Gebühren steigen : Biotonne soll bald wöchentlich geleert werden
Jülich Um den steigenden Mengen bei der Grünabfuhr Herr zu werden, soll die Biotonne ab 2022 von April bis November wöchentlich abgefahren werden. Das führt zu teils deutlichen Gebührensteigerungen.
Nach der Regio-Entsorgung kündigt auch die Stadt Jülich eine Umstellung bei der Bioabfuhr an: Um den zunehmenden Abfallmengen bei der Grünabfuhr Herr zu werden, soll ab kommendem Jahr von April bis November eine wöchentliche Abfuhr der Biotonne erfolgen. Dadurch werden die Gebühren teils deutlich steigen.
Das grundsätzliche Problem ist simpel: Bei der Bioabfuhr wird getrennt zwischen Bioabfällen wie Obst- und Gemüseresten und Rasenschnitt sowie Grünabfällen wie Ast- und Strauchwerk. Die Bioabfälle werden in die Vergärungsanlage nach Würselen transportiert, die Grünabfuhr wird im Entsorgungszentrum Warden angeliefert. Beide Abfuhren erfolgen getrennt, also auch mit zwei unterschiedlichen Fahrzeugen. Die Menge der Grünabfälle hat allerdings deutlich zugenommen. „Im Schnitt sind das 900 Tonnen im Jahr. Wir haben aber auch Ausreißer, also Jahre, in denen auch schon mal 1300 Tonnen Grünabfälle anfallen“, erläutert Jülichs Abfallberaterin Ulrike Caspar. Die müssen per Hand verladen werden, weil die Bürger sie entweder bündeln oder in Kübeln und Säcken bereitstellen.
Aber – siehe oben – nicht alles, was da im Sack oder Kübel an den Straßenrand gestellt wird, ist eben auch tatsächlich Grünabfall. „Der bereitgestellte Abfall enthält in zunehmendem Maße unter anderem Rasenschnitt, Vertikutiergut, Stauden, Fallobst, klein geschnittenen Heckenschnitt oder Blätter“, heißt es dementsprechend in einer Sitzungsvorlage der Verwaltung, die bemüht ist, das Problem – wie in anderen Kommunen auch – in den Griff zu bekommen. „Vieles wird in Säcken oder Kübeln an die Straße gestellt, was in die Biotonne gehört“, sagt Ulrike Caspar.
Dementsprechend soll ab dem kommenden Jahr in der Vegetationsphase von April bis November die Biotonne wöchentlich geleert werden, damit das, was in die Biotonne gehört, auch tatsächlich automatisch in die Biotonne gelangt und nicht per Hand entsorgt werden muss. „Eine händische Verladung von mehreren hundert Anfallstellen pro Tag geht mittlerweile weit über das körperlich Machbare hinaus“, heißt es dazu in der Verwaltungsvorlage. Ulrike Caspar sagt es so: „700 Mal am Tag Säcke in die Schüttung hoch zu heben bedeutet auch, sich jedes Mal einer Gefahr auszusetzen.“
Der massive Anstieg bei den Grünabfallmengen hat auch dazu geführt, dass in der Vergangenheit Bezirke nicht an einem Tag abgefahren werden konnten und sich die Abfuhr über mehrere Tage erstreckt hat. Ein weiteres Problem ist offenbar, dass die Branche insgesamt unter einem Personalmangel leidet, der in Pandemiezeiten nicht besser geworden ist. Der zusätzliche Termin für die Bioabfuhr kostet natürlich Geld. Die Gebühren für die 120-Liter-Tonne sollen um zehn Prozent von 74,76 auf 82,68 Euro steigen, für den 240-Liter-Behälter um 20 Prozent von 129,96 auf 157,68 Euro.
Wichtig: Die Grünabfuhr wird es natürlich auch weiterhin geben. Auch Kübel sind künftig nicht verboten, allerdings hofft man bei der Stadt, dass die mit dem zusätzlichen Abfuhrtermin nicht mehr oder deutlich weniger benötigt werden, weil in der Tonne dann genügend Platz ist.
In der Sitzung des Hauptausschusses am Montag haben die Politiker der entsprechenden Satzungsänderung zwar zugestimmt, wollen aber, dass für 2023 mögliche Probleme nachjustiert werden können. „Das ist ein komplexes Thema. Eine Lösung, die allen gerecht wird, werden wir nicht finden können“, betonte etwa CDU-Fraktionsvorsitzender Marco Johnen. „Auf dem Dorf gibt es mit einem großen Garten andere Bedarfe als etwa nur mit dem Balkon in der Stadt“, betonte er. Befürwortet wird allerdings auch eine Lösung, die für die Bürger einfach und praktikabel ist, damit Abfälle nicht plötzlich am Straßenrand abgeladen werden. Eher nicht umzusetzen sind Modelle, nach denen bei den Abfällen die Menge kostengerecht abgerechnet wird, wie es indirekt SPD-Ratsmitglied Harald Bleser angeregt hatte.
Eine weitere Änderung der Satzung soll es noch in einem ganz anderen Bereich geben. Die Stadt will vor allem bei der Sperrmüllentsorgung künftig rigider durchgreifen können. Immer öfter gibt es Beschwerden, dass schon weit vor einem Sperrmülltermin die Abfälle an den Straßenrand beziehungsweise auf dem Bürgersteig bereitgestellt werden. Zum Beispiel bei einem Wohnungswechsel. „Wir hatten schon Fälle, wo Bürger Wochen vor dem eigentlichen Termin ihre Sachen bereitgestellt haben – wenn sie denn überhaupt einen Termin hatten“, erklärt Ulrike Caspar. Die Beschwerden häufen sich jedenfalls. Deswegen soll in der Satzung nun klar geregelt werden, dass Müllgefäße, Sperrmüll, Grünabfall und Elektrogeräte frühestens am Vorabend ab 18 Uhr bereitgestellt werden dürfen. Dann könnte ein wochenlanges Fehlverhalten als Ordnungswidrigkeit eingestuft und geahndet werden. Das letzte Wort hat in beiden Punkten der Stadtrat. Der tagt am Donnerstag.