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Die Siersdorfer Pfarrkirche: Ein Zeugnis des Deutschen Ordens

Die Siersdorfer Pfarrkirche : Ein Zeugnis des Deutschen Ordens

Die Siersdorfer Pfarrkirche St. Johannes wird 510 Jahre alt. Sie birgt viele Schätze: eine Reliquie im abgeschlagenen Johanneshaupt und einen Hochaltar der flandrischen Schnitzerschule.

Sozusagen eingebunden in das Jubiläum der Kommende war auch die Siersdorfer Ordenskirche Sankt Johannes der Täufer. Eine handschriftliche Eintragung im Pfarrarchiv vermerkt zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen vollkommenen Neubau der Siersdorfer Pfarrkirche, der im Jahre 1510 vollendet wurde. Mithin kann 2020 das „Kirchweihfest“ auch als 510-jähriges Gedenkjahr der Erbauung der St.-Johannes-Pfarrkirche begangen werden.

Die im Wesentlichen in ihrem Ursprung noch heute erhaltene Ordenskirche des Deutschritter-Ordens wurde unter den Komturen Konrad von Reuschenberg und seinem Nachfolger Franz von Rusenberg-Reuschenberg an der Stelle einer wahrscheinlich älteren Kapelle erbaut. Bis auf den oberen Teil des Turmhelmes, der im Jahre 1636 unter dem Komtur Johann von Eynatten-Obsing erneuert wurde, konnte die Kirche in neuer Zeit nach mehreren Kriegseinwirkungen wieder nach dem Vorbild ihres alten Aussehens restauriert werden.

Mit dem Anfang des 16. Jahrhunderts fällt der Neubau der Siersdorfer Pfarrkirche in eine Zeit hinein, in der die Ballei Altenbiesen, zu der auch die Siersdorfer Kommende gehörte, unter besonderer finanzieller Belastung stand. Trotzdem war es den Komturen in der Siersdorfer Kommende gelungen, den Neubau einer Pfarrkirche in Angriff zu nehmen, die dann in den Formen der späten Gotik verwirklicht wurde.

Leider hatte besonders der Zweite Weltkrieg an der Ordenskirche verheerende Spuren hinterlassen. Das Kirchengebäude wurde vor allem in den Jahren 1955/56 wieder instandgesetzt und schließlich durch den Anbau an der Nordseite um einen größeren und lichteren Raum erweitert. Hierzu hatte sich der damalige Siersdorfer Pfarrer Johannes Steffens mit besonderem Einsatz bemüht.

Kunstwerke von großer Bedeutung

Der Patron der Kirche ist St. Johannes der Täufer. Eine Reliquie des Heiligen befindet auch heute noch in der Stirnhöhle einer hölzernen Nachbildung des abgeschlagenen Johanneshauptes. Darüber hinaus weist das Innere der Kirche mehrere Kunstwerke von großer Bedeutung auf, worauf der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz gestellt wurde. Bemerkenswert sind dabei unter anderem der Hochaltar als Werk der flandrischen Schnitzerschule Antwerpen (um 1520), der Lettnerbogen aus der Zeit um 1545 sowie mehrere Heiligenfiguren aus der Kalkarer Schule. Hinzu kommen noch das Chorgestühl mit den Wappen der Ordensritter und Komturen. Gut erhalten sind auch zwei Grabplatten mit den Ahnenwappen der Komture. Zu den Kunstwerken aus dem Mittelalter hat Professor Wendling mit bunten Fenstern einen etwas moderneren, jedoch stilvollen Ausgleich geschaffen.

Die Bedeutung des Bauwerks der Johanneskirche und der Kunstwerke ist bis heute unbestritten. Nach wie vor haben viele sachkundige Besucher gerade in den letzten Jahren ihr Interesse sowohl an der kunstvollen Ausstattung wie auch am Kirchengebäude bekundet. Die Kirche hat durch ihre Eigenart mit der Zugehörigkeit zum Deutschen Orden unter den geschichtlichen Zeugen im Jülicher Land einen besonderen Platz gefunden.