Neues Lehrkonzept : Die THW-Jugend knotet Knoten digital
Kreis Düren Das Technische Hilfswerk hat in Düren mit Hilfe eines Jülicher Unternehmens sein Lehrkonzept angepasst. Kinder und Jugendliche lernen nun mit Tablets und „Wundertüten“, wie Knoten geknotet werden und wie welche Geräte und Fahrzeuge funktionieren. Das ist nicht nur eine Lösung für Lockdown-Zeiten.
Was tun, wenn Praxisinhalte online vermittelt werden müssen? Die Ortsgruppe Düren des Technischen Hilfswerkes (THW) hat eine pragmatische Lösung gefunden. Für gewöhnlich lernen die Kinder und Jugendlichen vor Ort, wie die Geräte funktionieren, wie verschiedene Holzarten bearbeitet werden und wie spezielle Knoten geknotet werden. Da das aber aufgrund von Corona derzeit nicht möglich ist, mussten die Verantwortlichen erfinderisch werden.
Das bundesweit organisierte THW bietet zwar keine Allgemeinlösung an, lässt seinen Ortsgruppen aber zumindest die Freiheit, die Lehre selbst zu gestalten. Die Dürener Jugendbetreuerin Denise Zahn und der stellvertretende Ortsbeauftragte Rolf Cremer haben ein Konzept entwickelt. Die beiden begegnen sich nicht nur im Ehrenamt, sondern auch täglich bei der Arbeit. Cremer ist Geschäftsführer der „phi Medien Systeme GmbH“ in Jülich, Zahn ist dort als Fachinformatikerin für Systemintegration beschäftigt.
Kostenlose Serverkapazitäten
Sie hatten die Idee, eine Lernplattform für die THW-Jugend ihrer Ortsgruppe anzubieten. Das „phi“ hatte noch Serverkapazitäten frei und stellt sie kostenlos zur Verfügung. Auch werden die Inhalte direkt aus Jülich bespielt. Das THW schaffte für die zwölf Kinder und Jugendlichen aus der Jugendgruppe extra konfigurierte Tablets an – Kostenpunkt: 50 Euro pro Endgerät –, mit denen sich nur die Apps nutzen lassen, die vom „phi“ über die Lernsoftware freigegeben werden. Stichworte: Daten- und Jugendschutz.
Doch wie wird das digitale Werkzeug in der Praxis genutzt? Denise Zahn konnte zum Beispiel die Geräte und Fahrzeuge auf dem THW-Gelände am Ellernbusch per Live-Übertragung in die Kinderzimmer streamen und ihren „Zuschauern“ dann erklären, wie was bedient wird. „Das funktionierte echt gut“, sagt sie.
Schnelle Lösungen
Und auch für die sonst üblichen Lehrthemen fanden sich schnell Lösungen. „Wir packen Tüten für die Kinder und Jugendlichen mit Seilen, Holzstücken – und natürlich auch ein paar Süßigkeiten“, verrät Zahn. Und diese „Wundertüten“ werden dann jedem einzelnen Teilnehmer vorbeigebracht. „Die Kinder und Jugendlichen freuen sich, uns wiederzusehen“, meint Cremer. „Einige hatten Freudentränen in den Augen“, berichtet Zahn. Die alternative Lehrmethode sei zudem nicht nur für die Zeit des Lockdowns ausgelegt. „Das ist durchaus zukunftstauglich“, betont Rolf Cremer.
Übrigens: Das Lehrmaterial wird mit einem der bekannten blauen Fahrzeuge ausgeliefert. „Damit zumindest etwas THW-Feeling aufkommt“, sagt Denise Zahn mit einem Augenzwinkern.