszeit in eine mit über 1000 Figuren liebevoll arrangierte Krippenlandschaft. Foto: Guenter Jagodzinska / Max Jago

Waren früher auch größere Gruppen, angefangen von Kindergartenkindern bis hin zu Senioren, zu Gast, ist in Pandemiezeiten die Unbeschwertheit gewichen. „Besonders ältere Leute sind unsicher und verzichten manchmal lieber auf einen Besuch“, stellt Marlene Kleefisch fest. Aber: Nach Absprache und unter Einhaltung der 2G-Regeln ist die Krippe für Besuche offen.