Aus Behördensicht : Corona fordert Ordnungsamt verstärkt heraus
Kreis Düren Kreisgesundheitsamt: 50 Fälle pro Woche je 100.000 Einwohnern wird dieser Tage erreicht. Belastung im Ordnungsamt hoch.
Die steigenden Infektionszahlen lassen erkennen, dass die nächste Risikoschwelle im Kreis Düren bald übertroffen wird. Die erste Marke von 35 bei der Sieben-Tagesinzidenz ist diese Woche erreicht worden. Damit liegt der Kreis unter dem NRW-Durchschnitt von 45. Dennoch: „Ich gehe davon aus, dass der Wert von 50 relativ schnell erreicht wird. Ich würde mich wundern, wenn es nicht in den nächsten Tagen geschieht“, sagt Dr. Norbert Schnitzler, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes. „In der Umgebung steigen die Zahlen drastisch.“ Ab dem 35er Wert gelten strengere Regeln für private Feiern, ab 50 werden Maßnahmen im öffentlichen Raum verschärft.
Jeder Einzelne ist gefragt
Der Kreis hat Anfang der Woche bereits eine sogenannte Allgemeinverfügung mit verschiedenen Regeln und Anordnungen bei steigender Infektionszahlen bei der Bezirksregierung Köln und dem Landesamt für Gesundheit eingereicht. Abgesegnet wurde sie noch nicht, daher macht der Kreis auch keine Angaben zu Details der Verfügung, die über die allseits bekannten Maßnahmen hinausgehen. Schaut man sich die Werte der Kreise und Städte in NRW an und verfolgt die Debatte über „Risikogebiete“, liegt die Vermutung nahe, dass die Verfügung des Kreises Düren mit seinen vergleichsweise geringen Zahlen nicht vorrangig behandelt wird.
Norbert Schnitzler sagt zu der Entwicklung: „Es kommt nicht zwingend auf die Maßnahmen an, sondern darauf, wie jeder einzelne damit umgeht. Wir bräuchten keine größeren Maßnahmen, wenn sich jeder an die AHA-Regeln und stetiges Lüften hält.“ Viele Menschen würden schon dazu beitragen, dass die Infektionen im Kreis nicht schneller steigen – die Zahl der Menschen müsse sich erhöhen. Es liege an jedem, auch Personen in der Öffentlichkeit, die sich leichtfertigerweise umarmen, freundlich auf die gebotene Vorsicht aufmerksam zu machen.
Die Richtung der Regeln findet Schnitzler „nicht verkehrt“, da gerade private Zusammenkünfte zu einem „Phänomen“ im Kreis gehörten. „Dabei geht es nicht mal um die großen Feiern, sondern um die kleinen Kreise, wo Leute eng beisammen sind und sich so begrüßen, wie es derzeit nicht sein sollte.“ Vor dem Hintergrund der positiven Nachrichten über einen möglichen Impfstoff betont der Leiter des Kreisgesundheitsamtes: „Wir müssen noch bis zum Frühjahr durchhalten.“ Zwar kann niemand genau vorher sagen, wie sich die Pandemie entwickelt. Jedoch gingen „alle ernstzunehmenden Experten mit genügend Hintergrundinformationen“ von einer „deutlichen Entspannung“ bis Ostern aus. Dem schließt sich Schnitzler an – ohne den Stein der Weisen in der Hand zu halten.
Kontrolle und Öffentlichkeitsarbeit
Eine wichtige Rolle während der Pandemie spielen die Ordnungsämter. Für das Jülicher Ordnungsamt ist die Belastung momentan sehr hoch. Für Verstärkung bei Kontrollen sorgen zusätzlich eingesetztes Personal aus der Verwaltung und private Dritte.
Doch der Aufgabenbereich in Sachen Corona ist mit reinen Kontrollmaßnahmen nicht abgedeckt: „Das bedeutet auch Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Dezernent Richard Schumacher. Der Fokus des Ordnungsamts liege schließlich nicht darauf, Menschen zu bestrafen, sondern, Akzeptanz und Verständnis zu verbreiten. Die Situation sei momentan einfach schwierig, zumal Genehmigungen für Veranstaltungen und Feiern erteilt werden können, jedoch nur mit der Prämisse, dass diese Genehmigung mit einer Regelveränderung wieder erlöschen kann.
Schumacher selbst nimmt die Bevölkerung als gespalten wahr. „Vielen gehen die Regeln zu weit, anderen sind sie nicht streng genug“, sagt er. Er stellt jedoch auch fest, dass ein Großteil der Menschen schon aus Selbstschutz die Maßnahmen ernst nimmt. „Wir können nicht jede Feier kontrollieren. Das passiert stichprobenartig“, sagt er. Corona sei momentan jedoch klar die Priorität, zurzeit wartet das Ordnungsamt auf die neue Schutzverordnung des Landes.
Dass das Thema Covid-19 auch in der Bevölkerung wieder wichtiger geworden ist, bemerke man im Rathaus unter anderem daran, dass die Corona-Hotline wieder verstärkt genutzt wird. Im Amt selbst werde darauf geachtet, dass die Maßnahmen befolgt werden und dass zum Beispiel viel per Videokonferenz geregelt wird. „Wir wissen allerdings auch: Den hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.“