Zwischenfazit zur Nordkap-Tour : Das Radreiseglück liegt in den Begegnungen
Jülich Ein Vater-Sohn-Gespann zieht Bilanz nach 36 Tagen Fahrradreise. Wegen der Geburt seines Enkelkindes sind Bern Schadowski und sein Sohn Tristan nun wieder in Jülich. Bis zum Nordkap und zurück soll die Tour noch weiter gehen.
Vor über einem Monat sind Bernd Schadowski und sein Sohn Tristan in ein Abenteuer gestartet. Mit dem Rad wollten sie einmal um die Ostsee herum bis zum Nordkap und zurück fahren. Das Ziel: In 100 Tagen 10.000 Kilometer durch zehn Länder radeln und dabei 10.000 Euro an Spenden für die Sri-Lanka-Hilfe Aachen sammeln. Bereits 2653 Kilometer sind aktuell absolviert und fast genauso viele Euro schon in der Kasse gelandet. Nun musste das „Baltic Sea Project“ allerdings kurz pausiert werden, denn es gibt Nachwuchs im Hause Schadowski.
Zur Geburt seines Enkelsohns, das war Bernd Schadowski schon vor der Abreise klar, musste er einfach zurück nach Jülich kommen. Allerdings nur für drei Tage, die Tour soll schließlich weitergehen. Sohn Tristan hat indes beschlossen, an diesem Punkt auszusteigen. Während er die bisherige Tour genossen hat, war sie körperlich und mental sehr anstrengend. Vater und Sohn halten sich aber die Option offen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder zusammen weiterz fahren.
Seine Erlebnisse hält Bernd Schadowski jeden Tag in seinem Blog „Radreiseglück“ fest. Dort erzählt er von Kuriosem, Berührendem und vor allem von den Menschen, die er trifft. „Es sind die Begegnungen, die die Tour ausmachen“, sagt der 46-Jährige. Sein Fahrrad steht zum Beispiel gerade in der Wohnung eines bis vor kurzem noch völlig Fremden. In einem Restaurant sprach Bernd Schadowski ein Paar an. Kurz darauf boten sie ihm spontan einen Zeltplatz in ihrem Garten an. Bei ihrem Sohn in Tallinn parkt nun sein Rad. Über so viel Vertrauen und Hilfsbereitschaft ist Bernd Schadowski immer noch überrascht. Auch über seinen Blog und die Sozialen Medien erfährt er viel Unterstützung: „Es gab wirklich sehr viele bestärkende Kommentare“, sagt er.
Das Vater-Sohn-Gespann hat einiges erlebt. In einem Nationalpark auf steilen und sandigen Straßen berichtet Bernd Schadowski, von einem Schmetterling überholt worden zu sein. Am Kap Kolka in Lettland war es so heiß, dass der Teer auf der Straße geschmolzen ist. Und auf einem Campingplatz in Polen wurden sie von deutscher Musik geweckt.
Die Erfahrung, durch die russische Enklave Oblast Kaliningrad zu fahren, war für beide besonders. Vor allem der Kontrast zu den anderen Reiseländern Polen, Litauen, Lettland und Estland sei stark zu spüren gewesen. Allein der Grenzübertritt war insbesondere für Tristan etwas Neues: „An den anderen Grenzen konnte man ja einfach rübergehen“, sagt der 17-Jährige. „Hier wurden die Taschen und auch die Pässe gründlich kontrolliert.“
Bei der nachfolgenden Fahrt durch die oft einsamen und ländlichen Straßen wurde es sogar gefährlich. Gleich drei Mal wurden die Schadowskis von Hunden angegriffen. Diese streunen oft auf Höfen umher und verteidigen die meistens nicht verschlossenen Tore. Nach dem ersten Schock rüsteten sich die beiden mit kleinen Steinen, um die Tiere zu verjagen.
Für Vater und Sohn überwiegen aber mit Abstand die positiven Erlebnisse. Man merkt besonders Bernd Schadowski an, dass ihn die Tour erfüllt: „Es ist wunderschön, diese Eindrücke in Radgeschwindigkeit erleben zu dürfen“, sagt er. Auch alleine wird er weiterfahren, Länder und Menschen kennenlernen und Spenden sammeln.